Liveshows:
So sorgt Deutschlands bekanntester TV Warm-upper für Stimmung
Christian Oberfuchshuber hat als Warm-upper in TV-Shows - von "DSDS" bis "Helene Fischer Show" - schon viele Menschen zum Lachen gebracht. Längst gilt der Mann mit den bunten Anzügen selbst als Entertainment-Marke. Wie ihm das gelungen ist - und warum Liveshows nie untergehen.
Christian Oberfuchshuber ist der erste, der bei TV-Shows auf die Bühne kommt, das Publikum begrüßt und die Stimmung zum Kochen bringt. Mehr als 10.000 Live-TV-Events hat er inzwischen angeheizt, darunter „Deutschland sucht den Superstar“, „Germany‘s next Topmodel“, "The Voice of Germany“ sowie diverse Schlager- und Comedy-Shows. Auch bei der Screenforce Academy war der Moderator zu Gast und gab spannende Einblicke in seine Arbeit. Im Nachgang haben wir mit ihm gesprochen - über Liveshows, Humor und seine bunten Anzüge, die längst sein Markenzeichen sind.
Herr Oberfuchsuber, wie wichtig sind Warm-ups eigentlich für TV-Events? Und warum?
Christian Oberfuchsuber: Man stelle sich vor: Ein Flugzeug ohne Stewardess, das Orchester ohne Dirigenten, die Pommes ohne Ketchup. Es würde etwas Essentielles fehlen. So ist es auch mit dem Warm-up bei einer TV-Show oder einem anderen Bühnenevent. In der Summe des Ganzen ist der Studiozuschauer ein wichtiger Part einer TV-Aufzeichnung, deshalb braucht man jemanden, der sich ausgiebig um ihn kümmert. Dabei gilt es, obligatorische Verhaltensregeln wie Notausgänge zu erklären, das Publikum auf die Sendung einzustimmen, Inhaltliches zu erklären, Applause und Reaktionen für die Postproduktion aufzuzeichnen und natürlich, das Wichtigste, die Stimmung ordentlich anzukurbeln.
Spielt die Größe des Publikums dabei eine Rolle und wie entwickelt sich die Stimmung über die Showtime hinweg?
Ich vergleiche es immer mit einem Besuch im Theater: Der Anfangsapplaus, wenn sich der Vorhang das erste Mal öffnet, ist immer erst leicht verhalten. Wenn sich im Laufe des Abends die Schauspieler die Gunst der Zuschauer erspielt haben, ist die Stimmung spätestens beim Schlussapplaus nicht mehr zu halten. Um die Show aber für die TV-Zuseher zuhause vor den Bildschirmen möglichst perfekt darzustellen, muss die Stimmung aber bereits mit dem Eröffnungsapplaus der Show ein bombastisches Spektakel suggerieren. Und diese Stimmung stelle ich als Warm-upper her und versuche, die Stimmung natürlich auch während des gesamten Zeitraums zu halten und gegebenenfalls noch weiter anzufeuern. Dabei spielt es keine Rolle, ob es eine kleine Comedyshow mit hundert Zuschauern ist oder ein großes Event wie beispielsweise ein Helene Fischer-Konzert vor 150.000 Zuschauern wie vor zwei Jahren in München.
Wie wird man denn Warm-upper für Fernsehshows?
Das Berufsbild des Warm-uppers ist kein klassischer Ausbildungsberuf. Es genügt auch nicht, zuhause bei Freunden am Grillabend nach zehn Weizenbier die besten Witze zu erzählen. Man muss eine gewisse Affinität zu Shows haben, spontan und witzig sein. Und, wie so oft im Medienbusiness, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Am besten kommt man über mich oder einen meiner Kollegen rein. Eine Initiativbewerbung bei Produktionsfirmen ohne vorherige Erfahrung hat keine Aussicht auf Erfolg.
Wie viel Humor haben die Deutschen denn nun wirklich?
