Die Einsparungen betreffen alle Bereiche von G+J Deutschland. Der G+J-Vorstand wolle den Stellenabbau sozialverträglich und im Dialog mit den Arbeitnehmervertretern umsetzen, heißt es seitens des Verlages; man werde "alle personalpolitischen Instrumente nutzen, um für die betroffenen Mitarbeiter faire und angemessene Lösungen zu finden". Der Stellenabbau schließt nach Prüfung jedes Einzelfalles die Nicht-Nachbesetzung offener Stellen (Fluktuation, Renteneintritt) sowie Regelungen für Altersteilzeit ein. Auch betriebsbedingte Kündigungen können nicht ausgeschlossen werden.

Julia Jäkel, Vorstandsvorsitzende: "Gruner + Jahr hat zwölf Monate nach dem Start seiner strategischen Transformation bereits eine Menge erreicht, und wir werden unseren Weg fortsetzen. Dazu gehört für uns nicht nur, an unseren Titeln zu arbeiten, sie immer besser zu machen, neue Magazine zu lancieren und ganz besonders unser Digital-Geschäft deutlich auszubauen, sondern auch eine effiziente Aufstellung. Effizienz war von Beginn an ein wichtiges Element unserer strategischen Neuausrichtung. Sowohl im Vertriebs- als auch im Anzeigenmarkt entwickelt sich G+J bei vielen Titeln besser als der Markt. Trotzdem müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass sich die Marktbedingungen grundlegend verändert haben. Wir sind überzeugt, dass Gruner + Jahr aus diesem für uns alle fordernden Prozess stark hervorgehen und eine gute Zukunft haben wird."

Kein Zukunft bei Gruner hat Dominik Wichmann. Der Chefredakteur des "Stern" musste nach kaum eineinhalb Jahren seinen Hut nehmen und macht Platz für Christian Krug ("Gala"). Grund sind aber nicht die Umbauten, sondern sinkende Leser- und Anzeigenzahlen (W&V Online berichtete). Krug gilt als Vertrauter des Gruner-Vorstands. Der Verlag hatte anlässlich der Personalie für einen PR-Gau gesorgt: Stunden vor der offiziellen Bekanntgabe der Entmachtung Wichmanns hatte der Verlag noch kommuniziert, er bleibe Chefredakteur.

Vor einem Jahr hatte G+J seine Neuausrichtung kommuniziert. Dazu gehört die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung nach "Communities of Interest" (CoI; W&V Online berichtete). Bestehende Magazine und Digitalangebote wurden überarbeitet und und in "Segment-Cluster" eingeordnet. Dazu gehören die vier Bereiche Family, Food, Living sowie Beauty & Fashion. Die Redaktionen am Standort München mussten im Zuge der "Transformation" nach Hamburg umziehen.  Seither betrachtet Produktvorstand Stephan Schäfer die Print-, Online- und die geplanten E-Commerce-Aktivitäten der CoIs unter Vermarktungsgesichtspunkten als Einheit. Zum digitalen Wachstum sollten vor allem Akquisitionen (zuletzt Advideum, Trnd, Veeseo) beitragen. Das US-Druckgeschäft (Brown Printing) sowie in Deutschland der Fachverlag Entertainment Media wurden dagegen verkauft.

Nicht vom Sparkurs betroffen seien die G+J-Mehrheitsbeteiligungen Motor Presse Stuttgart sowie Dresdner Druck- und Verlagshaus sowie G+J International. (ots/sh)


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.