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Prognose:
Netflix gewinnt und verliert zugleich
Dieses Jahr geht erstmals der Marktanteil des Streamingdienstes an der gesamten digitalen Videonutzung in den USA zurück. Gleichzeitig steigt aber die Zeit, die die Abonnenten auf der Plattform verbringen.

Foto: Netflix/Screenshot
Erstmals wird in diesem Jahr der Anteil von Netflix an der gesamten Videostreaming-Nutzung in den USA leicht zurückgehen – von der bisherigen Höchstmarke von 27 Prozent im vergangenen Jahr auf 26,4 Prozent. Im kommenden Jahr ist ein weiterer Rückgang auf 25,7 Prozent zu erwarten. Dies jedenfalls besagt eine Prognose des amerikanischen Marktforschers Emarketer.
Jetzt vorzeitig den schleichenden Niedergang des Streaming-Marktführers auszurufen wäre allerdings verfehlt. Denn tatsächlich wird die durchschnittliche Nutzungszeit von Netflix weiterhin steigen: von täglich 23 Minuten im Jahr 2018 über 27 Minuten im vergangenen Jahr auf 29 Minuten in diesem Jahr und 30 Minuten im Jahr 2021. Dies ist die durchschnittliche tägliche Nutzungszeit auf Basis sämtlicher US-Bürger über 18 Jahren, also auch von solchen, die über gar kein Netflix-Abonnement verfügen.
Nach der Emarketer-Prognose bleibt Netflix, was die Nutzungszeit betrifft, damit auch noch im nächsten Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit der dominierende Anbieter auf dem amerikanischen Videostreaming-Markt. Schon 2018 hatte Netflix die Google-Tochter Youtube bei der Nutzungszeit überflügelt.
Dass einerseits die Nutzung von Netflix zulegt, andererseits aber der Marktanteil an der gesamten Streaming-Nutzung sinkt, ist entsprechend auf zwei gegenläufige Ursachen zurückzuführen. So investiert der Marktführer einerseits heftig in Eigenproduktionen, Content-Akquisitionen sowie in die Personalisierung der Plattform. Damit trifft er immer präziser die persönlichen Präferenzen der Abonnenten und kann somit die Nutzungszeit steigern.
Andererseits treten immer mehr Wettbewerber in den Streaming-Markt ein, so schon Ende vergangenen Jahres Apple TV+ und Disney+ und in diesem Frühjahr HBO Max von Warner Media und wenige Monate später Peacock von NBC Universal.
Damit könnte sich eine frühere Prognose von Netflix-Gründer und CEO Reed Hastings bestätigen. Er hatte vorausgesagt, dass der zunehmende Wettbewerb auf dem Videostreaming-Markt nicht zulasten von Netflix gehen werde, sondern dem Videostreaming insgesamt einen weiteren Schub verschafft – zulasten vor allem der traditionellen Kabel-TV-Programme.