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Wie WWF mit Kunst den Klimawandel sichtbar macht
Nicht nur die letzte Generation macht mit Kunst auf den Klimawandel aufmerksam, auch WWF und die Publicis Groupe. Wir zeigen, wie gut das funktioniert.
Die Welt steht vor dem Untergang, es ist Zeit zu handeln. Eigentlich wissen wir das, zumindest hören und lesen wir es wahrscheinlich jeden Tag. Trotzdem tun wir vergleichsweise wenig, um den Klimawandel aufzuhalten. Deshalb macht die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland mit der Kunstausstellung "Climate Realism" auf den Klimawandel aufmerksam und will zeigen, was es für unsere Zukunft bedeutet, wenn wir das gesetzte Ziel von 1,5 Grad Erderwärmung verfehlen - und zwar mit den Mitteln der Kunst.
Kreation
Für die Kunstausstellung “Climate Realism” werden historische Werke bekannter Künstler:innen bearbeitet. Die Bilder zeigen die Umwelt, wie sie nach Expertenschätzungen aussehen könnte, wenn die globalen Durchschnittstemperaturen um mehrere Grad steigen: Der Meeresspiegel steigt, Waldbrände wüten und die Artenvielfalt schwindet. Es handelt sich hier also nicht um Fantasie, sondern um echte Einschätzungen von Expert:innen, wie unsere Zukunft aussehen könnte.
Im Zentrum der Ausstellung "Climate Realism" stehen acht berühmte Landschaftsgemälde der Kunstgeschichte. Gaugins Tropenlandschaft "Tahiti" fällt dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer, Monets blühende Seerosen verdorren, van Goghs "Weizenfeld mit Zypressen" geht in Flammen auf. Die Bilder sind eindrücklich, sie lassen ihre Betrachter:innen bedrückt zurück. Vor allem, weil wir wissen, dass die Motive nicht der Fantasie von Monet oder Van Gogh entsprungen sind, sondern dem IPCC-Bericht.
Climate Anxiety
Das Ziel der Kunstausstellung ist klar: Wir sollen das Ausmaß des Klimawandels erkennen, seine Ernsthaftigkeit und Unausweichlichkeit begreifen. Die Idee: Wenn wir den Klimawandel verstanden haben, können wir ihm den Kampf ansagen. Das Problem: Die Bilder lösen Angst aus, sogenannte Klimaangst. Diese Angst soll uns zum Handeln bewegen - doch sie könnte das Gegenteil bewirken.
Führende Forscher:innen im Bereich Climate Anxiety, wie beispielsweise Renée Lertzmann, betonen nämlich immer wieder, dass ein zu hohes Level an Climate Anxiety uns nicht zum Handeln bewegt, sondern lähmt. Dieses Risiko geht auch die Ausstellung “Climate Realism” ein, die ein auswegloses Bild der Realität zeichnet. Damit wird die Ausstellung zwar dem Ernst der Lage gerecht, erreicht aber nicht unbedingt ihr Ziel.
Parallelen zu Aktivist:innen
Durch die Manipulation berühmter Gemälde stellt der WWF eine direkte Verbindung zwischen sich und aktivistischen Gruppen wie der letzten Generation her. Auch Klimaaktivist:innen bedienen sich der Kunstwerke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Man interessiere sich mehr für die Zerstörung von Kunstwerken als für die Zerstörung des Planeten, so der Vorwurf. Die Ausstellung “Climate Realism” entwickelt diesen Vorwurf geschickt weiter. Die Macher:innen nehmen nicht das Risiko in Kauf, Kunstwerke zu zerstören, sondern sie nutzen ihre Bekanntheit und ihre Rolle in unserer Gesellschaft, um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen.
Zielgruppe
Die Ausstellung richtet sich - wie jede Kunstausstellung - an eine gebildete Oberschicht. Das ist einerseits sinnvoll, denn wohlhabende Menschen tragen mehr Verantwortung für den Klimawandel bei als arme Menschen. Andererseits verhindert die exklusive Zielgruppe, dass die Kampagne eine breite Masse mobilisiert. Es werden wohlhabende Menschen angesprochen, die gegen ihr schlechtes Gewissen spenden - gut für die Umweltorganisationen, aber schlecht für das Klima.
Impact
“Climate Realism” ist visuell beeindruckend und beklemmend, rein handwerklich also ein voller Erfolg. Die Wirkung dürfte sich jedoch in Grenzen halten, da die Kampagne nur eine kleine Zielgruppe anspricht und die Gefahr besteht, dass lähmende Ängste geschürt werden.
Fazit: Nur, weil die Kampagne beklemmend ist, bekämpft sie nicht den Klimawandel.
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