Wir sehen nette und durchaus bildgewaltige kurze Clips im klassischen Vignetten Format. Epische Musik. Und viele „Warum“ Fragen und die Antwort: „Weil wichtig ist, was uns vereint“. Und wer sich fragt, warum dies die recht nichtssagende Antwort ist: Weil es so schön zum Claim „Einfach, weil´s wichtig ist“ passt. Fazit: Elfmeter verschossen, Chance verpasst.

Auch die Bahn macht mit

Die Deutsche Bahn hat zumindest ein konkretes und wichtiges Thema: Unter dem Motto „Ein Team. Fürs Klima“ soll der Spot überzeugen, alle Anreisen zur EM mit der Bahn zu machen und so die EM zur nachhaltigsten aller Zeiten zu machen.

Die Umsetzung: klassisch und solide gemacht. Mit mehreren Protagonisten, die mit der Bahn zur EM fahren und alle zusammen aussteigen. Es fühlt sich allerdings eher wie ein routinierter 1:0 Sieg der Bayern in Dominanz-Zeiten an. Professionell, souverän - aber auch nicht mehr. Nur bei der musikalischen Unterlegung mit „You´ll never Walk alone“ kommt kurz echte Spielfreude auf, als würden „Robbery“ zusammen zaubern.

Telekom als Kunstwerk

Und dann gibt es Spiele, die sind einfach ein großes Fragezeichen: gleichzeitig genial und grottenschlecht. Champions-League und Kreisklasse wechseln alle fünf Minuten. So ähnlich ist es mit dem Spot der Telekom, der von Kontrasten lebt. Er zeigt jubelnde Menschen, die das Turnier auf öffentlichen Plätzen und in Kneipen gemeinsam erleben, dank der Glasfaserversorgung durch die Telekom. Dagegen stehen verwaiste Plätze und Kneipen, welche die Botschaft "Kein T-Glasfaser. Kein Fußball" unterstreichen sollen.

Bilder, Kamera-Einstellung, Schnitte, Dramaturgie: genial. Ein echtes Kunstwerk. Aber was genau will uns die Telekom mit „Kein T-Glasfaser. Kein Fußball“ sagen? Schließlich ist Deutschland beim Ausbau des Glafasernetzes ähnlich erfolgreich wie die Nationalmannschaft bei den letzten großen Turnieren. Und so schaut die deutliche Mehrheit der Deutschen die EM eben ohne Glasfaser. Optik also top, Inhalt absoluter Flop.

Was bei allen Spots, ob monumental oder banal, auffällt: Das Thema Diversität ist bei großen Marken inzwischen zur absoluten Selbstverständlichkeit geworden.

Dominic Scheppelmann, Geschäftsführer 2do (GROW Digital Group)

Dominic Scheppelmann, Geschäftsführer 2do (GROW Digital Group)

Der Autor: Dominic Scheppelmann ist Geschäftsführer der 2do GmbH, ein Unternehmen der GROW Digital Group.


Autor: W&V Gastautor:in

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