"Das Supertalent":
So urteilt die Branche über Thomas Gottschalks RTL-Debüt
Bohlen bleibt Chef, Gottschalk ist Hofnarr: Dieses und andere Urteile zur neuen Jury fallen nach der RTL-Show "Das Supertalent".
Die Quoten der RTL-Show "Das Supertalent" beflügelt Thomas Gottschalk zum Auftakt nicht – die Kritiker indes schon. Allen voran "Wetten, dass..?"-Erfinder Frank Elstner. Der 70-Jährige geht mit seinem Nachfolger auf dem ZDF-Unterhaltungsdampfer ins Gericht. "Ich halte ihn immer noch für den größten deutschen Entertainer", sagt Elstner dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Aber dass er nach seinem Weggang vom ZDF "Wetten, dass..?" als "abgenagten Knochen" bezeichnet hat, fand ich als Erfinder dieser Show nicht in Ordnung - immerhin hat sie ihn zum Multimillionär gemacht." Schon als Zuschauer von "Wetten, dass..?" ärgerte sich Elstner manchmal über Gottschalk, "wenn er Weltstars zu Gast hatte und ihnen oft keine vernünftigen Fragen gestellt hat. Es reicht nicht, Lady Gaga einzuladen - man muss sich auch auf sie vorbereiten. Bei Thomas wirkt es immer so, als müsste sich ein Moderator nicht anstrengen."
Die Kritiker sind sich einig: Alles in allem bleibt Gottschalk trotz Mitsprache nur eine Nebenrolle - mit familienfreundlichem "‘Wetten, dass..?‘-Humor" (so "Spiegel Online") versuchte er seine anfangs sichtbare Verkrampfung zu lockern. Thomas Gottschalk scheint sich neben Dieter Bohlen in der "Supertalent"-Jury mit der Rolle des Hofnarren zufriedenzugeben – urteilt die Nachrichtenagentur "dpa". Hörfunksender aus der ARD-Welt, in der Gottschalk zuletzt mit seinem Vorabend-Talk "Gottschalk Live!" im Ersten baden gegangen ist, reiten auf dem Reichweitenverlust der Auftakt-Folge der neuen Show-Staffel vom "Supertalent" herum. Trotz der "drei Blondinen" in der Jury – der einstige Gottschalk-Radiosender Bayern 3 über Bohlen, Gottschalk und Michelle Hunziker – seien gegenüber dem Vorjahr eine Million Zuschauer abhanden gekommen, heißt es. Die Zahlen im Detail: Den Auftakt zur inzwischen sechsten "Supertalent"-Staffel verfolgten am Samstagabend im Schnitt 6,34 Millionen Menschen (Marktanteil 22,0 Prozent) - im vergangenen Jahr hatten die erste Show der Reihe gut 7,3 Millionen gesehen. Letztes Jahr saßen noch Sylvie van der Vaart und Motsi Mabuse neben Bohlen in der Jury. Dieses Jahr geht es ergo - trotz starker Unterstützung durch soziale Netzwerke - deutlich schwächer los.
Im Juni hat sich der Entertainer - nach seinem Quotenflop im ARD-Vorabend - überraschend von RTL verpflichten lassen. Noch zu ZDF-Zeiten hatte er die RTL-Castingshows mit Chef-Juror Bohlen heftig kritisiert. Mit dem Wechsel zu RTL änderte der 62-Jährige aber seine Meinung. RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger hält Gottschalks Wechsel für einen mutigen Schritt. "Ganz klar: Thomas Gottschalk geht auch mit uns ein Stück Risiko ein", sagt er dem "Tagesspiegel" vom Samstag. Was die Quoten angeht, glaubt Sänger nicht, dass das "Supertalent" 2012 bessere Quoten als 2011 haben wird, "denn der Markt fragmentiert sich immer mehr. Insofern wären wir sehr, sehr froh, wenn wir wieder einen ähnlichen Marktanteil erreichen würden." Er wolle auch nicht "die Quotenerwartungen auf die Schultern von Gottschalk legen". 2011 haben die 13 Shows im Schnitt 6,92 Millionen Zuschauern eingesammelt.
Für das direkte Duell von "Supertalent" und Gottschalks alter ZDF-Show "Wetten, dass..?" mit dem neuen Moderator Markus Lanz in drei Wochen hat Sänger eine Prognose: "Ich gehe davon aus, dass das ZDF die Nase beim Gesamtpublikum vorne haben kann - wenn dort alles richtig gemacht wird. Und wir werden bei den jüngeren Zuschauern die Nase vorn haben - wenn wir alles richtig machen."
Und was sagt der Entertainer selbst? In "Bild" wiegelt Gottschalk ab – abgebrüht nach mehreren Jahrzehnten Show-Erfahrung: "Hört mir auf mit schlechten Kritiken und schwachen Quoten, damit macht mir keiner mehr die Stimmung kaputt. Es haben viele zugeschaut und lustig war's."
ps/dpa