Lünendonk-Studie zu KI:
Unternehmen fehlen Strategien für künstliche Intelligenz
Deutsche Firmen wissen, dass KI ihre Geschäftsmodelle prägen wird. Eine klare Strategie aber haben die meisten nicht. Das zeigt eine qualitative Befragung.
Die Konzernlenker wissen zwar, was da auf sie zukommt - bereiten sich aber so gut wie nicht darauf vor. Jonas Lünendonk, Geschäftsführer des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder, hat 33 CIOs, CDOs und KI-Verantwortliche aus Großunternehmen und Konzernen ausführlich befragt und die Ergebnisse ausgewertet. Und die sind ein Hinweis darauf, dass sich die Verantwortlichen in den Unternehmen selbst kein sehr gutes Zeugnis ausstellen. Die Studie ist in fachlicher Zusammenarbeit mit Ginkgo Management Consulting und Ginkgo Analytics, Hamburg, entstanden.
Die Befragten sind sich einig: Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Schlüsseltechnologie. Sie werde bereits in den kommenden Jahren großen Einfluss auf Geschäftsmodelle und Unternehmensprozesse haben. Laut Antworten in den qualitativen Interviews trauen die Chief Information Officer (CIO), Chief Digital Officer (CDO) und KI-Verantwortlichen der künstlichen Intelligenz sogar zu, ihre jeweilige Branche disruptiv zu verändern.
Erstaunlich ist angesichts dieser Einschätzung jedoch, dass nur jedes vierte der analysierten Großunternehmen über eine dezidierte KI-Strategie oder überhaupt über eine Definition für KI verfügt. Nicht einmal jedes zweite der wenigen KI-Projekte befindet sich im Produktivbetrieb der befragten Unternehmen. Gründe hierfür sind unter anderem fehlende oder schlechte Daten, fehlendes Data-Science-Know-how sowie Hürden innerhalb der Organisation. Dazu gehört beispielsweise die mangelnde fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit, die bei KI-Projekten in der Regel unabdingbar ist.
Die große Herausforderung gerade für Non-Start-up-Unternehmen sind Lünendonk zufolge IT-Altsysteme. "Mit einer sauberen Datenpflege und wohldefinierter Architektur lassen sich auch Alt-Lösungen integrieren", sagt Lars Godzik, Geschäftsführer von Ginkgo Management Consulting. "Aber in der operativen Umsetzung ist dies eine große Herausforderung für Unternehmen."
Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen hinsichtlich der Datenqualität und -architektur eine große oder sehr große Herausforderung. Zudem gab gut Hälfte der Studienteilnehmer an, dass Know-how zur Umsetzung von Data-Science-Projekten fehlt.
Fehlende Strategie bremst Unternehmen aus
Damit Unternehmen gut auf die Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz vorbereitet sind, benötigen sie eine unternehmensweite Strategie, um die Unternehmens-IT zu modernisieren und KI-Kompetenz aufzubauen. Darüber hinaus müssten die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden, sodass Fach- und Führungskräfte über ein solides Basiswissen im Themenfeld Künstliche Intelligenz verfügen, eine fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit möglich ist und ein internes Kompetenzzentrum für Künstliche Intelligenz existiert, fasst Lünendonk zusammen: "Nur wenn die Unternehmen hier planvoll vorgehen, können sie sich langfristig zu einer Data-driven-Company entwickeln. Und, das zeigen die Gespräche, nur mit einem klaren Commitment des Vorstands sind KI-Initiativen langfristig erfolgreich."
In zahlreichen Unternehmensbereichen wie Kundenservices, Marketing und Vertrieb sowie Produktion und Entwicklung gebe es bereits vielfältige Anwendungsfälle. Die Studien-Gesprächspartner gehen davon aus, dass KI vor allem Kundenservice sowie Marketing und Vertrieb voranbringen werden. Beispielsweise sollen künftig eine individuelle und intelligente Interaktion an sieben Tagen die Woche und 24 Stunden am Tag für mehr Umsatz und zufriedenere Kunden sorgen.
Die Lünendonk-Studie 2019 "Künstliche Intelligenz – Anwendungsfelder, Herausforderungen und Ziele von KI-Projekten in Großunternehmen und Konzernen" in Zusammenarbeit mit Ginkgo ist kostenfrei verfügbar.
KI ist auch in Personalabteilungen ein Thema, das an Bedeutung gewinnt - mehr dazu lesen Sie hier.