Mittelstand:
So wachsen Kleinunternehmer mit Social Media
Jutta Zeisset hat den Hof ihrer Eltern in ein florierendes Café mit Bauernladen und Museum verwandelt. Social Media half ihr, Kunden in ganz Deutschland zu begeistern. So geht's:
Jutta Zeisset hat vieles richtig gemacht, seit sie 2005 mit 24 Jahren den Hof ihrer Eltern übernahm. Zu Beginn wirkte dieser aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht gerade wie eine zukunftsträchtige Goldgrube. Ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Bauernladen, Eierverkauf auf Rädern und einem Museum mit historischen Exponaten aus Landwirtschaft und Haushalt, gesammelt von ihrem Vater. Und das mitten in der Provinz an der französischen Grenze.
Doch die Bauerstochter und gelernte Gärtnerin hat dem Hof eine Zukunft gegeben: Sie belebte das Museum, baute dazu ein großes Café mit Gartenterrasse, verkleinerte auf der anderen Seite die Fläche des Hofs und konzentrierte sich mehr auf den Verkauf in Café und Laden statt auf die Produktion. Nur in der Bäckerei stellen ihre Angestellten noch selbst Brot und Gebäck her.
Die Flyer mussten Social Media weichen
Im Marketing hat sie sich ganz auf Social Media konzentriert: Sobald Facebook nach Deutschland kam, hat sie sich von den gedruckten Flyern verabschiedet, die sie in der Umgebung verteilte, und ist voll ins Social-Media-Marketing eingestiegen. Seitdem ist ihre Reichweite kontinuierlich gewachsen.
Und mit der Reichweite das Geschäft. 30 Mitarbeiter beschäftigt die heute 36-Jährige inzwischen. Wenn sie Zwetschgenkuchen postet, reißen ihr die Gäste die Stücke am Nachmittag aus der Hand. Wenn sie über Plätzchenbacken bloggt, rufen Leute aus ganz Deutschland an, um Weihnachtsgebäck zu bestellen.
13.000 Follower hat sie inzwischen allein auf Facebook. 16.000 auf allen ihren Social-Media-Kanälen zusammen. Durch diesen Erfolg konnte sie sich ein weiteres Standbein aufbauen: Auf regionalen Veranstaltungen ist sie inzwischen gefragte Rednerin zum Thema Social-Media-Marketing. Sie gibt Workshops und hat sich eine kleine Agentur für Social Media und Webdesign aufgebaut. Sogar Facebook-CEO Sheryl Sandberg ist von ihrer Geschichte begeistert.
Fünf Tipps von Jutta Zeisset zeigen, wie Kleinunternehmen mit professionellem Social-Media-Marketing wachsen können:
1. Seien Sie authentisch
Social Media ist ein Medium für Freunde, auf dem man sich persönlich und nahbar präsentieren sollte. Deshalb postet Jutta Zeisset nicht nur ihre Torten. Ihr ist wichtig, auch zu zeigen, welche Menschen hinter dem Unternehmen steht, wie es nach Feierabend aussieht. Deshalb fotografierte sie zum Beispiel die Schwarzwälder Kirschtorte, die im Mai vom Tresen gefallen war. Dieses Menschliche ist ein Teil ihres Erfolgs.
2. Haben Sie Geduld
Zwar hat Jutta Zeisset schon 2009 die Seite für ihr Museumscafe aufgemacht. Sie kam aber erst 2012 richtig ins Rollen. Das zeigt: Es braucht Zeit, eine treue User-Basis aufzubauen. Sie ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit.
3. Kommunizieren Sie, statt zu werben
Fans erwarten eine bidirektionale Kommunikation mit dem Unternehmen auf Augenhöhe. Die Portale sind nicht einfach nur billige Werbeplattformen. Wer krampfhaft neue Kunden erreichen will, ist hier falsch. Das heißt zum Beispiel auch, dass man Kritik einstecken und erst nehmen muss, die aus der Community kommt. Und dass man gewillt ist und Kapazitäten schafft, um mit dem Nutzer in Interaktion zu treten.
4. Gib der Community etwas zurück
Über Social Media kann man sein Image als Unternehmer pflegen, zum Beispiel indem man sich lokal engagiert. Jutta Zeisset nutzt Social Media, um der Region und der Landwirtschafts-Community etwas zurückzugeben. Neben dem Facebook-Auftritt für ihren Hof betreibt sie ehrenamtlich die Seiten „Ich liebe Landwirtschaft“ und „Region Kaiserstuhl & Breisgau“. Mit der Landwirtschaftsseite möchte sie Bauern deutschlandweit unterstützen und vernetzten. So macht sie sich auch als Workshop-Anbieterin einen Namen. Und mit der Tourismusseite will sie etwas für die Region tun – und damit wiederum auch für sich.
5. Sprich die richtigen Zielgruppen an
Über bezahlte Posts kann man die Reichweite schon mit wenig Marketinggeld erhöhen. Mithilfe des Zielgruppentargetings spielt Jutta Zeisset bezahlte Posts an Frauen zwischen 35 und 54 Jahren aus. Weil die gern Kaffee trinken gehen und ihre Familie mitnehmen. Bewusst spielt sie sie überregional aus: „So kommen wir zu Reservierungen von Touristen aus Dortmund, der Pfalz oder Duisburg, die in der Gegend Urlaub machen.“
Die ausführliche Geschichte von Jutta Zeissets Museumscafé & Hofladen inklusive einer ausführlichen Checkliste zu Social Media lesen Sie in Ausgabe 46 der W&V. Sie ist Teil der sechsteilige Serie zum Thema "Marketing im Mittelstand - Marketing goes wild". Bleiben Sie auf dem Laufenden und sichern Sie sich Ihr Serien-Bundle!
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