TechTäglich:
Achtung, Nespresso! Kaffee-Revolution aus der Schweiz
Kaffeekapseln sind teuer und schaden der Umwelt. Die Migros will nun die miese Ökobilanz (und die eigenen Geschäftszahlen) verbessern. Der Schweizer Handelsriese fordert Nespresso mit Kapselkaffee ohne Kapseln heraus.
Achtung, Nespresso! Kaffee-Revolution aus der Schweiz
Wer hat's erfunden? Die Schweizer, in fünfjähriger, streng geheimer Entwicklungsarbeit. Nun fordert Handelsriese Migros den Konkurrenten Nestlé und dessen Nespresso-Kapseln mit einem "revolutionären Kaffeesystem" heraus: Die Migros verkauft mit "CoffeeB" ab sofort Kaffeekapseln ohne Kapseln. Das Prinzip ähnelt zwar Nespresso: Kaffee wird portionsweise und sündhaft teuer angeboten. Aber statt in umweltschädlichen Aluminium- und Plastik-Kapseln, die danach im Müll landen, kommt der Kaffee laut Migros in "einem zu 100 Prozent kompostierbaren Coffee Ball". Auf den ersten Blick liegen die gepressten Kaffeekugeln praktisch offen in der Verpackung. Tatsächlich wird der Kaffeepulverball aber von einer unsichtbaren Schutzhülle aus Alginat zusammengehalten und aromageschützt, einem Naturstoff aus Algen.
Umweltexperten bleiben skeptisch
Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen spricht laut Tagesanzeiger von der "größten Produktinnovation der Firmengeschichte", für die ein zweistelliger Millionenbetrag an Franken investiert wurde. Umweltexperten sehen den kapsellosen Kapselkaffee, der viel Abfall vermeiden soll, allerdings kritisch. Denn die Öko-Bilanz von Kaffee hängt mit bis zu 70 Prozent vom Anbau ab – und hier muss die Migros Fortschritte erst einmal nachweisen. Als "Bio" sind nur zwei der neuen Sorten gekennzeichnet.
Kapselkaffee ist auch ohne Kapseln teuer
Für die Kunden steht fest, dass auch die Alu-freien Nicht-Kapseln ein Luxus bleiben, der sogar noch ein wenig teurer ist als Nespresso. Eine Portion "CoffeeB" kostet in der Schweiz zwischen 51 und 55 Rappen, bei Nespresso sind es im Schnitt 50 Rappen. Die spezielle Migros-Maschine, die für die Zubereitung notwendig ist, kostet 169 Franken (alle Preise entsprechen in etwa auch Euro). Sie soll bis zu zwölf Jahre halten und bei Defekten reparierbar sein. Marktstart ist jetzt in der Schweiz und in Frankreich. 2023 soll dann auch Deutschland kapselfrei verkapselt werden.
Das sind die Themen von TechTäglich am 7. September 2022: