
Virale Werbung mit dem Holzhammer: Wenn der Dachdecker mit seiner Latte droht
Die Dachdeckerinnung Oberschwaben sucht Azubis und hat deshalb ihren ersten Viralspot gedreht. Das hätte sie lieber lassen sollen.
Das deutsche Handwerk plagt Nachwuchssorgen. Mit Aktionstagen, Kampagnen und einer Online-Plattform versucht es Jugendliche zu informieren und in die Betriebe zu locken. Auch die Dachdeckerinnung Oberschwaben, die 20 Betriebe vertritt, sucht händeringend Azubis, dafür hat sie jetzt ihren ersten viralen Werbespot gedreht. Verbreiten wird sich der garantiert. Aber nicht, weil er so gut ist.
Anzüglich und zweideutig, so soll der Spot "Ding Dong" erst für Lacher, jede Menge Klicks und dann neue Lehrlinge sorgen. Die Schenkelklopfer-Zutaten: Zwei stramme Handwerker vor der Tür, eine leichtbekleidete Kundin, deren Mann verreist ist, und folgende Zitate: "Hey, wir haben gehört, es gibt hier eine feuchte Stelle. Ein feuchtes Loch, was dringend gestopft werden soll." Die Handwerker versprechen "das richtige Werkzeug" dabei zu haben und drohen an "mit massiven Latten" zu arbeiten. Aus dem Schlafzimmer kommt dann noch die Frage: "Wird es laut und schmutzig?" Das muss man erst einmal verdauen.
Konzipiert und gedreht wurde der Spot von Frey Film aus Ittenbeuren. Als Hauptdarstellerin ist Martina Schölzborn dabei, sie spielte schon in der ARD-Serie "Sturm der Liebe". Der Film soll mit Vorurteilen spielen und provozieren, erklärte Innungsobermeister Michael Braunwarth gegenüber der Zeitung "Die Schwäbische" (via Werbeschlampen). Verulkt werden darin dubiose Drückerkolonnen, die ihre Dachdeckerdienste direkt an der Haustür anbieten. Vor allem wolle die Innung aber Azubis gewinnen und Jugendliche dort abholen, wo sie sich treffen, auf Youtube oder Facebook.
Aufmerksamkeit ist den Handwerkern mit diesem Werk gewiss. Nach drei Tagen gibt es schon mehr als tausend Klicks. Doch ob jetzt der große Run auf die Lehrstellen ansteht, ist eher fraglich. Denn der Spot lässt völlig unklar, was der Beruf des Dachdeckers den Kids bietet und welche Qualitäten Azubis mitbringen sollten. Richtig dicke Dübel?