Creative Social Responsibility :
Die EM ist vorbei. Zeit, wieder Verantwortung zu übernehmen!
Nur wenige Wochen nach dem Abpfiff des EM-Finalspiels sind Landtagswahlen - und die Prognosen sind düster. W&V-Kolumnist und Antoni-Mitgründer Sven Dörrenbächer appelliert an die Branche, gemeinsam für unsere Demokratie einzustehen und mit kreativen Ideen echte Probleme zu lösen.
Die EM war ein einziger Rausch: tolle Spiele, volle Stadien, bunte Fan-Märsche. Und das Volk scheinbar vereint wie nie, auch in der Niederlage. Unsere Mannschaft hat das Land wieder hinter sich gebracht. Und hoffentlich auch etwas zusammen.
Doch wenn die Fußball-Parties jetzt vorbei und die Gäste weg sind, wird uns der Alltag der gesellschaftlichen Zerrissenheit schneller einholen als uns lieb ist. Zeit, (wieder) Verantwortung zu übernehmen.
Der EM-Auftakt kam uns gerade recht, um die verheerenden Ergebnisse der Europawahl mit dem Ruck nach weit Rechts-außen auszublenden. Den Kopf in den Sand zu stecken, hat aber noch nie geholfen: 48 Tage nach dem Abpfiff des EM-Finalspiels sind Landtagswahlen. Am 1.9. in Sachsen und Thüringen, am 22.09. in Brandenburg. Die Prognosen sind düster: Die AfD käme in Sachsen als stärkste Kraft auf 31 Prozent der Stimmen, CDU und BSW auf Platz 2 und 3 dahinter. CDU, Grüne und SPD haben laut aktuellen Umfragen keine Mehrheit mehr.
Klar ist: Es ist nicht der alte, frustrierte, abgehängte Teil der Bevölkerung, der der AfD ihre Stimme gibt. Naiv zu hoffen, dass diese Wählerschaft irgendwann das Zeitliche segnet und sich das Problem von allein löst. Gut 22 Prozent aller 14- bis 29-Jährigen (die eine Parteipräferenz haben und wählen werden) geben nach der Trendstudie 2024 ihre Stimme der AfD. Das könnte unter anderem daran liegen, dass die AfD Tiktok schon früh als Propagandainstrument erkannt hat und dort mehr Menschen als alle anderen Parteien erreicht. Vor allem erschreckend viele junge Menschen.
Lasst uns echte Probleme mit kreativen Ideen lösen
Liebe Kreativindustrie, die EM ist vorbei. Die Kreativ-Wettbewerbe auch. Lasst uns jetzt wieder auf das Wesentliche konzentrieren und solche Organisationen unterstützen, die sich jeden Tag für unsere Demokratie und Freiheit einsetzen: karitative Institutionen, die sich gemeinnützig für unsere Gesellschaft engagieren. Und die am besten wissen, wo welche Tätigkeit wie wirksam hilft. Diese Einrichtungen sind auf unsere Hilfe angewiesen, da ihnen die finanziellen Mittel ausgehen. Einerseits wird deutlich weniger gespendet. Und die finanzielle Förderung durch die Ministerien werden drastisch reduziert oder komplett gestrichen.
Lasst uns daher mit den Kompetenzen unterstützen, die wir gelernt haben und die diese Branche so faszinierend macht: Echte Probleme mit kreativen Ideen lösen, unsere Netzwerke aktivieren, gemeinsam für eine Sache brennen und kämpfen.
Goldideen sind damit ausdrücklich nicht gemeint.
Darum haben wir C_SR gegründet: NPOs briefen eine Aufgabe, für die sie kein Budget haben. Und die Kreativindustrie nimmt sich diesem Briefing pro bono an. Auf c-sr.org wenden sich karitative Einrichtungen mit Aufgaben zu unterschiedlichen Marketingfragen an uns. Bitte übernehmt Verantwortung, schaut regelmäßig rein und engagiert Euch.
Für den Nachwuchs relevant bleiben
Studien belegen, dass Nachwuchskräfte von ihrem Arbeitgeber erwarten, dass dieser einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leistet. Wenn wir weiterhin als Branche beim Nachwuchs relevant bleiben wollen, sollten wir deren Frage nach der Sinnhaftigkeit im Job nicht ignorieren. Was ich aber auch feststelle: Selten folgen auf wohlklingende Worte echte Taten. Daher müssen wir auch als Arbeitgeber das gesellschaftliche Ehrenamt fordern – aber auch fördern.
Ein Wunsch hierzu: unsere Branchen-Events und -Konferenzen rund um Marketing und Technologie sollten auch Demokratie-Panels als festen Agendapunkt beinhalten, um unsere Leute regelmäßig zu inspirieren sowie als Industrie klare Signale zu setzen. Liebe MacherInnen von Dmexco & Co.: Das C_SR Team kann aus dem eigenen Netzwerk spannende Redner:innen vermitteln. Meldet Euch jederzeit!
C_SR hat sich auch als Austausch-Plattform und Community etabliert, um zügig Partnerschaften zu knüpfen sowie um übergreifende Branchenideen sehr effizient umzusetzen. Neben diesen Demokratie-Projekten haben wir als Industrie auch eine Verantwortung und eine Kraft gegenüber unseren Kunden. Es liegt an uns, die knappe Zeit bis zur Landtagswahl gezielt zu nutzen und unsere Kunden zu sensibilisieren, sich im Rahmen dieser entscheidenden Wahl in Deutschland klar gegen Extremismus aller Art zu positionieren.
Gemeinsam Dinge bewirken
Einen Tag nach der schmerzvollen Niederlage gegen Spanien appellierte Julian Nagelsmann an uns alle: Lasst uns wieder zusammen anpacken und gemeinsam Dinge bewirken. Wie recht er hat, denn für Demokratie und Freiheit muss man jeden Tag hart arbeiten. Denn nie wieder ist jetzt! Und wir tragen als Individuum sowie als Industrie-Kollektiv hierfür Verantwortung.
P.S. Wir möchten der W&V Redaktion danken, dass sie uns diese C_SR Kolumne ermöglicht. Wir werden regelmäßig spannende Leute zu Wort kommen lassen, die uns erinnern, ermahnen und inspirieren mögen, uns gesellschaftlich mehr zu engagieren.
Über den Autor: Sven Dörrenbächer ist Mitgründer und Chef der Agentur Antoni, Initiator der Impfkampagne #ZusammenGegenCorona sowie Gründer von C_SR, einer Plattform für die Kreativindustrie und karitativen Einrichtungen für den Schutz unserer Demokratie und Freiheit. Sven war zuvor CEO von Interone, GF von Jung von Matt sowie Head of Global Media bei Mercedes-Benz in Stuttgart.
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