Facebook, Twitter:
König Fußball dominiert auch das Social TV
Beim 2. Social TV Summit der BLM in München zeigt sich, dass nur ausgewählte Fernseherlebnisse bei Facebook oder Twitter boomen.
Social TV funktioniert nur bei bestimmten Fernsehgenres richtig gut. Den Austausch über soziale Netzwerke parallel zum TV-Konsum pflegt das TV-Publikum vor allem dann, wenn es Sport, Live-Shows oder auch Scripted-Reality-Formate à la "Berlin – Tag & Nacht" verfolgt. Auch Serien können rege Diskussionen auslösen - wie zuletzt der Spoiler rund um "How I Met Yout Mother". Das sind Erkenntnisse vom 2. Social TV Summit am Dienstag in München. Florian Kerkau hat jüngst vor allem den Austausch auf Facebook, Twitter und Konsorten rund um Fußball und ganz speziell rund um die Champions League mit ihrem spannenden deutsch-deutschen Finale durchleuchtet. Der Chef der Goldmedia Custom Research GmbH hält auf dem Event der Münchner Medienanstalt BLM fest: "Am meisten wird bei einem Unentschieden getwittert." Auch hat er einen Zusammenhang zwischen der Aktivität im Social Web – "Buzz" – und Quoten im Pay-TV ausgemacht. Zu 81 Prozent könne er die Quoten vorhersagen, die Sky mit Fußball-Übertragungen einfahren werde.
Apropos Champions League: Hier hat das ZDF Großes vor. Laut Philipp Roggenkamp, seit Anfang 2012 Sportredakteur beim Zweiten in Mainz mit dem Schwerpunkt "Social Media" und "Crossmedia", wird der Sender zum Start der neuen Saison den Übertragungen von der Europaliga eine "individuelle Second-Screen-Lösung" zur Seite stellen. Dabei müsse sich der öffentlich-rechtliche Sender allerdings streng an die Auflagen der Uefa halten. Details zum Ausbau der begleitenden Angebote nennt er auf dem Social TV Summit nicht. Generell nutze das "Aktuelle Sportstudio" das Social Web als Info-Quelle; erst am vergangenen Samstag etwa habe ein Tweet des gefallenen Ex-Radprofis Lance Armstrong eine neue Dopingbeichte Jan Ullrichs im Nachgang abgerundet.
Jan Ullrich? Warm hearted. Amazing athlete. Great competitor. Loved toeing the line with you my friend.
— Lance Armstrong (@lancearmstrong) June 22, 2013
Oliver Ecke als Senior Director und Bereichsleiter TNS Infratest Media Research in München spricht indes auf dem Social TV Summit beruhigende Worte in Richtung TV. Mobile Anwendungen wie DailymeTV würden neue Nutzungssituationen für Fernsehen schaffen, nicht aber das Fernsehen als solches gefährden. Und: "So lange Video-on-Demand begrenzt und nicht kostenfrei ist, hat lineares Fernsehen hier keine echte Konkurrenz zu befürchten", so der Forscher. Dass das Mobile-TV-Service DailymeTV den Austausch im Social Web befördert – das sieht Geschäftsführer Jonathan Dähne nicht. "Die wollen einfach nur gucken!", meint er. Am liebsten allein, richtiges Social Cocooning sei das. Ihm pflichtet Marcel Düe, einer der drei Gründer von Tweek bei. Deren App sucht dem User passendes TV-Material aufgrund seines Social-Media-Profils heraus und unterbreitet Vorschläge aus Fernsehen, Mediatheken oder Pay-TV. Aber austauschen würden sich die Nutzer im Nachgang über die gängigen Kanäle Twitter oder Facebook. Ein interessanter Aspekt ist für die Macher klassischen Fernsehens aber dabei: Vor allem am Vorabend und in der Late Prime nach 22 Uhr würden die Zugriffe über Tweek zunehmen, so Düe. Just die Zeit zwischen 18 und 20 Uhr gilt im Fernsehlager ohnehin als besonders umkämpft.