Doch: Der Boom hat Kehrseiten. So ist der Umsatz pro Kunde (Arpu) im Schnitt leicht gesunken, verwässern doch Preisoffensiven wie jene von Amazon Prime Instant Video das Gesamtbild. Und: "TV-Inhalte werden immer teurer", betont etwa Katharina Behrends, Geschäftsführerin NBC Universal International Networks Deutschland, Österreich, Schweiz mit Sender wie 13th Street. Die TV-Anbieter würden immer mehr Geld für den Rechteerwerb ausgeben müssen, der Einkauf von Inhalten sei viel komplexer geworden. Ihr Kollege Hannes Heyelmann, Senior Vice President und Managing Director Turner Broadcasting System in Zentral- und Osteuropa und Vorsitzender des Arbeitskreises Digital Pay-TV im VPRT, pflichtet dem bei und grenzt zugleich ein: "Innerhalb der letzten zwölf Monate haben die Preise für Inhalte deutlich angezogen." Die Pay-TV-Branche bringt den Preisanstieg gerade im Paketkauf, der auch On-Demand-Rechte beinhaltet, in Zusammenhang mit der starken Expansion von Streamingdiensten wie Netflix. Die Offerte ist im Herbst 2014 auch in Deutschland an den Start gegangen - und sei bei Marktstart immer bereit, hohe Preise zu bezahlen, wie es heißt.

Wie reagiert die Branche auf die Preisexplosion? "Mit mehr Eigenproduktionen", wie die Pay-TV-Macher unisono betonen, darunter Carsten Fink von Sony Pictures Television Deutschland Networks und dort Vice President German-speaking Europe & Benelux Development. Patrick Hörl, Geschäftsführer des rein deutschen Abo-TV-Unternehmens rund um Spiegel Geschichte und Spiegel TV Wissen, hebt den Vorteil dieser Entwicklung für die Sender hervor: "Pay-TV ist eigenständig geworden." Und er prognostiziert ebenso wie seine Kollegen, dass sich der Markt wieder normalisieren werde: Wenn immer mehr Studios ihre Rechtepakete in lineares Pay-TV und On-Demand-Offerten stückeln, dann kaufen Abosender immer weniger dort ein und produzieren mehr selbst. Irgendwann, so glauben die Pay-TV-Macher, würden die Produzenten dann wieder realistische Pakete schnüren, um die Sender als Abnehmer halten zu können.

Übrigens: Auch Netflix geht der Stoff aus. Der US-Anbieter produziert inzwischen den ersten Film selbst.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.