Neustarts und Werbeumfelder:
Das bringt das TV-Jahr 2016
Das Fernsehjahr hat gerade begonnen - und verspricht einige Premieren. Sowohl aus deutschen Produktionen als auch beim VoD. Attraktive Werbeumfelder sind auch dabei.
Premieren, neue Staffeln erfolgreicher Formate, Jubiläen - aber auch ein paar Abschiede erwarten die Fernsehzuschauer 2016. So beginnt bereits am 15. Januar das nächste RTL-"Dschungelcamp", der 1000. ARD-"Tatort" steht an, die Vox-Serie "Club der roten Bänder" wird fortgesetzt, ebenso "The Voice of Germany" bei ProSiebenSat.1, der Sommer bringt die stets gern gebuchten Ereignisse Fußball-EM und die Olympischen Spiele bei ARD und ZDF. Darüber hinaus hat der Streamingdienst Netflix weltweit 31 neue Serien angekündigt. Eine dpa-Umfrage bei den Programmmachern und ein Überblick nach Themen und den großen Sendern - worauf sich die Fernsehzuschauer und die Werbekunden 2016 einstellen können:
ARD
Bereits seit 12. bis 14. Januar (jeweils 20.15 und 21.00 Uhr) gibt es den Politthriller "Die Stadt und die Macht" als Miniserie - vielleicht eine Art deutsches "Borgen" oder "House of Cards" - mit Anna Loos als Bürgermeisterkandidatin von Berlin. Der Start misslang allerdings: Lediglich 2,91 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 8,8 Prozent) verfolgten ab 20.30 Uhr die erste Episode des Sechsteilers; die zweite Folge gab noch weiter Publikum ab und hatte ab 21.15 Uhr 2,72 Millionen Zuschauer (8,6 Prozent).
Beim Neustart des ARD-Sonntagstalks kommt am 17. Januar Anne Will zurück, nachdem "Günther Jauch" vier Jahre auf dem Sendeplatz war. Große Politskandale der Bundesrepublik kommen außerdem ins Programm: "Der Fall Barschel" (Regie: Kilian Riedhof) am 6. Februar mit Alexander Fehling, Fabian Hinrichs und Matthias Matschke.
Noch unklar sind die Sendedaten der Trilogie "NSU" über die rechtsextreme Mordserie, deren Teile perspektivisch jeweils die Täter, Opfer und Ermittler ins Zentrum rücken. Außerdem angekündigt: eine Verfilmung des Bestsellers "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand". Der Film mit dem Arbeitstitel "Wellness für Paare" und Stars wie Anke Engelke und Bjarne Mädel ist eine Art Nachfolger des Films "Altersglühen - Speed Dating für Senioren" von Jan Schütte. Außerdem beleuchtet im Spätsommer ein Doku-Film die Olympischen Spiele vor 70 Jahren: "Der Traum von Olympia - Die Nazi-Spiele 1936".
"Tatort" in der ARD: Der 1000. "Tatort" (wohl Mitte Oktober) nimmt mit seinem Titel "Taxi nach Leipzig" Bezug auf den legendären ersten "Tatort" mit NDR-Kommissar Paul Trimmel (Walter Richter) aus dem Jahr 1970. Mit Günther Lamprecht und Hans-Peter Hallwachs haben einige der Protagonisten des ersten "Tatorts" 46 Jahre und 999 Folgen später Gastauftritte, ebenso Karin Anselm, einst eine der ersten "Tatort"-Kommissarinnen. Ansonsten spielen die beiden aktuellen NDR-Ermittlerstars Maria Furtwängler und Axel Milberg mit.
Am 6. März hat das neue Frauen-Team aus Dresden Premiere und zu Ostern der Event-Krimi mit Heike Makatsch in Freiburg. Das mit Abstand beliebteste Team vom Münster-"Tatort" (Axel Prahl und Jan Josef Liefers) kommt laut WDR wohl im März wieder ("Ein Fuß kommt selten allein") und dann im Herbst mit seinem 30. Fall ("Feierstunde"). Das Münchner Team Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl) ist 25 Jahre im Dienst.
