
David & Goliath: Dumpingangebote machen blind
Die Agentur David & Goliath hat Sonderangebote auf der Homepage. Prominent platziert und in unübersehbar schreienden Farben bewerben die Kreativen ihre November-Aktion: Logos für 99 Euro. Wie das funktioniert?
Kaputtsparen und Preisdumping: Das sind Probleme, die nicht die Werbebranche allein betreffen. Aber die massiv. Dass Qualität und Preis durchaus ein bisschen zusammenhängen, zeigt die junge Agentur David & Goliath deutlich mit Sonderangeboten auf der Homepage. Prominent platziert und in unübersehbar schreienden Farben bewerben die Kreativen ihre November-Aktion: Logos für 99 Euro. Die D&G-Kunden nehmen's mit Humor.
Damit legen die Kreativen einen Finger in die Wunde, über die stets in Agenturkreisen gejammert wird: Preisdumping und Gratis-Pitches. Es geht um das Kerngeschäft und das Kernproblem der Branche - und ein bisschen mehr: Kaputtgespart werden ja diverse Märkte dieser Tage.
Leidet David & Goliath, Lüdenscheid, so sehr darunter? Mitnichten. "Wir können uns nicht über zu wenig Arbeit beklagen, ganz im Gegenteil", sagt Matthias Czech, Inhaber und Kreativdirektor. Aber einen Haken hat die Sache eben doch: Immer häufiger, erählt Czech, werde die Agentur zu Pitches eingeladen, in denen der Kunde dann auf Basis der Angebote bewertet, welche Agentur zum Unternehmen passt. Statt nach Kreativität, Effizienz und Leistung.
Das ist der Anlass für die betont auf billig getrimmte "Aktion des Monats November", neben der Schweinebauchwerbung richtig edel aussieht. In schreienden Farben und mit einem Layout, das jeder Grundschüler hübscher machen würde, preist die Agentur zehn Logo-Entwürfe für 99 Euro an. Denn das mit Kreativität und Leistung "verstehen nicht alle Kunden - und zu unserem Bedauern ziehen viele Agenturen mit, anstatt Erziehungsarbeit zu leisten", stellt Matthias Czech fest. Die Folge ist die Preisdumpingspirale, die weniger stabile Branchen längst in den Abgrund gerissen hat. Kleine Händler, Produktionsstätten in Deutschland und die Landwirte zum Beispiel.
Czech wünscht sich aber in der florierenden Region dringend Agenturkonkurrenten:"Uns stirbt der Wettbewerb weg. Ein Betriebswirt fände die Situation des Platzhirschen, die sich momentan für uns ergibt, sicher attraktiv - tun wir auch, allerdings macht es doch mehr Spaß, wenn Bewegungen zu spüren sind und auch wir vom Wettbewerb herausgefordert werden", fasst der Platzhirsch die Situation zusammen.
Das überzogene Angebot mache klar: Verramsche dein Know-How und mach dich selbst und den Markt kaputt! "Mit Absicht haben wir dann auch alle gestalterischen Fehler integriert, die man machen kann", erzählt Czech und schmunzelt: "Sie können sich nicht vorstellen wie lange es gedauert hat, den Gafiker zu sensibilisieren, diesen Mist zu erzeugen. Es ist einfach schwer, absichtlich schlechte Designs zu machen."
Das Grauen währt nur kurz, dahinter offenbart sich das geradlinige D&G-Design.
Czech: "Wir möchten provozieren und Kunden und Agenturen sensibilisieren, die Leistung, die sie generieren oder einkaufen, nicht vom Preis abhängig zu machen. Das ist schlichtweg der falsche Weg."
"Klasse Aktion Jungs. Schade dass ich mein Logo schon von Euch hab machen lassen - aber so hätte ich ja noch neun Stück für später", schrieb einer, ein andere fragt: "Einmal das Angebot bitte. Könnt Ihr auch mehrere Farben oder kostet das mehr?" Laut Matthias Czech ist die Resonanz seitens Kollegen und Kunden positiv, bislang seien auch nur scherzhafte Anfragen zum Sonderangebot eingegangen. "Wir haben das Ziel erreicht, unsere monatlich 4000 Besucher und unser Kontakte in sozialen Medien auf das Thema aufmerksam zu machen", sagt Czech. "Vielleicht ist der ein oder andere dabei, der bei seiner nächsten Anfrage an den Regenbogenverlauf auf unserer Seite erinnert, schmunzelt und bewusster an die Thematik geht als zuvor."
Das hoffen wir mal und verweisen einstweilenl auf noch mehr wilde Angebote: Trash-Persiflagen haben Konjunktur. So wie die eigens konzipierte Viral-Seite von Mercedes (MBVD) und der Kampf von O&M und Media-Markt gegen Preisirrsinn oder der Viralspot der Dachdeckerinnung, der es wohl übertrieben hat.