Eutelsat-Studie:
Medientage München: Wann wird der Second Screen zum First Screen?
Eutelsat und GfK Enigma prognostizieren: In fünf Jahren hantieren fast 80 Prozent neben der linearen Fernsehnutzung an einem zweiten Bildschirm.
Wie sieht die TV-Nutzung in fünf Jahren aus? Die Zahlungsbereitschaft für Pay-TV wird weiter steigen, die großen öffentlich-rechtlichen und privaten Sender werden an Bedeutung verlieren, der "Second Screen" wird immer wichtiger. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie, die GfK Enigma auf den Medientagen München vorgestellt hat. Der "Second Screen" eines Computers oder Smartphones, der von vielen Verbrauchern neben dem Fernsehkonsum begleitend genutzt wird, habe sogar das Zeug, sich zum "First Screen" aufzuschwingen, sagt Eutelsat-Direktor Christian Heinkele auf Grundlage der Studie. Der Satellitenbetreiber Eutelsat hat die Untersuchung in Auftrag gegeben. Für sie sind 40 Top-Entscheider befragt worden.
In fünf Jahren, darauf legen sich die Befragten fest, hantierten fast 80 Prozent neben der linearen Fernsehnutzung an einem zweiten Bildschirm, einem Tablet oder Smartphone. Entscheidend sei, so Heinkele, welcher der Bildschirme die größere Aufmerksamkeit erhalte. Dieses herauszufinden, sei eine große Herausforderung für die TV-Macher und die Werbeindustrie. Noch sind sich die befragten Top-Entscheider nicht einig, ob die Programmanbieter ihre Stoffe so spannend machen sollten, dass die Zuschauer gar nicht erst auf die Idee kommen, einen weiteren Bildschirm nebenher zu bedienen - oder ob die Sendungen gleich den Second Screen einbinden sollten, so wie es heute beispielsweise schon mit dem RTL-II-Format "Berlin - Tag & Nacht" geschieht, das auf Facebook extrem hohe Resonanz hat. RTL hält neuerdings zum Beispiel die Rechte an einer Second-Screen-Castingshow. Bei "Rising Star", in Israel der Quotenhit dieses Jahres, stimmt der TV-Zuschauer anstelle von klassischen Telefon-Votings zu Hause mittels einer mobilen App ab.
Die Diversifizierung der herkömmlichen Senderlandschaft wird laut Studie voranschreiten. Große Systeme wie ARD, ZDF, RTL oder ProSiebenSat.1 werden demnach im Jahr 2018 nur noch auf etwa 58 Prozent Marktanteil statt auf etwa 75 wie heute kommen. Kleine Mitbewerber treten neu in den Markt ein, so wie derzeit Dmax-Schwester TLC, Joiz oder Welt der Wunder TV.
Große Sorgen macht sich Jürgen Brautmeier, Direktor der NRW-Medienanstalt LfM, angesichts des zunehmenden Angebots im nicht-linearem Markt, also beim Abruffernsehen wie Video-on-demand. Der Regulierungsrahmen sei nicht mehr zeitgemäß, der Gesetzgeber habe keinen Zugriff auf nichtlineare Angebote. Gerichte würden heute immer noch auf Grundlage des Rundfunkstaatsvertrags entscheiden, in dem viele neue Entwicklungen unberücksichtigt seien.
dpa/ps