Vorstandschef Ebeling spricht nun von der "Zielgeraden zu einem neuen Rekordjahr". Und weiter: "Basis der positiven Geschäftsentwicklung ist unsere starke Positionierung im Kerngeschäft Fernsehen." Künftig würde sich der Konzern mit seinen Wachstumsinitiativen "noch stärker auf die attraktiven Perspektiven in der digitalen Welt sowie im Ausland konzentrieren". Spricht und verkündet, dass die ProSiebenSat.1 Group über ihr Tochterunternehmen SevenVentures eine Beteiligung von 29 Prozent an dem Social-Discovery-Netzwerk MeetOne erworben hat.

Bis 2015 will die Sendergruppe bestehend aus Sat.1, ProSieben, Kabel eins und Sixx ohne Zukäufe zusätzlichen Umsatz von 750 Millionen Euro erwirtschaften - eben auch mit Geschäften abseits des TV-Werbemarkts wie etwa der Produktion von Inhalten, Online-Angeboten oder Bezahlfernsehen. Zum Beispiel: Um 281 Prozent hat die Produktions- und Vertriebssparte Red Arrow die Verkaufserlöse von Produktionen gegenüber dem Vorjahresquartal gesteigert. Das und stark steigende Zahlen bei Online-Erlösen macht den Konzern zuversichtlich: Die Hälfte des Umsatzes soll bis 2015 außerhalb des klassischen deutschen Werbegeschäfts erlöst werden. Auch der eine oder andere Spartensender könnte dazu kommen. Mit gut zwei Milliarden Euro ist die TV-Gruppe noch verschuldet. Free-TV läuft indes solide: Die Senderfamilie erreicht im dritten Quartal einen gemeinsamen Marktanteil von 29,4 Prozent (plus 0,5 Prozent), der Mitmachsender 9Live ist eingestellt worden.

Für dieses Jahr bekräftigte Ebeling seinen positiven Ausblick - auch wenn er sehr vorsichtig bleibt, was den deutschen stagnierenden Werbemarkt angeht. Erstmal gibt er zwei Szenarien aus: Läuft es flau, rechnet der Konzern mit einem knappen Prozent mehr an Erlösen gegenüber dem Gesamtjahr 2010. Läuft es prima, könnten drei bis vier Prozent mehr zusammenkommen. Auch wenn Finanzchef Salzmann beteuert, das vierte Quartal habe gut gestartet, bleibt Ebeling zurückhaltend und tendiert eher zur schwachen version. Für 2012 hat der Konzernchef jedenfalls jüngst Wachstum in Aussicht gestellt, auch wenn das Jahr kein "Boom-Jahr" werden dürfte. Die Aktie hat in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren - von über 21 Euro auf aktuell gut 14,70 Euro. Experten sehen das Kursziel bei über 20 Euro. Den Finanzinvestoren KKR und Permira, die die Mehrheit an der Gesellschaft halten, werden seit Monaten Ausstiegsfantasien nachgesagt.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.