Sat.1 Gold/ProSieben MAXX:
ProSiebenSat.1 will 2013 zwei neue Free-TV-Sender starten
Sat.1 Gold und ProSieben MAXX sind Teil der Wachstumsstrategie, die ProSiebenSat.1 bis 2015 ganze 750 Millionen Euro Mehrumsatz einbringen soll.
RTL gibt den Senderzuwachs in Form von RTL Nitro als Strategie in der zunehmenden Fragmentierung des Marktes aus. ProSiebenSat.1 nennt es schlicht "Wachstumsstrategie" – und lässt am Mittwoch wissen, dass 2013 gleich zwei neue Free-TV-Sender starten sollen. Nummer eins – Sat.1 Gold – ist seit Längerem angekündigt. Fest steht jetzt, dass der neue frei empfangbare Privatkanal am 17. Januar on Air geht. "Der Kanal richtet sich an kaufkräftige ältere, vorwiegend weibliche Zuschauer, eine Zielgruppe, die für Werbekunden immer mehr an Relevanz gewinnt", heißt es in der Mitteilung anlässlich des "Capital Markets Days" der Gruppe. Der zweite neue Sender trägt den Arbeitstitel ProSieben MAXX. Dieses Programm fokussiere sich ebenfalls auf einkommensstarke Zuschauer, werde aber "deutlich männlicher positioniert" sein, heißt es. Weitere Details gibt es zu Ableger Nummer zwei nicht.
In bestem Börsianer-Deutsch geht der Konzern auf seine generellen Ziele ein. Und das klingt so: "Bis Ende 2015 will der Konzern seinen Umsatz aus fortgeführten Aktivitäten gegenüber dem Jahr 2010 um mindestens 750 Millionen Euro steigern. Über ein Drittel dieses Potenzials hat die ProSiebenSat.1 Group bereits zum Ende des zweiten Quartals 2012 realisiert. Das Segment ‚Digital & Adjacent‘ entwickelte sich deutlich dynamischer als erwartet und wird auch in den kommenden Jahren einen wesentlichen Wachstumsbeitrag leisten."
Im Detail bedeutet das für die einzelnen Bereiche: Im Segment "Broadcasting German-speaking" plant die Gruppe bis Ende 2015 einen zusätzlichen Umsatz von mindestens 250 Millionen Euro gegenüber dem Jahr 2010; der meiste Zuwachs soll ab 2013 dazukommen. Vor allem aus den HD-Offerten sollen steigende Distributionserlöse erwachsen - bis Ende 2015 geht es um Umsatzerlöse von über 50 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2010. Wenn ARD und ZDF ab 2013 zum größten Teil auf Sponsoring verzichten müssen, geht die Gruppe mit ihrem Vermarkter SevenOne Media davon aus, dass rund 25 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich auf den kommerziellen Werbemarkt schwappen werden.
Auch die Legalisierung von Werbung für Wetten und Lotterien will die AG für sich nutzen – die Münchner rechnen für den privaten deutschen TV-Werbemarkt bis 2015 mit einem Umsatzplus von rund 80 Millionen Euro, wenn Bwin und Konsorten wieder legal werben dürfen. Weiteres Wachstumspotenzial sehe der Konzern in der Erschließung neuer Geschäftsmodelle wie dezentraler Werbung; wie viel die umstrittenen regionalisierten Werbekonzepte einbringen könnten, lässt der Konzern offen. Hoffnungen setzt die Gruppe auch in die internationale TV-und Radiosparte: Sie soll der ProSiebenSat.1 Group bis 2015 im Vergleich zum Jahr 2010 zusätzlich mindestens 150 Millionen Euro an Umsatz einbringen.
Das schicke Ressort "Digital & Adjacent" – gemeint sind digitale Angebote und Ventures-Aktivitäten - werden von der AG als "wesentliche Umsatztreiber" eingeordnet. Dazu zählen Online-Video, Online-Games, Ventures & Commerce sowie Music. Bis Ende 2015 will das Unternehmen gegenüber 2010 mit diesen Aktivitäten eine zusätzlichen Umsatz von mindestens 250 Millionen Euro erzielen. Davon habe die Gruppe zum Ende des ersten Halbjahres 2012 bereits 38 Prozent oder 95 Millionen Euro realisiert, heißt es. Im Online-Games-Markt geht es zügig weiter: Gerade eben erschließt sich die AG den türkischen Markt - durch eine Distributionspartnerschaft mit der größten türkischen Mediengruppe, der Dogan Media Group. Im August hat ProSiebenSat.1 bereits eine Vermarktungskooperation mit dem französischen TV-Sender TF 1 geschlossen. "Weitere Distributionspartnerschaften innerhalb Europas folgen in Kürze", heißt es.
Mittlerweile nennt sich die ProSiebenSat.1 Group auch "Deutschlands größter Media-Investor". So stellt der Konzern Werbezeiten seiner TV-Sender ausgewählten Start-up-Unternehmen zur Verfügung und erhält im Gegenzug eine Umsatz- und/oder Unternehmensbeteiligung. Seit 2010 hat die AG ein Ventures-Portfolio mit mehr als 40 Partnern oder Beteiligungen aufgebaut. Bis 2015 erwartet das Unternehmen, mit Digital- und Ventures- Aktivitäten mindestens auf Niveau des geplanten Umsatzziels von 435 Millionen Euro zu liegen. "Das Unternehmen geht jedoch davon aus, dass sich das Wachstum unter anderem durch den Ausbau der Internetplattform MyVideo zu einem Online-TV-Sender, die Internationalisierung des Games-Geschäfts sowie das starke Ventures-Portfolio stärker beschleunigt als ursprünglich angestrebt", heißt es.
Zu guter Letzt darf die Inhaltesäule nicht außen vor gelassen werden. Sie heißt "Content Production & Global Sales". Und sie wächst schneller als geplant. "Im Vergleich zum Jahr 2010 soll die vierte Säule bis 2015 über 100 Milionen Euro zum zusätzlichen Umsatzwachstum beitragen. Davon realisierte ProSiebenSat.1 mit Ende des ersten Halbjahres 2012 bereits 40 Prozent, dies entspricht 40 Millionen Euro", rechnet die AG vor. Die Red Arrow Entertainment Group ist mittlerweile ein internationales Produktions- und Vertriebshaus mit 18 Firmen in neun Ländern. "Zweieinhalb Jahre nach seiner Gründung liegt Red Arrow bereits auf Platz acht der weltweit führenden unabhängigen Produktionsunternehmen", so das Resümée.
Derart aufgestellt bestätigt der Konzern den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Der Konzernumsatz soll im mittleren einstelligen Prozentbereich anstiegen, das "recurring EBITDA" den Vorjahreswert von 850 Millionen Euro übertreffen. CEO Thomas Ebeling sagt zusammenfassend: "Die erste Etappe auf dem Weg zu unserem Wachstumsziel 2015 haben wir schneller erreicht als geplant."