Mediakraft:
Constantin kooperiert mit Web-Sender: "In diesem Umfang eine Premiere"
Constantin Film gibt seine Kooperation mit dem Internet-TV-Sender Mediakraft bekannt. Ein Signal an die Filmbranche? Im exklusiven Interview mit W&V spricht Constantin Film-Vorstand Martin Moszkowicz über aktuelle Herausforderungen und Trends im Filmbusiness.
Constantin Film kooperiert mit dem Internet-TV-Sender Mediakraft. Ein Signal an die Filmbranche? Die Verwertungswege für Filme verändern sich. Die VoD-Plattform Lovefilm zeigt eine US-Serie noch vor TV-Start und auf dem US-Videoportal Vimeo feiert ein Kinofilm gar Premiere parallel zum Kinostart. Im exklusiven Interview mit W&V spricht Constantin Film-Vorstand Martin Moszkowicz über aktuelle Herausforderungen und Trends im Filmbusiness.
Herr Moszkowicz, Sie kooperieren neuerdings mit dem Online-TV-Anbieter Mediakraft. Wie genau sieht die Zusammenarbeit aus?
Es handelt sich um eine umfassende Zusammenarbeit auf einer Reihe von Gebieten wie Promotion, Vertrieb, kreative Kooperation und Produktschutz. Mediakraft ist uns als wichtigster Youtube-Partner in Deutschland schon lang aufgefallen.
Ist das ihre erste Kooperation mit einem Online-Vertrieb?
Mediakraft definiert sich als Online–Sender auf Youtube und weniger als Online-Vertrieb. Die geplante Zusammenarbeit ist in diesem Umfang und in Deutschland eine Premiere. Wir hatten allerdings international bereits bei einer Reihe von Projekten mit anderen Plattformen zusammengearbeitet, so zum Beispiel bei "Resident Evil" mit Machinima.
Liefern sie Mediakraft nur Filmtrailer oder auch andere Inhalte? Vorerst soll ja nur die Trailer-Promotion auf Youtube forciert werden.
Wir werden Mediakraft, neben dem klassischen Material wie Trailer, auch andere exklusive Inhalte zur Verfügung stellen. So zum Beispiel speziell produzierte Clips.
Geplant sind aber auch neue Formate für beide Medien. Werden sie Filme nur für die Online-Verwertung produzieren?
Wir befinden uns hier am Anfang eines Prozesses, dessen Ausgestaltung noch nicht ganz genau fest steht. Eine Maxime der Constantin Film ist, dass unsere Produkte auf allen Vertriebskanälen und in allen Medien für unsere Kunden erhältlich sind. Natürlich schließt das aber nicht aus, dass wir Programm für spezielle Auswertungsformen entwickeln und produzieren, sofern das wirtschaftlich sinnvoll ist.
Ist die Koop als Signal für die Beschreitung neuer Verwertungswege zu verstehen?
Eine immer größer werdende Zahl der deutschen Bevölkerung - mehr als drei Viertel - ist mittlerweile online. Gleichzeitig erhöht die steigende Zahl an mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets den Bedarf nach Content im Netz. Die Constantin stellt sich auf die neuen Nutzungssituationen und den damit bei einem Teil der Zielgruppe verbundenen neuen Sehgewohnheiten ein.
Verlieren die klassischen Kanäle Kino, DVD, TV an Bedeutung?
Einen Bedeutungsverlust der klassischen Verwertungskanäle erkenne ich allerdings nicht. Die Kinobesucherzahlen sind in Deutschland genauso wie die Kinoumsätze in den vergangenen Jahren konstant geblieben beziehungsweise leicht gestiegen. Auch die Fernsehnutzung in Deutschland hat sich in den letzten Jahren intensiviert, trotz der Zunahme der Internetnutzung. Viele jüngere Fernsehzuschauer benutzen ihr Smartphone, ihr Tablet oder ihr Laptop als Second Screen, sie surfen also nebenher beim Fernsehen. Auch um den Home-Entertainment-Markt mache ich mir keine Sorgen. Wie die aktuellen Zahlen der GfK belegen, hat die deutsche Videobranche in 2013 mit einem Gesamtumsatz in Höhe von 443 Millionen Euro Umsatz das beste Ergebnis eines ersten Quartals in der Geschichte des deutschen Home-Entertainment-Marktes erwirtschaftet. Die Umsätze aller drei Formate DVD, Blu-ray und Video on Demand sind gewachsen.
Welche Auswirkung hat das auf die Finanzierung der Produktionen?
Ich sehe hier bis auf Weiteres keine konkreten Auswirkungen auf die Finanzierung unserer Produktionen.
Immer öfter laufen TV-Formate zuerst auf Netflix oder jetzt auch auf Lovefilm. Ist dieses Szenario auch für Kinoproduktionen denkbar?
Internet und Fernsehen rücken etwas zusammen, was schon an den internetfähigen TV-Geräten deutlich wird. Das von Ihnen genannte Streaming im Internet bei Netflix oder Lovefilm ist eher vergleichbar mit Pay-TV, wo Filme und Serien üblicherweise vor dem Free-TV ausgestrahlt werden. Es gibt im Augenblick noch keine wirtschaftlich vernünftige Alternative zur klassischen Auswertungskaskade. Ich gehe allerdings davon aus, dass sich das gegenwärtige Modell – Kino, DVD/VOD, Pay-TV/SVOD und dann Free-TV - weiterhin dynamisch verändern wird, wie auch die technologische Entwicklung und die jeweiligen Märkte.
Welche Rolle spielt für sie Video-on-Demand?
Der VOD-Markt ist ein Wachstumsmarkt und spielt insofern eine wichtige Rolle für unsere Auswertung. Blickt man auf das erste Quartal 2013, haben sich die Umsätze bei VOD mit einem Anstieg von plus 55 Prozent auf 17 Millionen Euro, nach elf Millionen Euro in 2012, im Verkauf stark erhöht. Ebenso verhält es sich im Verleihbereich mit plus 64 Prozent, das sind 29 Millionen Euro Umsatz, nach 17 Millionen Euro in 2012. Bei einem Gesamtumsatz in Höhe von 443 Millionen Euro bedeuten die VoD-Einnahmen aus dem Verleih und Verkauf, dass gut jeder zehnte Euro online erwirtschaftet wurde. Anders ausgedrückt, werden noch immer rund 90 Prozent des gesamten Branchenumsatzes durch physische Produkte wie DVD oder Blu-ray erzielt.
Auf welche Verwertungswege wird Constantin dann in der Zukunft setzen?
Wir werden, wie bisher, auf alle Verwertungswege für unsere Produkte setzen. Unsere Konsumenten sollen in der Lage sein, Constantin–Inhalte überall zu finden. Wir agieren in allen Bereichen und auf allen Plattformen unter dem Motto Technologie ist unser Freund.
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