Information und Meinungsbildung

Die Macht der Algorithmen und der daraus entstehenden Meinungsmonopole, unsere Sicht auf die Welt zu formen, ist beispiellos. Sie filtern nicht nur Informationen; sie formen unsere politischen Landschaften, indem sie entscheiden, was wir sehen und was uns verborgen bleibt. 

Auf der positiven Seite kann KI genutzt werden, um eine breitere Palette von Perspektiven zu präsentieren und so zu einer informierteren und engagierteren demokratischen Gesellschaft beizutragen. Initiativen, wie das "Project Debater" von IBM, zeigen, wie KI in Debatten eingesetzt werden kann, um fundierte Argumente zu liefern und das kritische Denken zu fördern.

Transparenz und Kontrolle

Die Forderungen nach Transparenz im Umgang mit KI werden lauter. Doch die verantwortlichen Tech-Giganten hüllen sich (oft) in Schweigen. Womit werden die Algorithmen trainiert? Ist die Datenbasis vertrauensvoll?

Ich plädiere dafür, dass die Gesetzgebung mit der Technologie Schritt hält. Ohne staatliche sowie bürgerliche Regulierungen könnten Algorithmen nicht nur unsere Daten, sondern auch unsere demokratischen Freiheiten gefährden.

Ethik und KI

Die Notwendigkeit, ethische Überlegungen in den Umgang mit KI zu integrieren, ist offensichtlich. Doch der aktuelle Fokus auf "ethische KI" gleicht lediglich einem Lippenbekenntnis - eine Beruhigungspille für besorgte Menschen.

Wahre ethische KI erfordert radikale Veränderungen in der Art und Weise, wie Technologien entwickelt und eingesetzt werden – Veränderungen, die viele Unternehmen und Regierungen zu scheuen scheinen.

Bedrohung oder Befreier?

Die politischen Ereignisse in den USA und Deutschland, insbesondere die Amtseinführung von Donald Trump, bei der Elon Musk eine sichtbare Rolle gespielt hat, werfen ein grelles Licht auf die dringende Notwendigkeit, die Rolle der KI in der Demokratie zu überdenken und zu regulieren.

Musk, als Schlüsselfigur bei X und einflussreicher Technologieunternehmer, steht im Zentrum dieser Diskussion. Seine Plattform X hat enorme Macht über die Informationsverbreitung und könnte eine zentrale Rolle in der Formung politischer Meinungen und Prozesse spielen.

Auch Mark Zuckerberg steuert mit Meta auf Trump-Kurs: dieser veröffentlichte Anfang Januar, dass der Faktenchecker in den USA durch Community Notes nach Vorbild von X ersetzt werden. Es lässt vermuten, dass auch diese Änderungen darauf abzielen, den US-Präsidenten und seine Wähler*innen zu besänftigen.

Dies macht die Notwendigkeit einer strengen Überwachung und Regulierung von KI-gesteuerten Plattformen umso dringlicher. Wie einst die Gutenberg-Druckpresse das Informationszeitalter einläutete und die gesellschaftlichen Strukturen nachhaltig veränderte, so steht auch die Künstliche Intelligenz für den Beginn einer neuen Ära der Informations- und Machtverteilung.

Die Parallelen zwischen diesen beiden technologischen Revolutionen sind auffällig und lehrreich. Sie zeigen, dass jede technologische Innovation sowohl das Potenzial hat, die Gesellschaft zu befreien, als auch neue Formen der Kontrolle und Manipulation einzuführen. 

Die KI könnte die größte Bedrohung für die Demokratie sein, der wir je gegenüberstanden, oder ihr größter Befreier. Der entscheidende Punkt ist, wie wir diese Technologien gestalten und regulieren – entweder kontrollieren wir die KI und die dahinterstehenden Akteure oder wir werden durch sie kontrolliert.

Die Zeit zu handeln ist jetzt. Die Beteiligung von Figuren wie Elon Musk und Mark Zuckerberg unterstreicht die Komplexität und Dringlichkeit dieser Herausforderungen und fordert uns auf, mit Weitsicht und Entschlossenheit zu handeln.

Über den Autor: 

Sebastian Warschow, Chief Communications Officer bei Haebmau, ist Kommunikationsexperte und beschäftigt sich mit dem strategischen und organisatorischen Wandel von Marken. Mit 20 Jahren Erfahrung im Bereich Marketing und PR hat er Brands wie Adidas, Mytheresa.com, Primark und anderen geholfen, ihre Positionierung zu stärken. Außerdem setzt er sich zum Beispiel im Fashion Council Germany und innerhalb des Neo Fashion Awards für die Modebranche und die Förderung junger Talente ein.

Dieser Beitrag ist Teil der W&V-Kolumne Creative Social Responsibility. Zuletzt sind dort unter anderem diese Themen erschienen:

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Autor: W&V Gastautor:in

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