Christian Becker: Richtig, ein Hersteller hatte die Tabs schon in den 1980er Jahren entwickelt, aber leider wollte sie damals niemand haben. Unser Ansatz liegt darin, eine Brücke zu bau­en zwischen nachhaltigeren Konzepten und einem Lifestyle, der für eine breitere Zielgruppe attraktiv ist. Unser ursprüng­liches Alleinstellungsmerkmal – Tab- oder Pulver-Refillproduk­te mit immer wiederverwendbaren, stylishen und minimalis­tischen Flaschen – hat somit in der Branche neue nachhaltige Standards gesetzt, die von immer mehr Mitbewerbenden über­nommen werden. Grundsätzlich verzichten unsere Produkte komplett auf Einwegplastik und unnötige Chemie – und redu­zieren zudem bis zu 97 Prozent CO2-Emissionen im Transport. Dieses Konzept macht unsere Produkte auf lange Sicht deut­lich nachhaltiger als vergleichbare herkömmliche Produkte.

Zudem lautet einer unserer Grundsätze ‚We treat our products like software‘. Wir optimieren unsere Produkte kontinuier­lich weiter – basierend auf Kund:innenfeedbacks und mithil­fe unserer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Während traditionelle Unternehmen jahrzehntelang nur die Putzleistung ihrer Produkte gesteigert haben, ist es uns wich­tig, mit jeder Weiterentwicklung leistungsstärker UND ökolo­gischer zu werden. Der beste Beweis, dass uns das gelingt, ist der Stiftung Warentest-Sieg unserer Spülmaschinen-Tabs ohne Plastikhülle.

Welchen Stellenwert haben Sie dem Produktdesign gegeben?

Christian Becker (links) und  David Löwe

Christian Becker (links) und David Löwe

David Löwe: Einen sehr großen! Denn uns ist es wichtig, das Thema Nachhaltigkeit einem breiten Publikum zugänglich zu machen, ohne dass es sich so "ökig" anfühlt. So setzen wir die Einstiegsbarriere herunter, um sich mit nachhaltigen Konzep­ten zu beschäftigen. Denn generell ist es unser Ziel, so vielen Menschen wie möglich einen nachhaltigeren Lifestyle zu er­möglichen. Einerseits durch unsere umweltverträglichen und dennoch leistungsstarken Produkte, andererseits durch die an­sprechende minimalistische Ästhetik unserer Verpackungen.

Wie integrieren Sie die Prinzipien des Circular Design in die Entwicklung und Produktion Ihrer Produkte?

Christian Becker: Circular Design spielt bei uns vor allem beim Nachfüll-Prinzip eine große Rolle. Wir verwenden die Reini­ger-Flaschen nicht einmal, sondern ermöglichen den Kund:in­nen das einfache Nachfüllen Zuhause. Außerdem liefern wir Ersatzteile für Sprühköpfe oder Dosierer, damit die Flasche bei Verschleißerscheinungen nicht entsorgt werden muss. Beim Design der Flaschen achten wir darauf, dass wir sie nach Mög­lichkeit immer aus recycelten Materialien herstellen und diese so langlebig entwickeln, dass man das Produkt viele Jahre ver­wenden kann.

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie bei der Umsetzung von Circular Design in Ihrem Unternehmen und in der Branche insgesamt?

Christian Becker: Die größte Herausforderung ist aktuell für uns die Überregulierung durch EU und Länder, denn viele re­cycelte Materialien können zum Beispiel in der Kosmetik nicht verwendet werden, da sie nicht 100 Prozent einheitlich in der Zusammensetzung sind.

Welche Vermarktungsstrategie haben Sie verfolgt und wel­che Marketingkanäle nutzen Sie dafür?

David Löwe: Das Haushaltsreinigungs-Segment ist vermutlich eines der am härtesten umkämpften Bereiche. Wenn man sich anschaut, wie viele Marken neunstellige Beträge jedes Jahr in Marketing-Maßnahmen investieren, hat man in den klassi­schen Medien eigentlich wenig Chancen. So versuchen wir in den digitalen Medien genau die Generation gezielt anzuspre­chen, die sich lautstark für das Thema Nachhaltigkeit einsetzt. Und genau hier sind wir fast schon viral gewachsen. Meta-Ad­vertising und Influencer haben uns hier definitiv geholfen, uns als D2C Brand zu etablieren. Denn weil wir ein etwas erklä­rungsbedürftiges Produkt haben, können gerade Videoformate und Influencer viel Aufklärungsarbeit leisten.

Christian Becker: Aktuell befinden wir uns in zwei wichtigen Transformationsprozessen, um die Zukunft von Everdrop zu gestalten: Einerseits haben wir uns von einer reinen D2C- zu einer Omni-Channel-Brand entwickelt, die jetzt auch verstärkt im Handel zu finden ist und dort das Produktportfolio erwei­tert. Andererseits erschließen wir neue Märkte im Ausland, jüngst die Niederlande, und treiben so die Internationalisierung voran.

Ihr Unternehmen ist auf Expansionskurs UND Sie wurden beim German Brand Award 2024 mit dem Ehrenpreis "Best Purpose of the Year" ausgezeichnet. Wie gelingt es Ihnen, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu vereinen?

David Löwe: Wir haben ambitionierte Ziele, weil wir wissen, dass sich Nachhaltigkeit nur durchsetzt, wenn sie auf Dauer attraktiv und profitabel ist. Wir blicken optimistisch in die Zu­kunft, da wir als Unternehmen auf zwei Makrotrends setzen: Nachhaltigkeit wird notgedrungen immer wichtiger und in der Gesellschaft präsenter, da die Auswirkungen des Klimawandels auch in Europa immer spürbarer werden. Außerdem bestellen Menschen immer häufiger Waren im Internet und gewöhnen sich an die Convenience des e-Commerce.

Auch in Ihrer Unternehmenskultur sind ökologische und soziale Nachhaltigkeit fest verankert. Welche Werte sind dabei besonders wichtig und wie setzen Sie diese um?

Christian Becker: Das Thema Nachhaltigkeit und Transparenz ist bei uns allgegenwärtig und Teil unserer DNA. Wir wol­len so transparent wie nur möglich mit unserem Umweltim­pact umgehen – was in unserer Branche alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Wir veröffentlichen und aktualisie­ren unseren Wissensstand darüber kontinuierlich auf unse­rer Website, von den eingesparten Umweltbelastungen durch unsere Produkte über unseren CO2-und Plastik-Fußabdruck bis hin zu unseren Inhaltsstoffen. Zudem zeigen wir auf unserer Website transparent auf, wo wir uns schon verbessern konnten und woran wir noch arbeiten möchten.

David Löwe: Auch im Team versuchen wir beim Thema Nach­haltigkeit kontinuierlich noch mehr in die Tiefe zu gehen. Bei­spielsweise mit Deep-Dives zu Themen wie Mülltrennung oder Recycling. Zudem glauben wir, dass jede:r etwas in seiner direkten Umgebung bewirken kann und viele kleine Schritte zu einer großen Veränderung führen. Deshalb haben wir "Green & Social Impact"-Tage eingeführt: Wir geben unseren Mitarbei­tenden zwei voll bezahlte Tage zusätzlich zu ihrem regulären Jahresurlaub, um eigene Umwelt- oder Sozialprojekte zu unter­stützen.

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Autor: W&V Redaktion

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