Die Deutschen haben grundsätzlich mehr Humor als uns das Ausland immer attestiert. Nicht umsonst füllen Comedians hierzulande die größten Hallen, die wir haben. Schließlich sind die erfolgreichsten Formate auch die, bei denen der Zuschauer was zu lachen hat, wie etwa "TV Total", „Nuhr im Ersten“ „LOL“ oder „Die besten Comedians Deutschlands“.
Warm-upper machen das Fernsehen richtig „lebendig“. Was ist so reizvoll an Liveshows – auch für die Zuschauer zuhause?
Liveshows sind deshalb reizvoll für den Zuseher, da immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann. Wenn bei einer Aufzeichnung plötzlich die große LED-Wand ausfällt, wird abgebrochen, das Ding repariert und dann weitergemacht. Oder bei einem Spiel stürzt jemand, in der Aufzeichnung wird dann abgebrochen. Bei einer Liveshow muss der Moderator, und auch das Team dahinter, die Situation im „on“ sofort meistern und irgendwie weitermachen. Dadurch bleibt das Ganze spannend und keiner weiß im Vorfeld, wie die Situation ausgeht. Sowas ist spannender für den Zuseher als eine Show, die durch den Schnitt von vorne bis hinten glattgebügelt wird.
Bunte Anzüge sind Ihr Markenzeichen – und natürlich Ihr Humor. Würden Sie sich selbst als Marke bezeichnen und wie wird man das?
Ein Alleinstellungsmerkmal aufzubauen ist nicht einfach. Ich bin anfangs auch erst immer ganz normal im dunklen Sakko aufgetreten. Irgendwann gab es einen Ausverkauf im Sat.1-Kostümfundus und ich habe mir ein paar bunte Sakkos gekauft. Ab dann wurde ich immer mehr angesprochen und die Leute waren neugierig, welches bunte Ding man am nächsten Tag trägt. Das habe ich dann irgendwann ausgebaut. Mittlerweile umfasst mein Show-Kleiderschrank rund 130 farbenfrohe Anzüge und Sakkos. Aber natürlich reicht eine schöne Verpackung nicht aus, auch der Inhalt des farbenfrohen Pakets muss überzeugen.
Wie wichtig sind die großen Fernsehshows und Events in Zukunft noch? Und warum werden sie nie untergehen?
Shows wird es immer geben, weil man - vor allem mit Liveshows - mehr Nähe zum Zuseher aufbaut als mit Serien. Und weil man tagesaktuell agieren kann. In diese Richtung werden sich jetzt nach und nach auch die großen Streamingdienste richten müssen - daran kommen sie nicht vorbei. Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir das erste große Live-Event bei Netflix in Deutschland sehen werden. Die Verbreitungswege werden vielfältiger werden, aber die großen Shows werden bleiben, davon bin ich fest überzeugt.
Wer, außer das klassische TV, setzt noch auf Warm-up-Entertainment?
Ich werde auch für ganz viele nationale und internationale Firmenevents gebucht. Egal ob um 8 Uhr morgens für 700 Staubsaugervertreter, 5000 Workshopgäste aus der ganzen Welt, Modeschauen oder Produktpräsentationen. Warm-up spielt auch außerhalb der klassischen Medien eine große Rolle. Viele Firmen wollen bei Events ihre Teilnehmer oder Mitarbeiter erstmal locker machen. Auch dafür habe ich das richtige Programm. Erst neulich durfte für ein großes internationales Unternehmen zusammen mit Bryan Adams auf der Bühne stehen. Zusätzlich mache ich als Trauredner Hochzeiten und darf bei freien Trauungen glückliche Paare verheiraten. Sie sehen, es wird mir nicht so schnell langweilig.
Vom 09. bis 11. April gab es bei der Screenforce Academy spannende und exklusive Einblicke hinter die Kulissen der Medienlandschaft. Auch Christian Oberfuchshuber war Teil des kompakten Live-Events. Wer es verpasst hat, kann sich vom 15.04. bis zum 29.04. die freigegebenen Sessions auf der Veranstaltungsplattform anschauen.
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