
Nielsen Media Research:
Halbjahresbilanz: Bruttowerbung wächst trotz WM-Zurückhaltung
Zuwachs im Bruttowerbemarkt im WM-Jahr: Doch Nielsen Media Research weiß, dass Werbekunden mit dem Sportspektakel behutsam umgehen ...
Der Werbemarkt hat im ersten Halbjahr deutlich an Fahrt aufgenommen. Das geht aus den am Mittwoch veröffentlichen Zahlen von Nielsen Media Research zu den Bruttoerlösen hervor. Demnach liegen die deutschen Bruttowerbeaufwendungen mit insgesamt 13,22 Milliarden Euro in den klassischen Medien "um ganze 4,9 Prozent über dem Vorjahresniveau – ein Plus, wie es selten geworden ist.
Resultiert der Bruttoaufschwung aus dem Jahr der Fußball-WM? Eher weniger. "Der Mai machte seinem Namen als Wonnemonat alle Ehre und war mit rund 2,5 Milliarden Euro und einem Plus von 11,6 Prozent der werbestärkste Monat des ersten Halbjahres. Einzig der Juni rutschte mit Beginn der Ffia Fußball-Weltmeisterschaft leicht ins Minus (minus 1,6 Prozent). Zwar konnten die öffentlich-rechtlichen TV-Sender von ihren Ausstrahlungsrechten deutlich profitieren, allerdings investierten die Unternehmen insgesamt dennoch im Juni nur knapp zwei Milliarden Euro in Werbung und zeigten damit einmal mehr, dass sie sehr genau prüfen, welche Investitionen sich im Umfeld eines sportlichen Großereignisses für sie lohnen", werten die Forscher die Daten aus. Zu sehen ist beispielweise in der Analyse über die größten Werbekunden, dass im ersten Halbjahr "Trittbrettfahrer" jenseits der offiziellen WM-Sponsoren ihre Spendings deutlich gegenüber Vorjahr erhöht haben. Dazu gehören etwa VW und die DFB-Partner Beiersdorf (Nivea Men) oder Deutsche Telekom, die beide seit Jahresbeginn umfangreich Reklame mit Jogi Löws Jungs in diversen Mediengattungen geschaltet haben.
Weitere Zahlen im Detail: Den größten Zuwachs an Bruttowerbegeld fährt laut Nielsen einmal mehr das Fernsehen ein – mit knapp sechs Milliarden Euro, die bis Ende Juni erlöst worden sind. Macht ein Plus von 8,6 Prozent gegenüber Vorjahr und 475 Millionen Euro mehr an Bruttoumsatz zwischen Januar und Juni. Am stärksten prozentual zugelegt hat dagegen der Bereich mobile Werbung – wie von Fachleuten prognostiziert. Die Werbewirtschaft springt nun doch auf den Hype auf, gibt bis Ende Juni brutto gut 72 Millionen Euro für Reklame auf Smartphones oder Tablets aus und lässt das noch junge Segment gegenüber Vorjahreszeitraum um 51,9 Prozent wachsen - frelich auf immer noch sehr niedrigem Niveau.
Gut im Rennen liegen bis Ende Juni auch die Werbemedien Kino (plus 5,9 Prozent bei 46 Millionen Euro Bruttoumsatz bis Ende Juni), Internet (plus 5,8 Prozent bei 1,48 Milliarden Euro Bruttoumsatz bis Ende Juni) und Out-of-Home (plus 4,6 Prozent bei 737 Millionen Euro Bruttoumsatz bis Ende Juni). Sogar die gebeutelten Zeitungen bekommen den Aufwind zu spüren, verlieren brutto nicht weiter und stagnieren bei einem Mini-Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (bisher 2,2 Milliarden Euro Bruttoumsatz).
Schwer tun sich dagegen weiterhin die Publikumszeitschriften, seit einigen Monaten auch das Radio und erneut die Fachzeitschriften. Bei diesen Gattungen weist Nielsen Media Research Minuszeichen aus: Zeitschriften geben demnach bei der Bruttowerbung um 0,2 Prozent gegenüber Vorjahr nach (bisher 1,7 Milliarden Euro Bruttoumsatz ), der Werbefunk um 0,3 Prozent (bisher 792 Millionen Euro Bruttoumsatz) und die Fachzeitschiften um 3,4 Prozent (bisher 198 Millionen Euro Bruttoumsatz).
Es sind vor allem die großen Werbekunden, die mit ihren Spendings im Frühsommer den Bruttomarkt vorantreiben. Die großflächige Reklame für neue Produkte etwa bei Vodafone schlägt in den vergangenen Werbewochen stark zu Buche. Die ohnehin schon starke Mobilfunkbranche lässt es ergo weiter krachen.