Social Media bei RTL: Wie Facebook und Twitter auf die Quote einzahlen
Im Social Web tummeln sich nicht nur Millionen private User, sondern auch professionelle Medien. W&V Online stellt in einer Reihe die Aktivitäten der deutschen Medienkonzerne bei Facebook und Co. vor – zum Auftakt bei der RTL-Familie.
Seit 2009 gibt es bei RTL und seinem Schwestersender Vox Redakteure, die twittern oder bei Wer-kennt-wen.de Spuren hinterlassen. Facebook ist seit über einem Jahr eine weitere soziale Plattform, auf der sich die Kölner Sender tummeln. Und das mit gutem Grund: "Für uns verstärkt Social Media die Nachfrage nach unseren Sender- und Formatmarken. Die Shows von ‚DSDS‘, ‚Das Supertalent‘, ‚X Factor‘ und ‚Das perfekte Dinner‘ bei Vox oder die tägliche Serie ‚Gute Zeiten, schlechte Zeiten‘ – das sind die Themen, die in den sozialen Netzwerken fortgesetzt werden und die wir dort bedienen", heißt es dazu im Ressort von Marc Schröder. Er ist Geschäftsführer von RTL Interactive, Herr über Online sowie Mobile in Köln und bringt als Mitglied der Geschäftsleitung der Mediengruppe RTL Deutschland das Web-Wissen auch ganz oben ein.
Sprich: Facebook oder Twitter zahlen bei RTL auf die Quote im TV ein. Mit über 50 Angeboten ist die Kölner Senderfamilie bereits ins Social Web gezogen. Dazu heißt es: "Wir sind mit allen relevanten Senderformaten beispielsweise bei Facebook vertreten, aber: Unserer Strategie folgend informieren wir die User auf unseren Fan-Sites in sozialen Netzwerken wie wer-kennt-wen.de oder Facebook mit kurzen Teasern, um sie über Links dann zu den vollständigen Information auf unsere Angebote zu leiten. Das führt für uns zu zusätzlichem Traffic." Schade, dass nicht auch das blonde Vox-Phänomen Daniela Katzenberger ins Portfolio der RTL Interactive gehört; sie zählt über 700.000 Facebook-Fans. Ein Wert, den auch "GZSZ" locker schafft.
Eigene Social-Media-Beauftragte gibt es indes noch nicht in Köln-Deutz direkt am Rheinufer; auch kann der TV-Konzern keine Angaben darüber machen, wie viele Mitarbeiter den Draht zum User knüpfen oder wie hoch die Kosten sind, die für den Aufwand entstehen. Jeder Redakteur, der für Online, Mobile oder Teletext zuständig sei, wirke auch bei Social Media mit, das Bestandteil der täglichen Arbeit sei, heißt es. Und so mischen die User im TV mit: Die Reaktionen stehen den Redakteuren, die die Angebote betreuen, sofort zur Verfügung. "Auffällige Tendenzen übermitteln die Kollegen den TV-Redaktionen, damit sie es in ihrer Arbeit berücksichtigen können", so RTL Interactive.
Beispiel: Im "perfekten Dinner Profil" auf Facebook kommt die "Stimme" vom Dinner zu Wort. Dort treten die Fans direkt mit der TV-Redaktion in Kontakt. Auch Constanze Rick aus dem Vox-Format "Prominent" steht über ihr Facebook-Profil und dem Prominent-Profil im direkten Austausch mit den Fans wie auch weitere Moderatoren von RTL wie Peter Kloeppel, Frauke Ludowig oder Katja Burkhard. Finanziell dürfte sich die "Mehrarbeit" bereits auszahlen. Die Social-Media-Aktivitäten führen zu mehr Traffic auf den Sites der RTL-Familie, der dort dank höherer Reichweiten über Werbung zu Geld gemacht wird.
Zu spüren ist, dass RTL sehr behutsam mit seinen Marken im Social Web umgeht und sehr genau auswählt, was dort zu sehen ist (wehrt sich doch die Senderfamilie gegen die zunehmenden Urheberrechtsverletzungen im Internet). So können zwar seit Kurzem Facebook-Nutzer über den vom RTL-Vermarkter IP Deutschland betreuten RTL-Channel-Player Videos in Form kurzer Webclips aus RTL-Formaten auch direkt bei Facebook sehen; Ähnliches soll in Kürze mit der Vox-Show "X Factor" passieren. Aber RTL Interactive räumt ein: "Wir haben bis auf kurze Teaser und Verweise auf unsere Angebote bei Facebook keine Inhalte auf Drittplattformen."
Bei YouTube finden sich beispielsweise nur vereinzelt "Bildtafel"-Hinweise auf die RTL-Angebote. Ausnahme sei eben jener integrierte RTL-Channel-Player, der neben Facebook auf externen Websites wie Bunte.de, TVMovie.de oder Vodafone.de Bewegtbildinhalte deutlich erkennbar unter der Marke RTL und in Vermarktung durch IP präsentiert. Da sind dann Sendungen und Marken wie "GZSZ", "DSDS", "Das Supertalent" oder "Alarm für Cobra 11" zu finden. Vox steuert "X Factor", "Das perfekte Dinner", "Kochbar" und auch "V.I.P. Hundeprofi" bei.
Eine Sendung, die rein auf den Social-Media-Erfahrungen basiert, ist dagegen noch Zukunftsmusik in Köln. Wichtiger ist RTL Interactive in diesen Tagen eine andere Entwicklung: "Für uns gewinnt die Parallelnutzung über einen zweiten Screen wie Smartphone, Tablet oder Laptop als Interaktionsdevice während des TV-Konsums an Bedeutung. Nach ersten Angeboten Erfahrungen dazu werden wir hier künftig auch unsere Aktivitäten mit neuen Interaktionsmöglichkeiten ausbauen", heißt es dort. Das Ziel: "GZSZ" findet dann auf dem großen Endgerät statt, das Interaktive, der Austausch oder das Gelästere mit anderen auf dem Mobiltelefon, iPad oder PC. "Dazu entwickeln wir derzeit weitere Angebote", kündigt die Senderfamilie an.