Und wie äußert sich nun Bartl offiziell zu seinem überraschenden Ausstieg? Er sagt: "Nach 20 spannenden Jahren bei ProSiebenSat.1 möchte ich mich neuen Herausforderungen als Medienunternehmer stellen und mir damit einen langgehegten Wunsch erfüllen. Ich bin dem Konzern sehr dankbar für die Möglichkeiten, die sich mir auf diesem langen und spannenden Weg geboten haben. Es war eine tolle Zeit, in der ich mit vielen großartigen Fernsehmachern und Künstlern zusammenarbeiten konnte. Ohne sie und mein Team wären all die Erfolge nicht möglich gewesen. Ich danke euch!" Des Weiteren bedankt er sich auch beim Aufsichtsrat, bei Thomas Ebeling und bei den Vorstandskollegen "für die hervorragende Unterstützung in den letzten Jahren".

Der Aufsichtsratsvorsitzende Götz Mäuser lobt Bartls Werk: "Durch seine innovative Kraft wurden eine Vielzahl von sehr erfolgreichen Formaten im deutschen Fernsehen etabliert, die heutzutage nicht mehr wegzudenken sind. Andreas Bartl hat der gesamten Sendergruppe immer wieder entscheidende Impulse gegeben, das TV-Programm den sich ändernden Sehgewohnheiten und -bedürfnissen der Zuschauer anzupassen und weiter zu entwickeln."

Vorstandschef Ebeling ruft Bartl hinterher: "Andreas Bartl hat ProSiebenSat.1 geprägt wie kaum ein anderer. Seine Karriere bei uns kann man fast klassisch nennen. Er kam aus dem "Maschinenraum", wie er selbst gern sagt, und hat auf dieser soliden Basis immer mehr Managementerfahrung gewonnen, bis er schließlich Deutschlands größte integrierte Senderfamilie geführt hat. Dass er jetzt, nach 20 erfolgreichen Jahren im Konzern, den Weg in die Selbständigkeit wählt, kann ich ihm nicht verdenken. Er wird auch hier durch seine Kreativität, sein besonnenes Urteil und seine tiefe Menschenkenntnis Erfolg haben." Ebeling persönlich verdanke ihm "drei Jahre voll interessanter Gespräche und wichtiger Einsichten". Schon seit einiger Zeit soll die Chemie zwischen Bartl und Ebeling nicht mehr gestimmt haben; mit Bartls Ausstieg haben Insider schon länger gerechnet.

Zum Wochenauftakt haben verschiedene Medien berichtet, Andreas Bartl müsse weichen, da ihm die schlechte Performance von Sat.1 angelastet werde, das er bis vor wenigen Monaten in Personalunion geführt hat. und das in seinen Zuständigskeitsbereich als Vorstand TV Deutschland fällt. Zuletzt soll auch die RTL-Familie gegenüber Bartl ihre Wertschätzung bekundet haben, wo seit einem guten halben Jahr sein früherer Chef Guillaume de Posch in Luxemburg wirkt.

Bartl begann seine TV-Laufbahn 1990 bei ProSieben, wo er bis 2000 unter anderem die Programmplanung leitete und als Programmchef tätig war. Danach wechselte er für fünf Jahre an die Spitze von Kabel eins und kehrte 2005 als Geschäftsführer zu ProSieben zurück. Im Juni 2008 wurde Andreas Bartl in den Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG berufen. Von 2009 bis 2011 führte er zusätzlich zu seiner Funktion als Vorstand den Sender Sat.1.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.