Senderstart:
So will der Disney Channel Kinder und Erwachsene an sich binden
Es wird im Kampf um Marktanteile geklotzt und nicht gekleckert: Beim Disney Channel schöpft Senderchef Lars Wagner voll aus den Disney-Archiven.
Wenn der Disney Channel als Free-TV-Marke am 17. Januar den Sendeplatz von Das Vierte übernimmt, dann will der Konzern mit Serienpremieren zur Primetime, Top-Filme aus dem Disney-Archiven und mit über 450 Episodenpremieren in den ersten sechs Monaten allein in der Day Time Kinder und Erwachsene an sich binden. Animations-Highlights wie "Ratatouille" und "Wall-E" hat das Team um Senderchef Lars Wagner bereits für die Hauptsendezeit eingeplant. Kurzum: Es wird im Kampf um Marktanteile geklotzt und nicht gekleckert. Wie Disney in Hamburg präsentiert, sollen eigenproduzierte Shows und neue Reality-Formate dem werbefinanzierten Programm vom Start weg ein typisch deutsches Profil verleihen. Vorteil dank Übernahme von Das Vierte: Zum Sendestart wird der neue Disney Channel rund 93 Prozent der deutschen TV-Haushalte erreichen.
"Mit dem neuen Disney Channel bringen wir die Marke Disney zu unseren Fans und Zuschauern nach Hause", sagt Lars Wagner, mit vollem Titel Vice President und General Manager, Disney Channels GSA. Die Positionierung sei dabei "einzigartig unter den Disney Channels" weltweit. Wagner: "Künftig schaffen wir einen zentralen Anlaufpunkt für Kinder und Erwachsene im TV, der gleichermaßen unterhält, verbindet, inspiriert, erfreut und vor allem ein sicheres und vertrauensvolles Fernseh-Umfeld für die ganze Familie bietet." Eigentlich ein Konzept, das bislang die Disney-50-Prozent-Beteiligung Super RTL geboten hat. Der Kölner Sender schwimmt sich indes mit weitreichenden Deals von Programmzulieferungen des Gesellschafters frei.
Das Programm des neuen Disney Channels im Detail: Unter der Woche spricht der Sender in der Primetime vor allem mit Serien ein erwachsenes, überwiegend weibliches Publikum an. Es feiern Serien wie "Switched at Birth" (ABC Family), "Baby Daddy" (ABC Family), "Miranda" (BBC), "Grand Hotel" (Bambú Producciones), "The Neighbors" (ABC), "New in Paradise" (ABC Family) und "Cedar Cove" (Hallmark Channel) mit Andie MacDowell ihre Free-TV-Premiere. Am Freitag sind TV-Premieren und Filmklassiker angesagt. Motto: beste Familienunterhaltung. Zu sehen sind "Aristocats" und "Ratatouille", darunter auch Free TV-Premieren, etwa "Susi und Strolch" auf dem Programm. Ein Comeback feiern die "Muppet Show" sowie die Erfolgsserien "Gilmore Girls" und "Men in Trees". Ebenfalls im Abendprogramm sind die große Familienshow "Family Time" und das Reality-Format "100 days of being nice" (AT) zu sehen sowie die neue Cartoon-Talk-Show "Ducks & Friends" mit Moderatorin Nova Meierhenrich.
Am Tag setzt der Disney Channel auf Disney: Sitcoms und neue Folgen populärer Serien wie "Jessie", "Austin & Ally" oder "Meine Schwester Charlie" wechseln sich ab mit neuen Disney-Animationsserien wie "Phineas und Ferb", "Jake und die Nimmerland Piraten" oder "Micky Maus Wunderhaus" – alles für die Jungen. Neu im Free TV ist die Animationsserie "Willkommen in Gravity Falls". Die Telenovela "Violetta" soll im Frühjahr starten. Sie handelt von der gleichnamigen jungen Heldin, die mit ihrem Vater in ihr Heimatland Argentinien zurückkehrt und dort im berühmten "Studio 21" nach und nach ihr musikalisches und schauspielerisches Talent entdeckt. Dem Disney Channel wird vom Start weg ein Live-Stream und ein Catch-Up-Service im Internet zur Seite gestellt. Der gleichnamige Pay-TV-Sender Disney Channel wird Ende November seinen Sendebetrieb einstellen. Einen ersten Vorgeschmack auf die Programminhalte des neuen Senders zeigt Disney auf seiner Website.
Super RTL hat indes sein Programm bereits jetzt auf das Ende der Zulieferung von Gesellschafter Disney eingestellt. Zum Jahresende wird das Programm des Kölner Privatsenders vollkommen Disney-frei sein. Den 1. Januar hat Super RTL daher zum "Independence Day" erklärt. "Wir haben 18 Monate Zeit gehabt, um uns auf diese Situation einzustellen, und diese Phase haben wir genutzt", sagte Geschäftsführer Claude Schmit diese Woche vor Journalisten. Super RTL verfüge jetzt über langfristige Abkommen mit den Hollywood-Studios Warner Bros. und Dreamworks. Im nächsten Jahr seien 1000 neue Episoden verschiedener Produktionen im Programm, 100 Filme an den Freitag- und Samstagabenden, bislang stark in Disney-Hand, seien für das Familienprogramm gesichert. Wie sich die Marktanteile im Kinder-TV entwickeln, will Super RTL nicht vorhersagen. In diesem Jahr führt der Sender, der beim Gesamtpublikum auf 1,9 Prozent kommt, im Segment der Kinder zwischen drei und 13 Jahren nach Messungen der GfK-Fernsehforschung in Nürnberg mit 23,5 Prozent vor dem öffentlich-rechtlichen KiKA mit 20,2 Prozent und vor Nickelodeon mit 11,6 Prozent. Experten rechnen für den Disney Channel im ersten Halbjahr 2014 mit Werten zwischen vier und sieben Prozent.