N24:
Talkshow-Eklat: AfD-Chef Lucke flüchtet vor Friedman
AfD-Chef Bernd Lucke fühlt sich bei der Aufzeichung des N24-Talks von Moderator Michel Friedman dauernd unterbrochen. Schwupps - ist er weg!
Ein Duell der Alphatiere: Es herrscht dicke Luft zwischen N24-Talker Michel Friedman und Bernd Lucke, dem Chef der Alternative für Deutschland. Anlass: Der AfD-Mann hat am Donnerstag eine Aufzeichnung der Talkreihe beim Fernsehsender abgebrochen und dem Moderator in einer eiligst verbreiteten Pressemitteilung "einseitige Meinungsmache" vorgeworfen. Lucke ist nach eigenen Angaben bei der Aufzeichnung der Sendung "Studio Friedman" ständig unterbrochen worden – Lanz-like, wenn man den Ausführungen Luckes glauben darf. Daraufhin habe der Politiker das Studio verlassen, heißt es.
Ein etwas anderes Bild zeichnet der neuerdings von Springer dominierte Nachrichtensender N24 auf Anfrage von W&V Online. Im Falle der für den 27. Februar aufgezeichneten Sendung habe Michel Friedman folgendermaßen anmoderiert:
"Herzlich willkommen im Studio Friedman. Freizügigkeit in Europa: billige Arbeitskräfte kommen aus Rumänien und Bulgarien. Die Euro-Krise steckt fest. Die Bürokratie aus Brüssel wird immer schlimmer. Und die einzigen, die dafür bezahlen, sind die Deutschen. Stimmt das? Darüber diskutiere ich mit Bernd Lucke, dem Sprecher der Alternative für Deutschland und Manuel Sarrazin, europapolitischer Sprecher von B90/Die Grünen im Bundestag. Die Frage, um die es geht: Die AfD sieht sich immer als Opfer und sagt: Wir tun das, was andere Parteien nicht mehr tun. Wir sprechen doch nur die Ängste der Bevölkerung aus. Ihre Europawahl-Kandidatin Beatrix von Storch sagt: 'Multikulti hat die Aufgabe die Völker zu homogenisieren und damit religiös und kulturell auszulöschen.' Wenn das nicht Rassismus ist, was ist dann Rassismus?"
Der – durchaus streitbare und meinungsfreudige – Friedman hat nach N24-Angaben nach rund elf Minuten noch einmal konkret bei Lucke nachgefragt: "Stehen Sie hinter der Aussage Ihrer Kandidatin?" Da Lucke dann immer noch keine präzise Antwort gegeben habe, "hakt Friedman mehrfach nach, bekommt jedoch keine konkrete Antwort und Bernd Lucke verlässt das Studio", heißt es von N24.
Den Eklat bekommen die Zuschauer am Donnerstag kommender Woche ab 23.10 Uhr zu sehen. Kristina Faßler, Sprecherin von N24 sowie Leiterin Marketing & Sales, betont: "Michel Friedman moderiert seinen Talk seit knapp zehn Jahren. Übrigens sehr erfolgreich. Er hat dabei Woche für Woche hochkarätige Gäste. Viele waren schon mehrfach zu Gast. Teil seines Erfolges beim Publikum ist sicher auch die Tatsache, dass er präzise fragt und auch auf klaren eindeutigen Antworten besteht."
Friedmans Talk-Stil polarisiert seit jeher, wie es diverse TV-Foren immer wieder dokumentieren. Allerdings dürfte Lucke wissen, worauf er sich einlässt: Der Politiker war erst vor wenigen Wochen schon einmal bei "Studio Friedman" zu Gast. Zuletzt hat sich nach Unterbrechern von Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht durch Markus Lanz in seiner Talkshow im ZDF ein riesiger Protest im Web formiert, der in einer Online-Petition mit mehr als 200.000 Unterstützern gipfelte, die Lanz beim Zweiten feuern wollten.