Social Media bei Gruner + Jahr: Warum "Business Punk" von Facebook profitiert
Nach dem ersten Porträt über Facebook, Twitter oder YouTube bei der RTL-Familie hat W&V Online Gruner + Jahr unter die Lupe genommen, Heimat von "Stern", "Geo" oder auch "Business Punk".
Wenn bei Gruner + Jahr von Social-Media-Strategie gesprochen wird, dann gilt das Motto: nicht durch Volumen-Zukauf, sondern aus eigener Kraft und auf Basis der eigenen Erfahrungen wachsen. Während die großen Marken des Hamburger Verlags ihre ersten Schritte vor über zehn Jahren mit Community-Aufbau und –Pflege gemacht haben, sind laut Gruner + Jahr "mittlerweile fast alle Marken des Hauses auf Facebook und Twitter unterwegs und tauschen sich dort mit ihren Zielgruppen aus".
Inzwischen ist der Austausch ein wesentlicher Teil der redaktionellen Arbeit geworden. Die Arbeit ist direkt in den Redaktionen verankert, der Kontakt zu den Usern ist täglich da. Über Facebook-Fanpages, persönliche Posts von Chefredakteuren wie etwa bei Chefkoch.de, Einladungen zu Events wie der Messe Eat´n´-Style oder zum "Beef!"-Kochkurs. Das Feedback der User wird in den Produkten umgesetzt: So ist beipielsweise die Reihe "Stern.de verschenkt das Sommerloch” vollständig aus User-Beiträgen gespeist worden. Das Thema Geo-Caching in der Print-Ausgabe von "Yuno" 3/2011 ist unter anderem aus den Vorschlägen von Usern entstanden.
Antje Dittrich, Geschäftsführerin Brigitte Digital, resümiert für die Sites der Brigitte-Gruppe: "Aus den Community-Diskussionen bekommen wir ein direktes Feedback zu den Lebensthemen der UserInnen." Alles in allem sind Tweeds und Facebook-Kommentare für eine regelmäßige Verbesserung der Medienprodukte "enorm wertvoll". "Journalismus erlebt eine Transformation durch Social Media: Viele Features in den Print-Ausgaben, aber auch viele neue Online-Formate sind dadurch entstanden", heißt es beim Verlag.
Noch sieht Gruner + Jahr viel Luft nach oben, was YouTube, Facebook oder Twitter angeht. Social Media sei im Mix aller Kommunikationsmöglichkeiten "der schnellste und interaktivste Kanal", heißt es in Hamburg. "Aber es ist auch ein Feld, auf dem wir – wie viele andere Medienhäuser auch – noch am Anfang der Entwicklungen stehen. Viel Potenzial gibt es noch im Hinblick auf Plattformen, Features und Formate", räumt der Verlag ein. Als Nächstes stehen bei Gruner Corporate-Sites beim noch jungen Google+ an. Weitere Aktivitäten sind in Planung, darunter ein Stand-Alone-Facebook-Auftritt für "Eltern bringt Menschen zusammen", verbunden mit der Site Eltern.de, der Aufbau eines eigenen "11Freunde"-Spiels, Twitterprofile für die Foodsites Chefkoch.de und "Essen & Trinken". "Darüber hinaus haben wir in den Verlagsgruppen einige Projekte in Planung, die wir zu gegebener Zeit veröffentlichen werden", gibt sich G+J-Sprecher Christian Merl geheimnisvoll. Fest steht schon mal: "Brigitte" investiert in Blog-Aktivitäten.
Neben Community-Aufbau und -pflege auf den eigenen Markensites wird bei Gruner + Jahr derzeit Facebook mit Abstand am intensivsten für Social Media-Aktivitäten genutzt. Als erste Medien sind "Eltern" und "PM" vor über vier Jahren auf Facebook und Youtube gestartet, es folgten "Geo", "FTD" oder auch Stern.de. Mittlerweile sind so gut wie alle Marken der G+J-Verlagsgruppen auf Facebook vertreten - jüngste Starter sind das Kindermagazin "Geolino" und "Yuno". Daneben werden Twitter und Youtube intensiv genutzt. Knapp 60 der G+J-Marken sind mit rund 100 Profilen, Blogs, Youtube-Kanälen und Podcasts im Netz vertreten.
Einen Verantwortlichen für Social Media hat Gruner + Jahr nicht benannt; die inhaltliche Betreuung ist durchgängig in den Redaktionen der G+J-Marken verankert. "Dabei sind auf Marken mit besonders umfangreichen Social Media-Angeboten mehrere Mitarbeiter allein für deren Betreuung zuständig, überwiegend kümmern sich aber die Print- und Online-Redakteure integriert gemeinsam mit den Site-Verantwortlichen um die Betreuung der verschiedenen Formate", beschreibt der Verlag die Arbeit. So berichten etwa von Events und Messen die jeweiligen Kollegen vor Ort direkt auch via Facebook und Twitter. Günstiger Nebeneffekt für den Verlag: Für den überwiegenden Teil der Social Media-Aktivitäten bei G+J fallen daher neben den jeweiligen Mitarbeiter-Ausgaben keine externen Kosten an.
Einnahmen aus den Social-Media-Aktivitäten werden indirekt erzielt, indem die Angebote des Hauses vom direkten Userfeedback auf Social Media-Aktivitäten profitieren, durch Reichweitensteigerungen, durch relevanten Traffic für die Seiten, durch neue Zielgruppen, virale Mechanismen, Markenbindung oder die Möglichkeit umfassender Vermarktungspakete. Greifbar werden die Erlöse beispielsweise bei der Abo-Gewinnung: Gruners Marken wie etwa das Männer-Wirtschafts-Lifestylemagazin "Business Punk" ziehen neue Leser über die Integration eines Abo-Angebots in die Facebook-Fanpage an. Der Verlag nennt das "relevante Response-Quoten".
Neben dem Weiterentwickeln der bestehenden Social-Media-Präsenzen im Web wird bei Gruner + Jahr für die Zukunft das Testen innovativer Projekte groß geschrieben. "Soziale Netzwerke sind wie Seismografen für Ideen und Projekte", sagt Melanie Schehl, Pressesprecherin der "Stern"-Gruppe. So habe etwa der Entertainment Media Verlag bei der Facebook-Integration von Kino.de intensiv von den bisherigen Erfahrungen aus Social Media profitiert.
Wie Social Media bei der RTL-Familie (die wie Gruner + Jahr zum Bertelsmann-Konzern zählt) auf die Quoten einzahlt, lesen Sie hier.