Wann war klar: Diese Geschäftsidee hat Potenzial?

Ich glaube, Lena und Tim hätten nie gedacht, dass diese er­staunliche Idee sogar kommerziell funktionieren würde. Und ehrlich gesagt, haben ihnen das am Anfang auch viele Leute gesagt. Doch das Gründungsteam buchte mit dem letzten Ka­pital einen dreitägigen Verkaufspunkt bei einem Einzelhänd­ler. Nach dem ersten Tag mussten sie alles wieder einpacken. Nicht, weil sie nichts losgeworden waren, sondern weil alle Flaschen innerhalb weniger Stunden ausverkauft waren. Die einfache Wahrheit ist: Ein Produkt hat Potenzial, wenn es einem die Verbraucher:innen sagen. Bis heute ist das immer noch das, was bei air up unsere Entscheidungen antreibt.

Toma Perret

Toma Perret

Wer ist Ihre Zielgruppe?

Du bist es. Ich bin es. Und auch deine Kinder sind es. Eigent­lich jeder. Die Entwicklung gesunder Gewohnheiten beginnt schon in sehr jungen Jahren, und wir glauben, dass wir mit air up einen bedeutenden Beitrag zur allgemeinen Gesundheit der Menschen leisten können. Unsere Produkte ermöglichen ihnen die tägliche Flüssigkeitszufuhr mit einem natürlichen, schmackhaften Twist.

Darüber hinaus stieß unsere Idee von Anfang an auf breite Zu­stimmung bei jungen Zielgruppen, und wir sehen sie als unsere Inspirationsquelle: Weltweit sind sie die Vorreiter für neue Ver­haltensweisen, und in einer ultravernetzten Welt können sie sogar ältere Generationen inspirieren. Tatsächlich ist es nie zu spät, mehr auf die eigene Gesundheit zu achten. Mit 50 Jahren kann ich sagen, dass ich jetzt wirklich – excuse my French – eine Scheißmenge Wasser trinke. Und das nicht nur im Ver­gleich zu meinem Schweizer Lieblingswein oder deutschem Bier.

Wie entscheidend ist Ihrer Meinung nach das Design für den Erfolg eines Produkts?

Design ist und war schon immer der erste Berührungspunkt für Marken. Es erzählt und verankert schnell, wofür eine Mar­ke steht, ist ein Spiegelbild der Haltung eines Unternehmens. Natürlich ist Design auch ein Marketinginstrument, das dabei hilft, sich aus der Masse hervorzuheben und in der digitalen Geräuschkulisse bemerkbar und unvergesslich zu sein.

Kann gutes Marketing weniger gutes Design kompensieren – wie?

Es gibt ein Prinzip, das jedes neue Unternehmen frühzeitig er­kennen muss. Eine Botschaft ist nicht nur ihr Inhalt und ihre Verbreitung, sondern auch, und vielleicht am wichtigsten: die Form. Es ist wichtig, frühzeitig in das Design zu investieren, da es das erste Nebenprodukt ist, das das Geschäft antreibt. Eine starke Idee, die schlecht gestaltet ist, ist weniger zugänglich, weniger verbindend und weniger vertrauenswürdig.

Ein erklärtes Ziel von Air up lautet "Nachhaltigkeit durch Design über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg". Was sind dabei die größten Herausforderungen und wie lösen Sie diese?

Am Anfang waren unsere finanziellen Mittel, wie bei allen Start-ups, sehr begrenzt. Außerdem fehlte uns das Netzwerk, um Partner:innen zu finden, die das Produkt in Europa nach unseren Vorstellungen und Qualitätsanforderungen produzieren konnten. Wir stellten schnell fest, dass dies eine Reise ist, bei der jedes Detail und jeder Schritt zählen. Dieser Prozess erfordert viel Planung, Iteration und oft auch Stolpern. Das gehört zur Wahrheit dazu. Aber wir haben schon viel erreicht: Zum Beispiel reduzieren wir durch die Verlagerung unserer gesamten Produktion in die EU die Transportdistanz für die Pods (Duftaufsätze) um bis zu 15.000 Kilometer. Weniger Transport bedeutet weniger Verschmutzung. Unsere Pod-Produktion in den Niederlanden wird vollständig mit Windenergie betrieben und unsere Tritan-Flaschenanlage in Österreich bezieht 100 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Energien. Hinzu kommt, dass unser modulares Trinksystem extrem langlebig ist – du musst es nur dort ersetzen, wo es kaputt geht. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir in diesem Jahr einen Pod mit einem nachhaltigeren, lebensmittelechten Material auf den Markt bringen werden. Es handelt sich dabei um einen biobasierten Kunststoff.

Wie integrieren Sie Nachhaltigkeit in Ihre Markenarbeit?

Wie oben erwähnt, ist Nachhaltigkeit eine Herausforderung für jede Marke. Das gilt auch für uns. Wir mussten ziemlich viel Arbeitskraft, Zeit und finanzielle Mittel aufwenden, um den Kurs zu korrigieren, den wir am Anfang unserer Reise eingeschlagen hatten. Unser grundlegendes Prinzip ist es, gegenüber den Kund:innen immer bei der Wahrheit zu bleiben. Gleiches gilt für Nachhaltigkeit: Sie beginnt mit dem Produkt, das auch das Fundament unserer Marke bildet. Wir zeigen transparent, was wir gut machen und wo wir uns verbessern könnten oder sollten, und wir versuchen nicht, billige Sympathiepunkte zu sammeln, indem wir unsere Marke oder unsere Kommunikation um ein sehr ernstes Thema wie Nachhaltigkeit herum aufbauen. Unser Produkt ist von Natur aus wesentlich nachhaltiger als Getränke in Einwegflaschen, und selbstverständlich gibt es dennoch Raum für Verbesserungen! Wenn wir Fortschritte erzielen, die bedeutsam sind, dann werden wir auch darüber sprechen. Es kann sogar andere dazu inspirieren, dasselbe zu tun. Die Wahrheit ist, dass es kein Unternehmen ohne jeglichen ökologischen Fußabdruck gibt, und ein verantwortungsbewusstes Handeln bei der Geschäftstätigkeit sollte zur Normalität gehören.

Spielen wir etwas Zukunftsmusik: Können Sie uns verraten, was Sie für die kommenden Jahre geplant haben? Ist beispielsweise eine Erweiterung des Produktportfolios geplant?

Wir stehen erst am Anfang unserer Reise, und es gibt noch eine ganze Menge zu tun. Viele leidenschaftliche Menschen in sehr vielfältigen Teams arbeiten daran. Ich will ganz ehrlich sein: Wir wissen heute noch nicht genau, was morgen kommen wird. Wir arbeiten jeden Tag daran, die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Kund:innen zu verstehen, um unser Angebot weiter zu verbessern. Das ist unser Anspruch. So viel sei aber gesagt: In sehr naher Zukunft sollten jüngere Kinder und ihre Eltern ein Auge auf uns haben. Und auch diejenigen, die mutiges oder hochwertiges Design mögen …


W&V Redaktion
Autor: W&V Redaktion

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