Eurovision Song Contest in der ARD: Nach dem Hickhack um Xavier Naidoo steht nun doch ein deutscher Vorentscheid mit mehreren Teilnehmern am 25. Februar an. Am 14. Mai geht in Stockholm das große Finale der europäischen Musikshow über die Bühne, für die sich auch wieder Australien qualifizieren könnte. Vergangenes Jahr in Wien beim 60. ESC war das fanreiche Australien als Ehrengast dabei und landete auf dem fünften Platz. Moderator ist Vorjahressieger Måns Zelmerlöw ("Heroes") zusammen mit der Komikerin Petra Mede, die schon 2013 in Malmö witzig durch die Show führte.
ZDF
Der langjährige "Schlag den Raab"-ProSieben-Moderator Steven Gätjen gibt im Februar seinen ZDF-Einstand mit einer Samstagabendshow. "Die Versteckte Kamera" (13. Februar) heißt das dreistündige Live-Format mit prominenten Teilnehmern. Ab 25. Februar geht es an vier aufeinanderfolgenden Donnerstagabenden live weiter: mit der Show "I Can Do That", in der sich Promis verschiedenen Herausforderungen stellen müssen. Außerdem plant der Sender mit Gätjen eine Neuauflage von "Deutschlands Superhirn", das einst der inzwischen zur ARD gewechselte Jörg Pilawa im ZDF präsentierte.
Im März soll der ambitionierte Mehrteiler "Ku'damm 56" zu sehen sein über Frauen in der Wirtschaftswunder-Ära, eine strenge Tanzschulen-Besitzerin (Claudia Michelsen) und ihre drei Töchter. Ab 3. Februar bereits läuft die neue Mittwochs-Vorabendserie "Die Spezialisten - Im Namen der Opfer" mit Valerie Niehaus als Gerichtsmedizinerin an. Bereits gestartet sind die fünfteilige Serie "Morgen hör ich auf" mit Bastian Pastewka als Geldfälscher und neue Folgen vom "Bergdoktor". Eine Fortsetzung kommt von der Hebammen-Serie "Lena Lorenz" mit Patricia Aulitzky und Eva Mattes.
ZDFneo erregt an den Januar-Sonntagen seit 10. Januar Aufsehen mit der neuen Retro-Talkshow "Schulz und Böhmermann" mit Jan Böhmermann und Olli Schulz.
RTL
Beim Kölner Privatsender RTL stehen dieses Jahr einige Jubiläen an - zum Beispiel die zehnte Dschungelcamp-Staffel "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" (15. bis 30. Januar), bislang stets ein Garant für die Faszination des Grauens, zufriedenstellende Quoten, enorme Resonanz im Social Web - und gute Werbeerlöse. Gefeiert werden auch 6000 Folgen "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ) am 20. Mai und 10 Jahre "Alles was zählt" Anfang September.
Bei der Autobahnpolizeiserie "Alarm für Cobra 11" wird im Frühjahr 20-Jähriges gefeiert und die 300. Folge ausgestrahlt. Neu dabei ist Daniel Roesner als Partner von Erdogan Atalay. Weiter geht es auch mit der Serie "Der Lehrer" (vierte Staffel) sowie mit der 13. Staffel der profitablen Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) und Dieter Bohlen (Live-Finale am 7. Mai). Im März kommt "Let's Dance" wieder (neunte Staffel) und im Herbst "Das Supertalent" (zehnte Staffel).
Als fiktionale Höhepunkte soll es im Winter/Ende des Jahres dreimal 90 Minuten neue "Winnetou"-Verfilmungen geben mit Nik Xhelilaj in der Titelrolle und Wotan Wilke Möhring als Old Shatterhand. Gastrollen übernehmen etwa Jürgen Vogel und Mario Adorf. Einmal zwei Stunden soll im Frühjahr der Film über die Dassler-Brüder Adolf (Ken Duken) und Rudolf (Torben Liebrecht) dauern, der sich also um die deutschen Sportartikelhersteller Adidas und Puma dreht und als Arbeitstitel "Die Turnschuhgiganten" trägt.
Beim Sport bringt RTL wieder Formel 1 (ab 20. März), Boxen und die WM-Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft (etwa am 4. September gegen Norwegen). Unklar bleibt zunächst, ob es nach dem Kritikerlob und Quotendesaster für die Spionage-Serie "Deutschland 83" weitergeht mit "Deutschland 86".
