
Wie sich die "FAZ" ins Social Web bewegt
Soziale Netzwerke gehören auch bei der "FAZ" zur täglichen Arbeit in Redaktion und Marketing - gut 50 Einzelaktivitäten rund um die Marke sind bei Twitter, Google+, Facebook oder YouTube mittlerweile zu finden. W&V Online hat sich die Social-Media-Strategie der Frankfurter näher angeschaut.
Die Leuchttürme der Printbranche entsenden ihre Signale immer häufiger ins Social Web. Zu den deutschen Vorreitern zählt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Seit rund vier Jahren werden die Aktivitäten des Hauses in den verschiedenen Kanälen auf- und ausgebaut. Beginnend mit Twitter folgten verschiedene Facebook-Präsenzen und in jüngster Vergangenheit die Präsenz bei Google+.
Längst hat die eher konservative "FAZ" für sich entdeckt, welche Schätze Facebook, Twitter, Blogs, YouTube und Konsorten in sich bergen. "Social-Media-Aktivitäten sind für die FAZ. wichtig, um die angestoßenen Diskussionen und Debatten auch auf andere Plattformen zu verlängern. Wir erreichen auf den verschiedenen Kanälen unterschiedliche Zielgruppen und versuchen diese für die Marke, unsere Produkte und vor allem für unsere Inhalte in den verschiedenen Medien zu gewinnen", heißt es bei der "FAZ". Es ist vor allem der wenig printaffine Nachwuchs, den der Verlag an die Marke binden will.
Gut 50 Einzelaktivitäten rund um die Traditionsmarke sind im Social Web mittlerweile zu finden – auf Facebook sind FAZ.net, FAZ Natur & Wissenschaft, das FAZ-Archiv oder der Fazit Wirtschaftsblog vertreten. Geplant sind nach Konzernangaben Seiten für FAZjob.net und den FAZ Finanzchannel. Twitter-Accounts haben die einzelnen Ressorts, aber auch Redakteure. Auf YouTube ist die "FAZ" ebenso vertreten (mit Video-Filmkritiken, Video-Fahrtberichten, FAZ-Themen, Richterskala) wie auf der noch jungen Online-Pinnwand Pinterest oder beim individuellen News-Aggregator Netvibes. Social-Media-Buttons auf FAZ.net oder Web-Widgets gehören zum festen Inventar.
Die verschiedenen Aktivitäten werden - je nach Inhalt - von der Redaktion oder dem Online-Marketing der Frankfurter verantwortet. In der Online-Redaktion gibt es ein Team von fünf Mitarbeitern die sich - neben Ihren Kerntätigkeiten - um die Präsenz im Social Web kümmern. Im Bereich Online-Marketing verteilen sich die Aufgaben laut "FAZ" auf zwei interne Kollegen und eine eng in die Konzeption und Umsetzung eingebundene externe Agentur. Was sich der Verlag den Aufwand kosten lässt – darüber schweigt er. Das Engagement rechnet sich. "Die Rückläufe aus den Social-Media-Aktivitäten generieren zusätzliche Reichweite und damit Werbeerlöse", heißt es. Die Inhalte profitieren ebenso: Die Reaktionen stehen allen Redaktionen zur Verfügung. Das Feedback fließe bei allen Redakteuren, die dieses direkte Feedback auf die eigene Arbeit intensiv beobachten, automatisch in die weiteren Arbeiten ein. Zudem entstehen so immer wieder einzelne Artikel zum Thema.
Gerade eben haben die FAZ GmbH und ihr Geschäftsführer Tobias Trevisan anlässlich der durchaus positiven Bilanzzahlen folgende Losung ausgegeben: "Nach dem erfolgreichen Relaunch des Internetauftritts FAZ.net und neuen Applikationen für das iPadsollen die Möglichkeiten des Internets genutzt werden, um mehr junge Leute für seriösen Journalismus zu begeistern." Vor diesem Hintergrund wird auch an weiteren Seiten auf Facebook und Google+ gearbeitet. Geplant ist ein Twitter-Rückkanal für die Webseite. Social Media soll omnipräsent werden bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": So will das Haus den Redaktionen bessere Werkzeuge und Analysesysteme zur Seite stellen, um die Arbeit in und mit den sozialen Netzwerken besser und intuitiver in den Tagesablauf der beteiligten Redakteure zu integrieren. Zur Info: Trevisan plant eine Paywall für die Online-Inhalte. Dies kündigt er im neuen "Wirtschaftsjournalist" an. "Es gibt noch keinen Zeitplan, aber wir beschäftigen uns natürlich intensiv mit dem Thema und werden den Schritt zu einer Bezahlpflicht möglichst bald machen", so Trevisan.
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