Magine-Start:
Wie Bild.de im Fernsehgeschäft mitmischen will
Der schwedische TV-Streaming-Dienst Magine setzt für seinen Deutschlandstart auf Bild.de als offiziellen Launch-Partner. Damit bietet das Spinger-Portal inzwischen eine Kombination aus Pay- und Free-TV-Inhalte an und tritt in Konkurrenz zu den klassischen Distributionswegen des Fernsehen.
Der schwedische TV-Streaming-Dienst Magine setzt für seinen Deutschlandstart auf Bild.de als offiziellen Launch-Partner. Auch Watchever nutzte bereits erfolgreich die Marktmacht des Online-Portals, um den Video-on-Demand-Service bekannter zu machen. Ergebnis dieser Kooperation ist Bild Movies, das für 8,99 Euro im Monat eine Flatrate für Serien und Filme anbietet.
Dazu gesellt sich nun Bild Fernsehen, wie die Kooperation mit Magine genannt wird. Magine verbreitet die wichtigsten deutschen Free-TV-Programme kostenlos über das Internet. Mit der Kombination aus Pay- und Free-TV-Inhalten setzt Bild.de an, den klassischen Distributionswegen des Fernsehen Konkurrenz zu machen.
Magine will dem Zuschauer Vorteile wie das zeitversetzte Fernsehen aus der Cloud und eine bessere Bedienung per App bringen und bekam von ersten deutschen Testern gute Noten. Zugleich könnte mit der Zeit die Werbung im TV-Programm personalisiert werden, sagte Magine-Chef Mattias Hjelmstedt der dpa.
Das neue Angebot hat das Potenzial, das TV-Geschäft auf verschiedenen Ebenen umzukrempeln. Mit der Möglichkeit, Sendungen nachträglich zum Teil auch Tage später abzurufen, können in vielen Haushalten Festplatten-Rekorder überflüssig werden. Die personalisierte Werbung, an der Magine laut Hjelmstedt arbeitet, böte Sendern die Chance, in den selben Werbepausen zum Beispiel Familien und Singles unterschiedliche Clips zu zeigen.
Am größten könnten die Veränderungen jedoch für Kabelanbieter sein, denn Magine verspricht gute Bildqualität schon bei weit verbreiteten Internet-Geschwindigkeiten. So sei für das Bild in Standard-Auflösung schon eine Bandbreite von 1,5 Megabit pro Sekunde ausreichen, sagt Hjelmstedt. HD-Qualität bekäme man mit vier Megabit pro Sekunde. Gut ein Drittel der bisherigen Kunden nutze Magine bereits auf ihren Fernsehern statt nur auf mobilen Geräten unterwegs. In der Zukunft solle für Bilder in vierfacher Ultra-HD-Auflösung eine Leitung mit 10 Megabit pro Sekunde reichen.
Zusätzlich zum Gratis-Angebot kann ein Paket mit fünf Kinderprogrammen für 4,99 Euro im Monat hinzugebucht werden, wie Magine mitteilt. Die Funktion für zeitversetztes Fernsehen steht zunächst nur für ein Dutzend Sender aus der zweiten Reihe und aus dem Kinder-Paket zur Verfügung. In Kürze solle sie aber auf weitere Programme ausgeweitet werden.
Mit Magine können die TV-Programme über das Internet auf Smartphone, Tablet, Computer - oder auch einem Fernseher mit Online-Zugang angesehen werden. Die schwedische Firma hat durch die Partnerschaft mit deutschen TV-Sendern ein breiteres Gratis-Angebot als andere Anbieter. So sind beim Konkurrenten Zattoo die Privat-Sender in einem kostenpflichtigen Paket untergebracht und der Rivale Couchfunk bietet sie in einer Testphase bisher nicht an.
"Die größte Angst in der TV-Industrie ist, dass die etablierten Geschäftsmodelle vom Internet zerrieben werden", betonte Hjelmstedt. Magine habe die Sender erst überzeugen müssen, dass man ihr Geschäft in die neue Ära mitnehme statt es ihnen wegnehmen zu wollen. "Letztlich geht es um das gesamte Ökosystem, Sender, Rechteinhaber, Verwertungsgesellschaften." So liege die Entscheidung, ob man Werbung vorspulen kann, beim Sender. Es gehe insgesamt um ein Experiment im Branchenformat: "Deutschland ist das erste Land, in dem wir ein komplettes Programmangebot über unsere Plattform übertragen können." (dpa/fm)