Von wegen "fair":
Influencer Fynn Kliemann - ein Betrüger?
Die Vorwürfe von Jan Böhmermanns "ZDF Magazin Royale" sind heftig: Kliemann und ein Geschäftspartner sollen in großem Stil mit einer Maskenproduktion betrogen und sich zugleich als Wohltäter inszeniert haben.
Kein angenehmer Abend für Influencer und Unternehmer Fynn Kliemann: Kliemann, außerdem Webdesigner, Musiker, Autor und Youtuber, hat offenbar umfassenden Betrug mit einer Maskenproduktion begangen – das ist zumindest das Resultat einer ausführlichen Recherche des Jan-Böhmermann-Magazins "ZDF Magazin Royale".
Kliemann, der seine Influencer-Karriere 2015 mit Heimwerker-Videos startete, hat demnach zusammen mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck, Geschäftsführer des Unternehmens Global Tactics, in Bangladesch und Vietnam eine hohe Stückzahl von Masken als "fair" und "in Europa produziert" ausgegeben: 2,3 Millionen Masken sollen in Asien produziert worden sein. Kliemann hatte im Netz jedoch stets den Eindruck erweckt, alle Masken seien in Europa hergestellt. Das steigerte auch die Gewinnspanne: Die Produktionskosten in Asien lagen laut Böhmermann bei 45 Cent je Stück. Großkunden bezahlten dafür ab einem Kauf von 100 Masken 98 Cent pro Stück.
In Europa ließ Global Tactics tatsächlich auch produzieren, und zwar in Portugal und Serbien. Hier kostete die Herstellung 45 bis 53,5 Cent. Diese Masken wurden über Kliemanns Online-Shop Odeso.cool für 2,20 Euro verkauft.
Unbrauchbare Masken für Geflüchtete
Doch es gibt noch heftigere Vorwürfe. Demnach habe das Duo Kliemann und Tom Illbruck 100.000 unbrauchbare Masken aus Bangladesch, die ihnen der Hersteller kostenlos überlassen hatte, an Geflüchtetenunterkünfte in Griechenland und Bosnien verschickt. Sie ließen sich dafür als Wohltäter feiern: "Das fühlt sich schon megageil an … die Menschen sind uns so dankbar", zitiert das Magazin Business Insider Tom Illbruck. Weiter: "Ich meine — wir haben zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen und waren Vorreiter. Das war irgendwie auch unsere Pflicht."
Offenbar wurde auch der Online-Händler About You, über dessen Plattform die Masken ebenfalls verkauft wurden, von den beiden getäuscht: Die Masken wurden dort mit der Angabe "Herstellungsland Portugal" für zuletzt 12,90 Euro verkauft. Mittlerweile wurden die Masken von About You aus dem Sortiment genommen. Der Sachverhalt solle nun erst einmal geprüft werden, so das Unternehmen.
Wie wasserdicht die Recherchen sind, kann letztlich zwar nur das "ZDF Magazin Royale" wissen. Allerdings sind die Beweise ziemlich erdrückend, denn Böhmermanns Team hat sich umfassend umgehört: Es wertete interne Chats, Sprachnachrichten, E-Mails, Lieferscheine, Auftragsbestätigungen, Fotos, Videoaufnahmen und Anruflisten aus. Das Resultat der Recherche ist auf einer eigenen Website detailliert nachzulesen.
Eine Reaktion von Kliemann und Illbruck auf den Beitrag steht bislang noch aus. Kliemann hatte die Fragen des ZDF-Magazins noch am 1. Mai 2022 auf seinem Instagram-Account in einem 30-minütigen Video vorgelesen und versucht, die Vorwürfe mit einer - vermeintlich - ehrlichen Stellungnahme zu entkräften. Bei den Followern auf Instagram kann er damit allerdings nach der Sendung nicht mehr punkten: "Da wird wohl bald die Polizei klingeln", kommentiert ein User, "Game Over", ein anderer. Fest steht: Die Angelegenheit ist jedenfalls noch nicht vorbei.
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