Der Vorwurf wird der DNA und den bisherigen Aktionen des Unternehmens nicht gerecht

Doch es gibt auch bekannte Accounts, die dem Unternehmen zur Seite stehen. Kolumnistin Paula Lambert jedenfalls feiert das Produkt: "Ganz großartig und macht eurem Namen wieder mal alle Ehre." Auch das befreundete Start-Up Gitti findet die Aktion super. The Female Company jedenfalls zeigt, dass es ihr mit dem Thema ernst ist und postet weiter zu dem Thema. Und das ist auch gut so. Denn das Start-Up hat schon vieles bewirkt und setzt sich seit der Gründung für Aufklärung und gegen Diskriminierung ein. Man denke an das Tampon Book, das Projekt "Pads for Girls" in Indien und unzählige Petitionen, die The Female Company gestartet oder unterstützt hat. Dem Unternehmen reine Profitgier vorzuwerfen, wird den bisherigen Aktionen und dem Gedanken, aus dem heraus sich The Female Company gegründet hat, nicht gerecht. Vielleicht handelt es sich um einen thematischen Missgriff, doch auf diesen kann auch sanfter aufmerksam gemacht werden - ohne den Hintergrund des Start-Ups zu vergessen.

HSV: Shitstorm wegen neuem Trikotsponsor Shell

Thematisch in einer ganz anderen Ecke angesiedelt ist der Hamburger Sportverein, den trifft es jedoch die Woche nicht weniger hart. Grund ist die Bekanntgabe vom Freitag, den 17. Juni, dass das Mineralölunternehmen Shell für die nächsten drei Jahre Partner des HSV sein wird. Während die HSV-Führung sich an den Einnahmen erfreut, gehen die Neuigkeiten den Fans nicht gerade wie Öl runter. Zusätzlich Benzin ins Feuer gekippt hat der Chef der Fußball-AG, Thomas Wüstefeld, noch mit seinem Statement: "Die Shell Deutschland GmbH und der HSV haben beide das Ziel, die Gesellschaft nachhaltiger zu gestalten und spielen somit im selben Team. Sowohl Shell als auch der Hamburger Weg haben es sich auf die Fahne geschrieben, die Gesellschaft positiv zu verändern." Michael Pomrehn, Innovation Manager New Energies bei Shell, betonte gar, man wolle "gemeinsam mit dem HSV die Dekarbonisierung im urbanen Raum der Stadt Hamburg vorantreiben". 

"Greenwashing passt nicht so zu schwarz-weiß-blau"

Greenwashing vom Feinsten also. So sahen das auch die Fans. Vor allem auf Twitter hatte das Social-Media-Management des Vereines am Wochenende alle Hände voll zu tun. "Ich weiß schon, warum ich als Fan seit über zehn Jahren nicht einen einzigen Cent für den HSV mehr ausgebe. Ganz mieses Zeichen. Gleiche Liga wie Gazprom oder NordStream", schreibt beispielsweise "Shlomo sapiens" bei "Twitter".

Berliner Stadtreinigung: Shitstorm wegen Kampagne "Sei kein Mann"

Ebenfalls alle Hände voll zu tun hat das Social-Media-Team der Berliner Stadtreinigung. Bereits seit längerer Zeit bemüht sich das Unternehmen, gezielt Frauen anzuprechen. So findet kommende Woche etwa unter dem Motto "Wir suchen Frauen, die mitziehen wollen!" der "erste Müllwerkerinnen-Schnuppertag der Berliner Stadtreinigung (BSR)" statt. In einer Mitteilung dazu heißt es: "Im Rahmen eines Praxisparcours können interessierte Frauen das Mülltonnen-Ziehen auch schon mal selbst testen. Für Kinder steht eine betreute Spielecke zur Verfügung." An sich also ein lobenswertes Vorhaben.

Für die Tonne allerdings sind die Slogans, die die Berliner Stadtreinigung dafür gewählt hat. Online heißt es auf verschiedenen Anzeigenmotiven auf Facebook: "Sei kein Mann! Und mach Dich dreckig." Dazu ölverschmierte Mechanikerhände mit einem Werkzeug. Auf einem anderen Foto ist eine Frau hinter dem Steuer eines großen Müllautos zu sehen, dazu der Text: "Sei kein Mann und bezwinge die 40-Tonner!" 

Diskriminierung ist keine Einbahnstraße

Wie die Berliner Zeitung berichtet, ist die Aufregung in den sozialen Netzwerken unter den Anzeigen groß. Viele User unterstellen den Machern des Slogans Männerfeindlichkeit, einer droht gar mit einer Anzeige. Ein Klassiker auf Facebook. Auch viele Frauen stören sich an der Werbung. Eine von ihnen schreibt: "Aber Hauptsache man hat 'ne Frauenvertretung. Wird Zeit für ne Männervertretung! Abartig wie gegen Männer 'geschossen“' wird, um Frauen zu werben." In einem weiteren Kommentar heißt es: "Diskriminierung ist keine Einbahnstraße." Eine Frau fragt: "Was ist denn so verkehrt an Männern?" Allerdings gibt es auch Befürworter des umstrittenen Slogans. Eine Frau schreibt: "'Sei ein Mann' ist frauenfeindlich und war für Jahrhunderte normal. 'Sei kein Mann' ist legitime Vergeltung." Da es sich um Anzeigen, nicht um native Posts handelt, sind diese nicht ohne weiteres aufrufbar. Im Netz kursieren jedoch bereits Screenshots.

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Copyright: privat
Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.