Konzernumbau:
Springer setzt zwei von drei Werbe-Euros mit Digitalem um
Durch das Plus in den digitalen Medien kann Springer Erlösrückgänge im Printgeschäft kompensieren. Doch der Umbau kostet und hinterlässt Spuren in der Bilanz.
Die digitale Wende bei Axel Springer ("Bild", "Die Welt") hinterlässt ihre Spuren: In den ersten neun Monaten des Jahres ist der Umsatz des Medienkonzerns um 1,5 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro gestiegen. Der Anteil der digitalen Erlöse liegt dabei von Januar bis Ende September bei knapp 40 Prozent - gegenüber 36,2 Prozent im Vorjahreszeitraum. Allerdings geht das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um sieben Prozent auf 427 Millionen Euro zurück. "2013 ist für Axel Springer ein Jahr des Konzernumbaus und der Investitionen", erklärt dazu Vorstandschef Mathias Döpfner.
Durch das Wachstum in den digitalen Medien habe Axel Springer Erlösrückgänge im Printgeschäft kompensieren können - einmal mehr. Immerhin: Die digitalen Medien machen für den genannten Zeitraum 46 Prozent am Ebitda aus. Und: Sie stecken hinter dem Anstieg der Werbeerlöse um 6,6 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro (Vorjahr: 1.248 Milliarden). "Das Segment Digitale Medien erwirtschaftete dabei nahezu zwei Drittel der gesamten Werbeerlöse des Konzerns", heißt es.
Obwohl beim Ebitda des Konzerns in Höhe von auf 427 Millionen Euro 7,0 Prozent weniger zusammenkommen als im Vorjahreszeitraum kann Springer nach eigenen Angaben die Rendite mit 17,5 Prozent (Vorjahr: 19,1 Prozent) auf einem hohen Niveau halten. Die Digitalen Medien fahren demnach 20,5 Prozent (Vorjahr: 20,2 Prozent) Rendite ein. "Die Ertragsentwicklung der inländischen Zeitungen wurde hingegen durch marktbedingt rückläufige Erlöse und höhere Restrukturierungsaufwendungen belastet", heißt es. Dennoch: Mit einer Ebitda-Rendite von 20,0 Prozent (Vorjahr: 23,6 Prozent) liegt die Ertragskraft des Segments immer noch gut im Rennen. Die Zeitschriften erbringen zwischen Januar und September dieses Jahres eine Rendite von 22,7 Prozent (Vorjahr: 21,0 Prozent) – spannend für die Funke Mediengruppe, die den Großteil des Springer’schen Printgeschäfts bis Mitte 2014 übernehmen will, wenn das Kartellamt dem Megadeal zustimmt. Schwächer sind die Auslands-Printmedien bei Springer: Dort beläuft sich die Rendite "aufgrund anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen in wichtigen Auslandsmärkten" auf 12,5 Prozent (Vorjahr.: 12,8 Prozent).
Döpfner sieht sich in seinem Kurs bestätigt und betont: "Unsere multimedialen Kernmarken Bild und Die Welt bauen wir mit erheblichen Investitionen aus. Die ersten Erfahrungen mit Bezahlinhalten bestärken uns in unserer Überzeugung, dass Qualitätsjournalismus den Lesern auch online etwas wert ist." Die beiden Marken zählen im Konzern zur ersten Säule des Segments Digitale Medien - Journalistische Portale & andere digitale Medien. Sie umfasst markengebundene Portale wie Bild.de, Welt Online, Aufeminin.com und Onet.pl sowie andere digitale Geschäftsmodelle wie Idealo, Kaufda und Smarthouse. Der Bereich setzt bis Ende September 328,0 Millionen Euro um – ein gutes Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum (261,7 Millionen). Das organische Wachstum beträgt hier 11,6 Prozent, das Ebitda erhöht sich um 24,5 Prozent auf 71,1 Millionen Euro. "Trotz erheblicher Investitionen in die Einführung von Bezahlmodellen für digitale Angebote, blieben die Journalistischen Portale & anderen digitalen Medien mit einer Ebitda-Rendite von 21,7 Prozent (Vj.: 21,8 Prozent) hoch profitabel", fasst die AG zusammen.
Am meisten investiert worden ist rund um die Marke "Bild" - im Sommer ist das Bezahlangebot "Bild Plus" gestartet worden und mit "Bild Bundesliga" baut Springer die digitale Präsenz der Marke weiter aus. Erst im Oktober startete das Online-Reisemagazin Travelbook.de in Zusammenarbeit mit Tripadvisor. Und "Bild Music" bietet in Kooperation mit dem ProSiebenSat.1-Streaming-Dienst Ampya On-demand-Musik und Musikvideos. Details zu Bild Plus oder Bild Bundesliga wie Userzahlen werden indes nicht genannt.
Übrigens: Warum die Gattung Zeitung im dritten Quartal des Jahres nach Nielsen Media Research etwas besser bei den Bruttoerlösen weggekommen ist, dürfte unter anderem an dem riesigen Umsatz liegen, den die "Bild"-Sonderausgabe zur Bundestagswahl ausgemacht hat. Im dritten Quartal legen allein bei Springer die Umsätze des Segments nationale Zeitungen durch das bundesweite Anzeigenblatt zu - um 10,5 Prozent. Dabei macht der Bereich insgesamt in diesem Jahr Minus - die Werbeerlöse liegen in den ersten neun Monaten mit 330 Millionen Euro um 8,5 Prozent unter dem Vorjahreswert (360,7 Millionen). Das Werbeminus wird einmal mehr von höheren Copypreisen komepensiert: Springer hat Mitte August für rund ein Drittel der "Bild"-Auflage die Preise erhöht.
Döpfner rechnet für das Gesamtjahr "unverändert" mit einem Anstieg der Gesamterlöse im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Springer geht davon aus, dass das erwartete Wachstum der Werbeerlöse und stabile übrige Erlöse die sinkenden Vertriebserlöse überkompensieren werden. Das egschäft wird weiter zweigeteilt sein: "Während die digitalen Medien weiterhin sowohl organisch als auch durch Akquisitionseffekte zulegen sollen, werden die Erlöse im nationalen und internationalen Printgeschäft marktbedingt weiter rückläufig sein." Weil Döpfner und sein Team weiter investieren wollen – unter anderem in einen Neubau fürs Digitale in Berlin - erwartet das Haus für 2013 einen Rückgang des Ebitda im einstelligen Prozentbereich.