Verhandlungen mit den Öffentlich-Rechtlichen gescheitert:
Olympia bis 2024 nur noch bei Eurosport
ARD und ZDF sind ab 2018 erst mal raus, was die Olympischen Spiele angeht. Denn mit Discovery konnte man sich nicht auf den Verkauf der Sublizenzen einigen. Exklusiv übertragen wird Discovery-Tochter Eurosport.
ARD und ZDF werden nicht von den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 berichten können. Das US-Unternehmen Discovery und die öffentlich-rechtlichen Sender konnten sich nicht auf den Verkauf von Sublizenzen einigen. Das Discovery-Tochterunternehmen Eurosport wird in Deutschland exklusiv live die Wettkämpfe unter anderem im Free-TV übertragen. In mehreren anderen Ländern - Österreich, Schweiz, England, Kroatien, Tschechien, Finnland, Ungarn, Irland, den Niederlanden - haben sich ortsansässige Sender mit Discovery einigen können.
Die langwierigen Verhandlungen der deutschen Vertreter sind damit gescheitert. ARD und ZDF sollen für die Sublizenzen der Winterspiele 2018 in Pyeongchang und der Sommerspiele 2020 in Tokio maximal 100 Millionen Euro geboten haben. Discovery soll geschätzte 150 Millionen Euro verlangen. Offizielle Bestätigungen dieser Zahlen gibt es nicht. Aber: "Der Preis, den der US-Konzern Discovery für eine Sublizensierung bis zuletzt gefordert hat, war deutlich zu hoch", sagt ZDF-Intendant Thomas Bellut. Ulrich Wilhelm, der Sportrechte-Intendant der ARD, verwies darauf, dass die finanziellen Forderungen von Discovery "bei Weitem über dem liegen, was von uns verantwortet werden kann". Die öffentlich-rechtlichen Sender seien "zu wirtschaftlichem Umgang mit Beitragsgeldern verpflichtet".
Beide Sender-Intendanten betonten, sie wären zu weiteren Gesprächen bereit, sollte Discovery seine Haltung ändern und auf das Angebot der Öffentlich-Rechtlichen doch noch eingehen wollen.
Eurosport baut massiv aus
Im Juni hatte Discovery für Eurosport bereits einige Bundesligarechte gekauft: Der Sender schnappte Sky die Freitagsspiele der 1. Liga weg und zeigt außerdem ab 2017/18 ein Spiel am Sonntagmittag und eins am Montagabend sowie die Relegationsspiele. Im Sommer 2015 hatte sich Discovery überraschend die Olympia-Rechte für den europäischen Markt von 2018 bis 2024 gesichert. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erhält dafür 1,3 Milliarden Euro.
Zum Paket gehören neben den Free-TV-Rechten auch Abo-Fernsehen, Internetübertragung und Mobile in 50 europäischen Ländern. ARD und ZDF hatten damals erklärt, ein "angemessenes Angebot" abgegeben zu haben.
Was ist im Sport noch angemessen?
Aber: Sport im Programm wird wichtiger, die Preise steigen damit - und dadurch, dass ARD und ZDF auch gegen internationale Konzerne mitbieten müssen. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky erklärte im Sommer 2015, den Öffentlich-rechtlichen fehle es im Wettbewerb an Finanzkraft, auch sei man "zu wirtschaftlichem Umgang mit den Beitragsgeldern verpflichtet". Der Discovery-Deal belege "nachdrücklich, dass der angebliche Vorsprung öffentlich-rechtlicher Sender durch Beitragsgelder bei der Vergabe von Sportrechten eine Mär ist".
Dennoch hatten ARD und ZDF nach dem Deal versucht, mit Discovery zu einer Übereinkunft zu kommen. Für die öffentlich-rechtlichen Sender ist das Sportereignis ein Zugpferd; 2016 hatten sie mehr als 300 Stunden live aus Rio gesendet und trotz der Zeitverschiebung insgesamt 54,43 Millionen Zuschauer damit erreicht. Im Schnitt waren 2,91 Millionen bei jeder Übertragung der diesjährigen Sommerspiele dabei (22,5 Prozent Marktanteil).
Das ZDF bedauert den Verlust. Intendant Bellut: "Wir hätten die Olympischen Spiele gerne weiterhin mit all unserem über Jahrzehnte aufgebauten Knowhow und unserer Kompetenz live und umfassend übertragen. In jedem Fall bleiben die olympischen Sportarten aber auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil in unserem Programm."
Wirkich "jeder Moment im Free-TV"?
Die deutschen Sportverbände hatten befürchtet, dass sie bei dem internationalen Konzern Discovery weniger präsent sein könnten. Nicht zuletzt wegen der deutlich geringeren Senderreichweiten (zuletzt oft bei 0,3 Prozent Marktanteil). Und vielleicht auch der internationalen Ausrichtung. Zumindest letzterem begegnet Eurosport nun mit der Ankündigung zu den Sendeplänen für die Winterspiele in Pyeongchang 2018.
Susanne Aigner-Drews, Geschäftsführerin Discovery Networks Deutschland: "Als weltweit führendes Unternehmen im Storytelling freut sich Discovery insbesondere auf die enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund sowie den Einzelsportverbänden, um gemeinsam die außergewöhnlichen Leistungen der deutschen Olympioniken auf ihrem Weg zu olympischem Erfolg ins Rampenlicht zu rücken."
"Eurosport 1 wird in Deutschland zum Herzstück der Berichterstattung und jeden bedeutenden deutschen Olympia-Moment im Free-TV übertragen", teilte der Sender mit. Das Programm werde aus Deutschland heraus entwickelt und produziert. Zusätzliche Berichte übertrage Dmax, via Streaming gebe es "uneingeschränkten Zugang" zu den Spielen im Eurosport Player, der Pay-TV-Kanal Eurosport 2 liefere weitere "exklusive Inhalte". Wie viele Stunden Eurosport frei und wie viele nur im Pay-Bereich zeigen wird, wollte der Sender am Montag noch nicht verraten.
Und auch in Sachen Reichweite gibt sich Eurosport optimistisch: Mit Free- und Pay-TV sowie Digitalangeboten erreiche man "täglich mehr als acht Millionen Fans" in Deutschland mit Fakten, Sport und Lifestyleformaten.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bedauerte dennoch das Aus für die Live-Berichterstattung von ARD und ZDF. Denn nicht zuletzt in Rio hätten ARD und ZDF aus Sicht des DOSB erneut "eine exzellente Berichterstattung über die verschiedenen Kanäle" sichergestellt. "Wir hoffen doch, dass ARD und ZDF auch weiterhin über den olympischen Sport berichten."
Verhalten optimistisch klingt der DOSB dennoch. "Wir gehen davon aus, dass das Premiumprodukt Olympische Spiele und die Leistungen der deutschen Athleten auch in Zukunft bei Eurosport medial in gewohnter Professionalität, Reichweite und Sendezeit präsentiert werden, wie das in der Vergangenheit der Fall war", erklärte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.