Zahlen, bitte!:
Geldmaschine OMR
Messe, Treffpunkt, Party, die OMR hat alles geboten. Sie war ein voller Erfolg. Und ein Life-Hack, wie man aus einem Event finanziell möglichst viel rausholt.
Vorweg: Die OMR war hervorragend organisiert. Ströme aus 70.000 Besucherinnen und Besuchern so zu lenken, dass keine schlechte Laune aufkommt, ist eine Leistung. Permanent achteten Ordner auf die beste Wegeführung. Es ging zu wie in einem fröhlichen Bienenstock.
Als es am zweiten Tag zur Mittagszeit regnete, standen Schirme an den Ausgängen bereit. Kam jemand von draußen in eine Halle, reichte er oder sie den Schirm einfach an jemanden weiter, der oder die die Halle verlassen wollte.
Die OMR ist mehr als eine Messe oder ein Festival. Gründer Philipp Westermeyer versteht sie als Plattform für Online-Marketing-Macher. Und dass sie selbst ein Best Case für cleveres Marketing ist, hat man schon in den vielen Gesprächen rausgehört, sobald Zahlen gefallen sind.
Catering
Zoom auf einen der zahlreichen Food-Trucks. Ein Besucher fragt, was der Burger kostet. 17 Euro. Der Besucher sagt, das sei zu teuer und geht. Nach wenigen Minuten ist er zurück. Es ist überall so teuer.
Der Burger-Host sagt: "Ich verstehe dich, Bro! Wir würden den Burger für 9 Euro verkaufen. Aber die OMR macht 17 Euro draus." So geht Wertschöpfung.
Wer mit Gepäck anreiste, dem wurde ebenfalls ein Angebot gemacht, dass er nicht ablehnen konnte: Ein Gepäckstück in Aufbewahrung zu geben, kostete 10 Euro. Nein, nicht Pfand. Das Geld war weg. Auch hier keine Rabatte. Zwei Gepäckstücke 20 Euro. Und so weiter.
Very important
Aber das Beste sind die Masterclasses. Über 240 gab es davon. Willst du Speaker sein, zahlst du 500 Euro. Und du musst einen Stand dazubuchen. Mindesteinsatz: 11.000 Euro. Dafür darfst du aber dein Publikum mit aussuchen.
Tickets für die Masterclasses werden verlost. Weil die Teilnahme künstlich verknappt ist, wird das Ganze erst attraktiv. Und wer eine Masterclass finanziert, erhält die Leads.
Die Ticket-Preise haben sich übrigens nicht verzehnfacht, wie manche erzählten. Letztes Jahr gab es ein 49-Euro-Ticket mit eingeschränktem Zugang. Dieses Jahr nicht. Das volle Ticket wurde sogar billiger. Letztes Jahr kostete es 499 Euro. Dieses Jahr 399 Euro. Rabatte wurden nicht gewährt.
Jungbrunnen
Trotz harter 400 Euro-Tür waren erstaunlich viele junge Menschen vor Ort. Das ist entscheidend. Die OMR ist eine große Party. Es traten Macklemore auf, K.I.Z. und Fettes Brot, sponsored by Vodafone.
Damit die Party rockt, brauchst du junge, begeisterungsfähige, feierfreudige Menschen. Aber woher kamen die alle?
Abgesehen davon, dass Firmenchefs ihren Nachwuchs mit einem OMR-Besuch motiviert haben: Man kam eben doch billiger rein. In der Black-Friday-Week gingen rund 10.000 Tickets für jeweils 80 Euro über den virtuellen Tresen.
Damit wird die OMR übrigens automatisch zur Recruiting-Börse.
Und, sehr clever: Die zahlreichen Crew-Mitglieder waren größtenteils Studierende, die für einen Stundenlohn ab 12 Euro nicht nur den Laden am Laufen hielten, sondern auch freien Eintritt hatten.
Familie
50 Prozent aller verzehrten Speisen sollten dieses Jahr vegan sein, so das erklärte Ziel der OMR. Deshalb gab es auch an den zahlreichen Ständen des "Family-Partners" Melitta ausschließlich Hafermilch und keine Kuhmilch.
Auf dem gesamten Messegelände gab es nur Kaffee der Marke Melitta. Und Bier von der Marke Ratsherren. Familie halt.
Die OMR hat den tipping point erreicht. Sie ist ein Must-go. Es geht nicht nur um Fun, sondern auch um Business – gezielt oder zufällig. Selbst wenn du keine Termine hast, geht was. Miriam Meckel spricht von "Serendipity-Kontakten". Ganz wie im daoistischen "Wu Wei": Lass es geschehen. Sei kreativ passiv.
Es lohnt sich. Auch für die Stadt Hamburg. Rund um die OMR werden schätzungsweise 100 Millionen Euro zusätzlich ausgegeben.