Jetzt wird ProSiebenSat.1-Vorstand Bartl Medienberater
Bestätigt: Andreas Bartl gibt seinen Vorstandsposten bei ProSiebenSat.1 auf, verlässt die TV-Familie und gründet Bartl Media - und das viel schneller als gedacht. Und noch eine Personalie aus seinem Umfeld gibt es zu melden...
"Andreas Bartl, Vorstand TV Deutschland, verlässt die ProSiebenSat.1 Media AG auf eigenen Wunsch zum 1. März 2012, um sich als Medienunternehmer selbständig zu machen." Mit dieser Meldung vom Donnerstagmittag bestätigt die TV-AG Spekulationen vom Anfang dieser Woche über den Ausstieg Bartls aus der Fernsehfamilie – und gibt auch gleich sein neues Ziel bekannt: sein eigenes Unternehmen Bartl Media. Überraschend ist, dass der Ausstieg schon in wenigen Tagen erfolgen wird. Mit Bartl Media will sich der TV-Manager der Entwicklung von neuen Fernsehsendern, TV-Formaten sowie künstlerischen Talenten widmen. Dabei soll er auch seinen bisherigen Brötchengeber die ProSiebenSat.1 beraten. Den Vorstandsbereich von Andreas Bartl übernimmt kommissarisch CEO Thomas Ebeling – auch das ist schon vorab gemunkelt worden, genauso wie die Tatsache, dass der Vorsitzende der Geschäftsführung der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH kommissarisch ProSieben-Chef Jürgen Hörner wird.
Mit von Bord geht Bartls langjährige Sprecherin Petra Fink, die ihn seit seiner Zeit bei Kabel eins begleitet. Die 43-Jährige, aktuell Senior Vice President Kommunikation/ PR & Business Development, verlässt die deutsche Sendergruppe ebenfalls zum 1. März und gründet eine PR-Agentur, mit der sie das Unternehmen weiterhin berät. Sie leitete den Bereich Kommunikation/PR der ProSiebenSat.1 TV Deutschland seit Juli 2009 . Zugleich war sie Sprecherin von Bartl. Ihre Aufgaben übernimmt vorerst Julian Geist, Konzernsprecher der ProSiebenSat.1 Media AG. Diana Schardt bleibt stellvertretender SVP Kommunikation/PR.
Und wie äußert sich nun Bartl offiziell zu seinem überraschenden Ausstieg? Er sagt: "Nach 20 spannenden Jahren bei ProSiebenSat.1 möchte ich mich neuen Herausforderungen als Medienunternehmer stellen und mir damit einen langgehegten Wunsch erfüllen. Ich bin dem Konzern sehr dankbar für die Möglichkeiten, die sich mir auf diesem langen und spannenden Weg geboten haben. Es war eine tolle Zeit, in der ich mit vielen großartigen Fernsehmachern und Künstlern zusammenarbeiten konnte. Ohne sie und mein Team wären all die Erfolge nicht möglich gewesen. Ich danke euch!" Des Weiteren bedankt er sich auch beim Aufsichtsrat, bei Thomas Ebeling und bei den Vorstandskollegen "für die hervorragende Unterstützung in den letzten Jahren".
Der Aufsichtsratsvorsitzende Götz Mäuser lobt Bartls Werk: "Durch seine innovative Kraft wurden eine Vielzahl von sehr erfolgreichen Formaten im deutschen Fernsehen etabliert, die heutzutage nicht mehr wegzudenken sind. Andreas Bartl hat der gesamten Sendergruppe immer wieder entscheidende Impulse gegeben, das TV-Programm den sich ändernden Sehgewohnheiten und -bedürfnissen der Zuschauer anzupassen und weiter zu entwickeln."
Vorstandschef Ebeling ruft Bartl hinterher: "Andreas Bartl hat ProSiebenSat.1 geprägt wie kaum ein anderer. Seine Karriere bei uns kann man fast klassisch nennen. Er kam aus dem "Maschinenraum", wie er selbst gern sagt, und hat auf dieser soliden Basis immer mehr Managementerfahrung gewonnen, bis er schließlich Deutschlands größte integrierte Senderfamilie geführt hat. Dass er jetzt, nach 20 erfolgreichen Jahren im Konzern, den Weg in die Selbständigkeit wählt, kann ich ihm nicht verdenken. Er wird auch hier durch seine Kreativität, sein besonnenes Urteil und seine tiefe Menschenkenntnis Erfolg haben." Ebeling persönlich verdanke ihm "drei Jahre voll interessanter Gespräche und wichtiger Einsichten". Schon seit einiger Zeit soll die Chemie zwischen Bartl und Ebeling nicht mehr gestimmt haben; mit Bartls Ausstieg haben Insider schon länger gerechnet.
Zum Wochenauftakt haben verschiedene Medien berichtet, Andreas Bartl müsse weichen, da ihm die schlechte Performance von Sat.1 angelastet werde, das er bis vor wenigen Monaten in Personalunion geführt hat. und das in seinen Zuständigskeitsbereich als Vorstand TV Deutschland fällt. Zuletzt soll auch die RTL-Familie gegenüber Bartl ihre Wertschätzung bekundet haben, wo seit einem guten halben Jahr sein früherer Chef Guillaume de Posch in Luxemburg wirkt.
Bartl begann seine TV-Laufbahn 1990 bei ProSieben, wo er bis 2000 unter anderem die Programmplanung leitete und als Programmchef tätig war. Danach wechselte er für fünf Jahre an die Spitze von Kabel eins und kehrte 2005 als Geschäftsführer zu ProSieben zurück. Im Juni 2008 wurde Andreas Bartl in den Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG berufen. Von 2009 bis 2011 führte er zusätzlich zu seiner Funktion als Vorstand den Sender Sat.1.