Studie:
So entwickelt sich unsere Mediennutzung
Eine Studie von ZDF und ARD gibt Einblick in unser Mediennutzungsverhalten. Als großer Gewinner geht das Bewegtbild hervor: Streamingdienste werden immer beliebter, jedoch bleibt auch das Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gefragt.
Die Pandemie hat unser Mediennutzungsverhalten verändert. Eine Erhebung von ZDF und ARD zeigt nun in Zahlen, wie es genau um die verschiedenen Medienangebote bestellt ist und wie sich unsere Mediennutzung verändert. Als großer Gewinner gehen die Streamingdienste aus dieser Erhebung hervor: Demnach nutzt jeder vierte Befragte ab 14 Jahren täglich Streamingdienste. Ein genauerer Blick auf die Altersgruppen zeigt jedoch, dass es vor allem junge Leute sind, die regelmäßig streamen. Mehr als die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen nutzen täglich Streamingdienste, bei den über 70-Jährigen liegt der Wert nur bei 2 Prozent.
Betrachtet man das laufende Fernsehprogramm zeigt sich ein völlig anderes Bild. 82 Prozent der über 70-Jährigen schauen täglich lineares TV, bei den 14- bis 29-Jährigen sind es 36 Prozent. Trotzdem zeigt sich hier eine Trendwende. Die Vervielfachung der digitalen Ausspielwege, Angebote und Geräte führt dazu, dass auch die unter 30-Jährigen immer häufiger und länger Videos ansehen.
Erstmals seit Beginn der Studienreihe ist die Altersstufe der 14- bis 29-Jährigen mit 94 Prozent die Gruppe mit der höchsten täglichen Bewegtbildreichweite. "Wir wissen seit Jahren um den Kipppunkt: Absehbar werden Menschen mehr digitale Angebote nutzen als lineare. Die Studie zeigt nun Veränderungen in der Altersverteilung", sagt der Intendant des Hessischen Rundfunks Florian Hager. "Erstmals sind es die 14- bis 29-Jährigen, die die höchste tägliche Bewegtbildreichweite aufweisen. Das bestätigt, wie wichtig für uns als öffentlich-rechtliche Sender junge Programmangebote sind. Wie wichtig es für die ARD ist, Mediathek und Audiothek attraktiv weiterzuentwickeln, um auch hier relevanter zu werden für junge Menschen. Denn als gemeinschaftlich finanziertes Angebot haben wir den Auftrag, die ganze Gesellschaft zu erreichen."
Die Mediennutzungsdauer nimmt nur geringfügig ab und bleibt mit sieben Stunden täglich weiterhin hoch. Die meiste Zeit wird mit Bewegtbild verbracht, dahinter folgen Audio und Text. Die Reichweiten von Fernsehen und Radio liegen stabil an der Spitze. Digitale Ausspielwege gewinnen bei Audio und Video weiter an Bedeutung. Unter 30-Jährige sind erstmals die Altersgruppe mit der höchsten Bewegtbildreichweite, sie verbringen immer mehr Zeit mit Videos und immer weniger mit Audios.
Vertrauen in öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Interessant ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk generationenübergreifend als gesellschaftlich relevant und glaubwürdig eingeschätzt wird. "Die Zahlen zeigen: Das Publikum schätzt uns über alle Altersgruppen hinweg. Unsere Angebote werden als glaubwürdig und relevant wahrgenommen, was uns sehr freut", sagt ZDF-Intendant Norbert Himmler. Die Befragungen fanden jedoch von Januar bis April 2022 statt - also noch vor den Skandalen in den Landesfunkhäusern RBB und NDR. Ob und inwiefern sich diese auf das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgewirkt hat, ist somit nicht ersichtlich.
"Die Zahlen zeigen aber auch, dass sich der Trend zur nichtlinearen Mediennutzung ganz klar fortsetzt. Darum werden wir den Ausbau unserer digitalen Inhalte weiter vorantreiben. Die Chance, auf diesem Weg auch jüngere Menschen mit unseren Inhalten zu erreichen, wollen wir nutzen. Gleichzeitig werden wir unsere sehr erfolgreichen linearen Programme nicht aus den Augen verlieren. Unser Ziel ist ein ZDF für alle."
Insgesamt nutzen in Deutschland praktisch alle Menschen ab 14 Jahren täglich Medien. Die Tagesreichweite von Bewegtbild bleibt mit 88 Prozent auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Das lineare Fernsehen gehört weiterhin für die Mehrheit der Bevölkerung zum Alltag: 65 Prozent werden pro Tag darüber erreicht. Das Hören von Audios verliert gegenüber 2021 fünf Prozentpunkte, bleibt aber mit 80 Prozent Tagesreichweite fester Bestandteil der täglichen Mediennutzung. Mit 68 Prozent stellen die linearen Radioprogramme dabei – trotz der Rückgänge von minus 8 Prozentpunkten gegenüber dem außergewöhnlichen Vorjahr – weiterhin die wichtigste Quelle für Audio-Inhalte dar.
Redaktionelle Texte – egal ob gedruckt oder digital – werden pro Tag von knapp zwei Dritteln der Menschen gelesen. Der markante Zuwachs von 18 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr dürfte dabei vorrangig auf die veränderte Methodik der Studie zurückgehen. Durch sie wird auch das Lesen von Artikeln im Netz valider erfasst.
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