ProSieben
Im Jahr eins nach Stefan Raab hat es der Privatsender wohl nicht einfach. Viele Sendeplätze sind frei und Shows fallen weg, wohl auch der "Bundesvision Song Contest". ProSieben setzt aber auf viele Neuentwicklungen und noch mehr Joko & Klaas. Neben "Mein bester Feind", "Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt" und der wöchentlichen Montagabendsendung "Circus HalliGalli" (ab 1. Februar wieder, Start mit einer XL-Ausgabe) kommt für Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf auch noch "Die beste Show der Welt" hinzu und die im Titel grammatikalisch schräge Show "Das Duell um die Geld".
Als Samstagabendshow geht auch "Teamwork - Spiel mit deinem Star" mit Jeannine Michaelsen weiter. Außerdem soll es eine Samstagabendshow in den eigenen vier Wänden geben - sie heißt "Heimspiel" und wird bei einem Zuschauer zu Hause statt in einem Studio veranstaltet. Bei "Stars in the Box" (statt "Schulz in the Box" mit Olli Schulz) sollen nun Promis wie Palina Rojinski, Sido oder Smudo in einem völlig ungewohnten Umfeld ausgesetzt werden. Außerdem soll ab Frühjahr die Comedy-Show "Prankenstein" mit Lena Gercke wöchentlich kommen sowie bereits ab Februar eine neue Datingshow mit dem Titel "Kiss Bang Love" (eine Frau küsst zwölf Männer mit verbundenen Augen, um die große Liebe zu finden).
Am 4. Februar startet zudem die elfte Staffel "Germany's next Topmodel - by Heidi Klum" - nach wie vor beliebt bei Sponsoren und Werbekunden, auch wenn die Sendung und Klum nicht unumstritten sind. Juror Wolfgang Joop wird 2016 nicht mehr dabei sein. Ihn ersetzt der Designer Michael Michalsky. Thomas Hayo bleibt entgegen anders lautender Gerüchte doch dabei.
Sat.1
Nach einigen Flops 2015 (etwa "Mila", "Newtopia") bleibt Sat.1 guten Mutes. Nach einem gut gelaufenen TV-Movie im Frühling 2015 kommen 2016 nun sechs Folgen "Einstein" mit Tom Beck in der Hauptrolle. Die Serie dreht sich um einen intelligenten, aber drogenabhängigen Wissenschaftler, der für die Polizeidienststelle Bochum knifflige Fälle löst. In der Produktion "23 Cases" (mit Shadi Hedayati und Bernhard Piesk) geht es um insgesamt 23 Mordfälle, die neu aufgerollt werden müssen.
Als große Events und Movies sind zum Beispiel "Die Hebamme II" (Arbeitstitel/AT) mit Josefine Preuß im Wien des 19. Jahrhunderts angekündigt, das Märchen "Cinderella 2.0" (AT) mit Mira Bartuschek oder auch "Die Suche" (AT) mit Annette Frier als Transplantationschirurgin sowie "Die Truckerin" (AT) ebenfalls mit Frier. Außerdem kommt im Frühling auch wieder "The Voice Kids" und im Herbst die inzwischen sechste Staffel "The Voice of Germany" (zusammen mit ProSieben) mit Moderatorin Lena Gercke.
Der 2016er-Coup des Senders: Sat.1 hat eine Sublizenz für Spiele der Fußballeuropameisterschaft erhalten. Sechs Vorrundenspiele werden live ausgestrahlt. Das verspricht Zug bei Zuschauerzahlen und Werbekunden.
Vox
Der Sender plant eine zweite Staffel der erfolgreichen Krankenhausserie "Club der roten Bänder", die im Spätherbst kommen soll. Die Quoten für die Doku-Serie waren mit gut 14 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen herausragend für den kleinen Sender. Außerdem gibt es im Herbst eine zweite Staffel "Geschickt eingefädelt - Wer näht am besten?" mit Guido Maria Kretschmer und eine dritte Staffel der Gründershow "Die Höhle der Löwen".
