Aber auch für das operative Geschäft zeigt sich Ebeling optimistisch - der Start ins neue Jahr sei gut gewesen, über alle Kunden hinweg sind bisher zwei Prozent mehr an Werbe-Commitments bisher zusammengekommen. Vor allem der Mittelstand buche stark beim TV-Konzern, heißt es auf der Pressekonferenz. Trotz Konjunkturdelle erwartet Ebeling daher wachsende Werbeerlöse für die Sendergruppe auch in Deutschland - im niedrigen einstelligen Bereich. Das Fernsehen soll zudem Marktanteile von den Printmedien gewinnen (was Kenner der Mediabranche bereits bestätigen) und durch Internet-Angebote zulegen. Fußball-EM und Olympische Spiele dürften im Sommer zwar den Zuschaueranteil sinken lassen, weil sie bei ARD und ZDF gezeigt werden. Aber der Werbekuchen für ProSiebenSat.1 und RTL werde nicht kleiner, sondern nur zeitlich anders verteilt.

Darüber hinaus sieht Ebeling im Pay-TV mehr Potenzial. Wie vor genau einem Jahr versprochen, soll nun die Abo-TV-Flotte der Fernsehfamilie Anfang Mai vergrößert werden: mit ProSieben Fun und Sat.1 Emotions. Wirklich neu ist nur ProSieben Fun - die TV-AG verspricht hier ein junges abwechslungsreiches Programm und einen echten Pay-TV-Bruder der Sendermarke ProSieben mit den erfolgreichsten Show- und Comedyformaten des Senders, Blockbustern, US-Serien, Musikhighlights sowie Action-Sport Events.

Sat.1 Emotions entsteht dagegen aus Sat.1 Comedy. Der "neue" Abosender steht künftig für "moderne Unterhaltung mit Gefühl". Im Mittelpunkt stehen "Träume, Sehnsucht, Romantik und Liebe", wie es heißt. Zudem zeigt der Sender die beliebtesten Sat.1-Telenovelas, Primetime-Serien und eigenproduzierten Filme, teilweise in Erstausstrahlungen. Kabel eins Classics bleibt wie gehabt. Alle drei Pay-TV-Angebote werden ab Mai sowohl in SD- wie auch in HD-Qualität ausgestrahlt - wobei der Konzern in HD ein großes Wachstumsfeld ausmacht. Die zusätzlichen Abosender dürfte noch maßgeblich Andreas Bartl mitentwickelt haben, ausgeschiedener TV-Vorstand des Hauses und seit dem heutigen 1. März selbstständiger Berater. Er wid auf der Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstagmittag als "Gast" begrüßt. Dort bedankt er sich nochmals öffentlich bei seinen Vorstandskollegen für die gute Zusammenarbeit - und macht sich dann auf zu neuen Ufern mit Bartl Media.

Längst hat Ebeling Wachstumspotenzial auch in den Inhalten des Hauses ausgemacht. Kein Wunder, dass SevenOne International, weltweiter Programmvertrieb der ProSiebenSat.1 Group, nun weiter expandiert, eine Dependance in Hong Kong eröffnet und mit einer Niederlassung vor Ort seine Verkäufe in den asiatischen TV-Markt ausweitet. Auch das Australien-Geschäft wird von Hong Kong aus mitbetreut. "Englischsprachige Märkte gewinnen für SevenOne International zunehmend an Bedeutung, da das Portfolio des Programmvertriebs immer mehr englischsprachige Fiction-Programme Enthält", heißt es zur Erklärung. Geschäftsführer Jens Richter fügt hinzu: "Schon heute befinden sich mehr als 50 Prozent aller weltweiten TV-Haushalte in Asien. Der Markt bietet uns als Programmvertrieb langfristig ein enormes Wachstumspotenzial." Nachschub aus München ist gesichert: Die Senderfamilie entwickelt derzeit rund 200 neue Formate. Das Fernziel der ProSiebenSat.1-Gruppe: 2015 soll jeder zweite Euro außerhalb des bisherigen Kerngeschäfts, dem deutschen TV-Werbemarkt, erlöst werden.

Ein Zukauf im Ausland steht schon mal fest: ProSiebenSat.1 will sich nach Puls 4 einen weiteren österreichischen TV-Sender holen. So soll laut einer Mitteilung der Wiener Sparte des Konzerns Austria 9 zur Gruppe stoßen. Nach einem Relaunch soll der Privatsender voraussichtlich im Sommer neu starten. Hauptgesellschafter des 2007 gestarteten Senders Austria 9 war ursprünglich Burda. Ende 2009 verabschiedete sich der Verlag und verkaufte Anteile an den Geschäftsführer Conrad Heberling sowie dessen Schwager, Ex-RTL-II-Chef Josef Andorfer. Seither war der Sender auf der Suche nach neuen Investoren.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.