Audiovisual Media Days:
Smartphone löst die Glotze ab
TV-Inhalte bleiben, aber der Verbreitungsweg wird zunehmend mobil. Nun muss eine gemeinsame Währung her - so der Tenor der Audiovisual Media Days 2014.
"Noch gucken 85 Prozent der Deutschen das Fernsehprogramm klassisch linear", meinte Magine-Deutschland-Managerin Friederike Behrends in der Podiumsdiskussion "Next Generation Home Entertainment" während der Audiovisual Media Days in München. Und Martin Krapf, Geschäftsführer der Initiative Wirkstoff TV, fügte hinzu, dass das Nutzungsverhältnis vom klassischen TV zum nicht linearen je nach Zielgruppe derzeit noch zwischen 1:29 bis 1:50 betrage. So viel zum Status-Quo. Aber Experten wie Blogger und Social-TV-Macher Richard Gutjahr oder Deann Harvey, Vice President EMEA des international tätigen Werbetechnologieunternehmens Sizmek, hielten auf dem Kongress fest: Das Smartphone wird das herkömmliche Fernsehen als Leitmedium ablösen. Fraglich ist nur, in welchem Zeitraum der Paradigmenwechsel vor sich geht.
Der Markt verändert sich rasant, beschleunigt auch durch neue Player wie die Plattformen Netflix und Magine, die dieses Jahr in Deutschland starten werden oder schon streamen. Sie treffen den Nerv der Zielgruppe: Für jeden dritten Zuschauer ist zeitversetztes Fernsehen wichtig, so eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Goetzpartners, die auf dem von der Medientage München GmbH veranstalteten Kongress für den Bereich Web-TV und Bewegtbild in München vorgestellt wurde. Schon jetzt würden Nutzer in der Altersgruppe 14 bis 29 Jahren täglich mehr als 40 Minuten Bewegtbild im Netz konsumieren. "Fernsehen ist wie Youtube, nur kaputt" - so wurde die veränderte Mediennutzung auf den Audiovisual Media Days zusammengefasst. Als Endgerät werde sich das Smartphone durchsetzen und die gute alte Glotze ablösen. 150 Mal am Tag, betonte etwa Werbe-Expertin Harvey, checkt der Nutzer durchschnittlich sein Smartphone. Schon in drei Jahren würden sieben Millionen Terabytes an Video-Content über diesen Kanal geschleust. Darauf werde die Werbewirtschaft entsprechend reagieren, betonte die Sizmek-Managerin: Drei von vier Unternehmen würden ihre Investitionen in mobile Video-Kampagnen forcieren.
Kopfzerbrechen machte den Anwesenden eine gemeinsame Währung von klassischem Fernsehen und nicht linearen Angeboten. "Es wird noch zu wenig dafür getan, beides vergleichbar zu machen", betonte Krapf, der am 22. Mai als Gastgeber auf dem TV-Wirkungstag auch dieses Thema im Gepäck haben wird. Schon in der Definition des Segments plädierte er dafür, ihn übergreifend als Bewegtbild-Markt zu titulieren, alles andere führe zu Verwirrungen. Tatsächlich präsentierten Anbieter auf den diesjährigen Audiovisual Media Days neue Ansätze, lineares Fernsehen mit den Möglichkeiten des Internets zu verknüpfen und entsprechend auszuwerten. Hierzu zählte das Hamburger Start-up Teveo Interactive. Deren neue Technologie ermögliche die individuelle Ansprache der Fernsehzuschauer in Echtzeit, einen direkten Response ohne Medienbruch sowie eine effektive Erfolgsmessung - sender- und geräteübergreifend.