Zuvor aber stehen sechs neue Folgen "Kitchen Impossible" mit Rückkehrer Tim Mälzer an (ab 7. Februar) sowie im März der 10. Geburtstag der Reihe "Das perfekte Dinner". Im Frühling kommt auch die dritte Staffel "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" mit Xavier Naidoo, Nena, The Boss Hoss und Samy Deluxe. Als Free-TV-Premiere soll die erste Staffel der Mystery-Serie "Weinberg" mit Friedrich Mücke (vom Sender TNT Serie) laufen.
RTL II
Als deutsche Free-TV-Premiere kommt die fünfte Staffel von "Game Of Thrones" ab 12. Februar. RTL II zeigt vorher (ab 31. Januar) wie in den Vorjahren alle vorherigen Staffeln, um den Neueinstieg zu ermöglichen. Im Herbst fast obligatorisch: Eine neue Staffel der Horrorserie "The Walking Dead", inzwischen Durchgang Nummer sechs. Beide Serien haben große Zugkraft und sind für Werbekunden schon deshalb attraktiv, weil sie bei RTL II erstmals als Umfeld jenseits des Pay-TV vermarktet werden.
Was RTL II selbst produziert: Eine Drama-Serie rund um wahre Verbrechen ("Gottlos - Warum Menschen töten"; ab 16. Februar), Doku-Serien rund um Promis wie "Sarah & Pietro" (ab 18. Januar) oder die Millionärsfamilien Geiss und Dietrich. "Mörtel" Lugner (4. und 11. Januar) zog eher wenig Publikum an (gut 1 Mio. sahen die erste Folge), half aber offenbar den "Geissens" ein wenig besser auf die Füße.
Kabel eins
Der Sender wirbt mit Spielfilmkompetenz und eigenproduzierten Formaten aus dem echten Leben - unter anderem mit einem TV-Comeback: "Die Ludolfs - Das Schrottimperium ist zurück!" (seit 10. Januar, vorher: Dmax). Immerhin 1,41 Millionen Zuschauer waren beim Comeback dabei (Gesamtmarktanteil 3,9 Prozent, 14- bis 49-Jährige 5,9 Prozent).
Die Existenzgründerreihe "Vom Spinner zum Gewinner" startete am 6. Januar zur Hauptsendezeit mit mauen Quoten. 660.000 Zuschauer schalteten ein (2 Prozent), davon 380.000 werberelevante, am 12. Januar 390.000 im Alter von 14 bis 49. Dabei sollte die Gründer-Dokuserie dem Vox-Erfolg "Die Höhle der Löwen" nacheifern. Vielleicht läuft es mit "Die härtesten Jobs der Welt" (ab 2. Februar) besser: In der Doku-Soap geht es um junge Erwachsene ohne Ausbildung, dafür mit Schulden. Sie sollen drei Wochen schuften, um finanziell aus der Misere zu kommen.
Netflix
Weltweit plant der Streamingdienst den Start von 31 Serien sowie zwei Dutzend Filmen und Dokumentationen. Dazu gehören unter anderem die Serien "The Get Down", eine Teenager-Story aus der South Bronx, sowie "The Crown", die private Geschichte rund um Queen Elizabeth II. mit Claire Foy als Hauptfigur. Beides ist für die zweite Jahreshälfte geplant.
Im Netz
Ab 1. Oktober soll es ein rein digitales Jugendangebot von ARD und ZDF für junge Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren geben. Dafür haben die Ministerpräsidenten eigens den sogenannten Rundfunkänderungsstaatsvertrag unterzeichnet.
Abschiede
2016 endet die Krimireihe "Mord in bester Gesellschaft" (ARD) mit Fritz und Sophie Wepper sowie nach 14 Jahren der Bodensee-"Tatort" mit Eva Mattes. Wahrscheinlich wird auch der letzte Krimi der ZDF-Reihe "Bella Block" mit Hannelore Hoger gedreht. Außerdem laufen auch zum Beispiel die Serie "Küstenwache" und nach zehn Staffeln das Kochformat "Lafer! Lichter! Lecker!" aus (jeweils ZDF).
Ende des Jahres geht "Domian" (WDR) nach 21 Jahren als Nachttalker vom Sender. Zudem endet im Spätsommer nach 20 Jahren mit großer Jubiläums- und Abschiedsshow die legendäre Promi-WG-Sendung "Zimmer frei!" (WDR) mit Christine Westermann und Götz Alsmann.
sh/dpa