
BLM/ DOK.fest München:
Wissen Sie, wie TV Jugendliche noch fesseln kann?
Für bewegtes Bild in TV und Web gilt: Die Inhalte müssen Teens schmecken und für ihre Nutzungsgewohnheiten gemacht sein, wie ein Fazit vom DOK.fest München lautet.
Fernsehen bleibt - neben der Nutzung des Internets - für Jugendliche nach wie vor eine bevorzugte Freizeitbeschäftigung. Auch wenn die Internetnutzung mittlerweile deutlich vor TV liegt (täglich 111 Minuten), bleibt Fernsehen ein fester Bestandteil des Alltags von Jugendlichen auf gleichbleibend hohem Niveau. Doch: Die Inhalte müssen den Teens schmecken und für ihre Nutzungsgewohnheiten gemacht sein. Ergo dürfen die Beiträge nicht zu lang sein - und sie sollten auf den Dialog mit den Jugendlichen setzen. Dieses Fazit lässt sich aus dem Panel "Neue Wege zum jungen Publikum" ziehen, einer Kooperationsveranstaltung der Münchner Medienanstalt BLM mit dem Internationalen DOK.fest München im Rahmen der Veranstaltungsreihe DOK.forum.
Die Details: Während beim Fernsehen Fußball und die einschlägigen Casting-Formate wie "DSDS", "GNTM" oder "The Voice of Germany" in der Gunst der Jugendlichen ganz vorne liegen, werden auf Youtube und anderen Portalen vor allem Musikvideos und Comedy bevorzugt. Häufig würden TV und Web parallel genutzt, heißt es von Seiten der Veranstalter. Wenn es um die Frage geht, wie Jugendliche erreicht werden können, unterscheiden sich die Konzepte von Fernseh- und Internetanbietern kaum: Jennifer Mival vom Social-TV-Angebot Joiz, Britta Sölter von Mediakraft Networks und Alexander von Harling vom ARD-Digitalangebot EinsPlus waren sich einig, dass der Dialog mit den Jugendlichen über alle Kanäle ein entscheidender Faktor sei, und dass die Angebote on Demand zur Verfügung stehen müssen.
Auch wenn grundsätzlich Unterhaltungsthemen und Musik dominieren: Sind die Beiträge kurz, dann sind Jugendliche durchaus offen für Nachrichten, Informations- und Wissensthemen. Bestätigt wurde das von Britta Sölter, die berichtete, dass auf den Mediakraft-Kanälen auf Youtube derzeit monatlich 80 Millionen Klicks auf Comedy-Formate entfielen, aber auch 60 Millionen Klicks auf Informations-, News- und Wissensformate. Gudrun Sommer, Leiterin des Filmfests dox! betonte, dass Jugendliche durchaus Interesse an anspruchsvollen Themen hätten, wenn man sie durch Social Media-Kanäle ergänzt. Sie zeigte sich im Übrigen überzeugt, dass auch das Kino für Jugendliche interessant bleibe. Aktuelle Studien belegen, dass fast drei Viertel der Zwölf- bis 19-Jährigen mindestens einmal im Monat ins Kino gehen.
Ein Plädoyer vor allem für das öffentlich-rechtliche Fernsehen gab auf dem DOK.forum Grimme-Preisträger Philipp Walulis ab: Während man im Netz vor allem auf Grund von ähnlichen Empfehlungen in seiner eigenen Blase hängen bleibe, werde man im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit einer breiten Themenpalette konfrontiert.
Deutlich wurde zum Abschluss der Diskussionsrunde, dass für die Anbieter von Bewegtbildangeboten für Jugendliche - wirtschaftlich gesehen - die Bäume nicht in den Himmel wachsen: Joiz, so Jennifer Mival, habe bis zu 300.000 Zuschauer pro Tag, Alexander von Harling zeigte sich sehr zufrieden über die 400.000 Zuschauer am vergangenen Samstag bei der Übertragung des European Song Contests und Britta Sölter betonte, dass die Werbebranche erst noch von den Videokanälen von Mediakraft überzeugt werden müsse.
Übrigens: Geht es um die kleinsten Mediennutzer, gilt es ein weiteres Mal umzudenken. Denn Kinder kennen keine Features. Sie wissen auch nicht, was ein Trailer ist und können mit den Begriffen Undercover und Voting wenig anfangen. "Wer von Kindern verstanden werden möchte, ist daher gut beraten, englische Begriffe und Fremdwörter mit Bedacht einzusetzen", heißt es von der Kinderwelten-Fachtagung "Kindern auf der Spur" am Mittwoch in Köln, hinter der Super RTL und der RTL-Vermarkter IP Deutschland stecken.