Onlineshopping:
Bonprix will Social-Commerce ausbauen
Der internationale Modehändler Bonprix arbeitet an seiner Digital-Strategie. Trotz eines umsatzschwachen letzten halben Jahres soll verstärkt in den Online-Handel, genauer in den Social Commerce und in die IT-Infrastruktur, investiert werden.
Digital first - das scheint sich der Modehändler Bonprix auf die Fahne geschrieben zu haben. Die aktuellen Herausforderungen wie steigende Rohstoff- und Frachtkosten, die sich anbahnende Energiekrise und ein insbesondere im Textilbereich ausgesprochen gedämpftes Konsumklima hinterlassen auch bei Bonprix Spuren. Im ersten Geschäftshalbjahr 2022/23 wurden elf Prozent weniger Umsatz erwirtschaftet als im Vorjahr. Viele Länder vor allem in Osteuropa und Skandinavien entwickelten sich weiter positiv, eine deutliche Kaufzurückhaltung bremste dagegen die Geschäftsentwicklung, insbesondere im Heimatmarkt Deutschland. Dennoch fokussiert sich das Unternehmen weiter auf strategische Digitalisierungsthemen und investiert gemeinsam mit dem Partner Hermes Fulfillment in effiziente Logistikprozesse im Versand-Zentrum am Standort Haldensleben.
"Wie viele Branchen sind auch wir als Modeunternehmen nicht von den Auswirkungen steigender Beschaffungs- und Energiepreise sowie damit einhergehend sinkender Kaufkraft und Konsumzurückhaltung verschont geblieben. In der Gesamtheit hat dies für Bonprix zu einem rückläufigen Umsatz im ersten Geschäftshalbjahr 2022/23 geführt, auch wenn wir sortimentsübergreifend noch über dem Markt lagen. Mit dem Start in den Herbst und das zweite Geschäftshalbjahr können wir eine erste Entspannung verzeichnen, der September lief sehr erfreulich", kommentiert Kai Heck, für den Finanzbereich verantwortlicher Geschäftsführer bei Bonprix, die vorliegenden Zahlen.
Zurückhaltung in Deutschland
Im Heimat- und Kernmarkt Deutschland ist ein Umsatzrückgang von fast 13 Prozent zu verzeichnen. Hier zeigen sich bei den Bonprix Kunden und Kundinnen Unsicherheiten durch unter anderem steigende Energiekosten und eine besondere Preissensibilität. Diese Entwicklung könnte auch dazu führen, dass das Unternehmen seine Pilotfiliale in Hamburg schließt. Dort kam ein innovatives Retail-Konzept zum Einsatz, bei dem digitale Kunden-Services den Kauf im Ladengeschäft unterstützen.
Kunden und Kundinnen, die den Store besuchten, konnten über eine Bonprix-App den QR-Code von jedem Kleidungsstück scannen, denn im Ladengeschäft selbst konnte man nicht unter verschiedenen Größen wählen, wie man es gemeinhin von Mode-Geschäften kennt. Stattdessen wird jeder Artikel nur einmal präsentiert. Im Sinne eines "Showrooms" erhalten die Kunden und Kundinnen dann die gescannte Ware in der richtigen Ware in die Umkleidekabine. Bis es so weit ist, können sich Kunden die Wartezeit in einer Lounge vertreiben. Alle gescannten Artikel werden in der App in einem Warenkorb gespeichert. Dieser aktualisiert sich automatisch, wenn Kunden die Kabine verlassen. Im Warenkorb erscheinen so nur die Artikel, die Kunden auch mitnehmen. Der Einkauf kann dann direkt über Paypal oder per Self-Checkout bezahlt werden.
Die Mehrzahl der osteuropäischen Märkte, darunter Polen, die Slowakei, Rumänien und Ungarn konnten ein gutes Umsatzplus im jeweils ein- bis zweistelligen Bereich erzielen. Gleiches gilt für Österreich, die Schweiz und die skandinavischen Länder Schweden und Norwegen, die auch ein- und zweistellig zulegten. Der erst 2021 gelaunchte finnische Webshop entwickelt sich ebenfalls sehr positiv.
Zentraler Online-Fokus
Bonprix möchte trotz rückläufiger Umsatzentwicklung weiter an seiner Digitalisierungsstrategie festhalten und vor allem den E-Commerce weiter ausbauen. Um die Marke als internationale digitale Fashion Brand zu schärfen, sollen insbesondere der Bereich Social Commerce ausgebaut und die IT-Infrastruktur inklusive der zahlreichen Apps über alle Länder hinweg vereinheitlicht werden.
"Mit der Konzentration auf unsere strategischen Digitalisierungsthemen investieren wir weiter in die Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodells, um perspektivisch den Wachstumspfad für Bonprix wieder erfolgreich fortzusetzen", so Richard Gottwald, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Bonprix.
Ausbau der Logistik
Das Versand-Zentrum der Hermes Fulfillment GmbH in Haldensleben arbeitet inzwischen fast ausschließlich für die europaweite Warendistribution von Bonprix. In enger Partnerschaft investiert das Modeunternehmen in die Effizienzsteigerung und Optimierung der Logistikprozesse: Durch die Digitalisierung des Wareneingangs sollen Kartons automatisch erfasst und weiterverarbeitet werden können. Auch die Packerei wird digitalisiert und für die Mitarbeitenden ergonomisch optimiert. Beilagen und Rechnungen aus Papier entfallen. Durch diese Maßnahmen soll die Warenverarbeitung erleichtert und beschleunigt werden, was zu kürzeren Lieferzeiten für die Bonprix Kunden und Kundinnen führen soll.
Autorin: Eliza Hahnenstein