GNTM-Finale:
Stefanie ist Topmodel: Demo und mehr Trubel bei Twitter als im TV
Vor dem Bildschirm war in Sachen "GNTM" schon einmal deutlich mehr los. Das Finale der ProSieben-Show rockten Juror Joop und Stefanie Giesinger.
Heidi Klums "Germany’s Next Topmodel" heißt dieses Jahr Stefanie Giesinger. Dreieinhalb Monate hat die 17-jährige Gymnasiastin aus Kaiserslautern in der ProSieben-Castingshow gekämpft und nun ein Auto, das Cover auf der "Cosmopolitan" und einen Modelvertag bei Günther Klums Firma One Eins gewonnen. Zudem hat ihr der Ludwigshafener Radiosender RPR1 am Freitag prompt einen Moderationsplatz in seiner Morningshow angeboten. Auch wenn ProSieben am Freitagmorgen jubelt, das Finale habe "starke 17,7 Prozent Marktanteil (14 bis 49 Jahre)" erzielt und dem Sender "klar den Prime-Time-Sieg am Donnerstagabend" gesichert, muss festgehalten werden: Vor dem Bildschirm war in Sachen "GNTM" schon einmal deutlich mehr los. Das ist der schwächste Staffelabschluss seit Bestehen. Allein im vergangenen Jahr, als Femen-Aktivistinnen mit nacktem Oberkörper als Protest gegen das Frauenbild das Show-Finale stürmten, konnte ProSieben immerhin noch 22,5 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe melden. Zum Vergleich: 2009 waren es noch 29,4 Prozent.
Apropos Protest: Auch dieses Mal gab es zum Abschluss Gegenwind für Heidi Klum. Während sie am Donnerstag in der Kölner Lanxess-Arena für das finale Schaulaufen der Show probte, protestierten auf der anderen Rheinseite Frauen gegen das "einseitige Frauenbild" bei "GNTM". Etwa 200 Demonstranten kritisierten neben dem Kölner Dom, dass die Castingshow ein einseitiges und unrealistisches Frauenbild transportiere. Auf den Schildern der Demonstrantinnen stand zum Beispiel "Lasst mich doch fett sein - es kann nicht jede beim Ballett sein", "Jeder Jeck is anders" und "Heidi, für dich haben wir heute leider kein Foto".
"Es geht um das Gefühl der Mädchen heute, ständig zu dick zu sein, sich ständig um ihr Äußeres zu drehen", sagte die Mitorganisatorin und Gender-Wissenschaftlerin Stevie Meriel Schmiedel der "dpa". "Eine Sendung wie ‚Germany's next Topmodel‘, in der die Kandidatinnen sehr oberflächlich kritisiert werden, trägt dazu bei, dass sich Mädchen nicht wohl in ihrer Haut fühlen." Studien zeigten, dass sich inzwischen über die Hälfte der Mädchen in Deutschland zu dick fühle und ein Drittel von ihnen essgestörtes Verhalten zeige. Diese Zahlen seien in den letzten zehn Jahren stark angestiegen. Klum bestritt erst diese Woche, dass "GNTM" zur Magersucht verleite. Das Thema liege ihr sehr am Herzen, hatte sie am Dienstag bei einer Pressekonferenz nach diversen Kritiken im Verlauf der aktuellen Staffel beteuert. Sie achte deshalb strikt auf eine gesunde Ernährung der Kandidatinnen und lehne zu magere Bewerberinnen ab.
Im Social Web wurde indes viel diskutiert über "GNTM" generell, über die zuletzt ausgeschiedenen Steffi-Kontrahentinnen Jolina und Ivana und über Juror Wolfgang Joop. Der 69-jährige Co-Juror wirkte übrigens im Live-Finale noch abgedrehter als in den Aufzeichnungen. Er verwechselte die Namen der Kandidatinnen, verlangte zu trinken, hüstelte herum und war ein bisschen beleidigt, wenn er von Jurypräsidentin Klum und dem dritten Juror Thomas Hayo überstimmt worden war. Einmal fragte Heidi den großen Joop, der einst zu ihren ärgsten Kritikern zählte: "Ist das nicht Wahnsinn hier mit so vielen Leuten?" Die entwaffnende Antwort: "Mit dir allein zu sein, war manchmal schwerer."
Auf Twitter jedenfalls war Joop das Thema des Abends. "Joop in einer durchinszenierten Liveshow ist wie der demente Großonkel, der beim Krippenspiel der Kinder dazwischenquatscht", schrieb einer. Die meisten aber waren sich einig: "Joop hat alles richtig gemacht und sich vorher so richtig zugedröhnt." Offenkundig war, dass er an diesem Abend ganz viel Spaß hatte, was anscheinend nicht jeder Zuschauer von sich behaupten konnte. Forderung auf Twitter: "Ich will genau das, was Wolfgang Joop hatte!" Viele sind sich einig: Joop, der die Outfits der Finalistinnen kreierte und dessen Sprüche in der Show rege gesammelt werden, ist der eigentliche Star von Staffel neun!
ps/dpa