Freenet startet tatort-blog.de:
Noch mehr "Tatort" fürs Netz: Wie viel Kult verträgt ein Krimi?
Mit tatort-blog.de startet die Freenet.de GmbH eine weitere Plattform im Internet, die sich umfassend mit dem ARD-Klassiker "Tatort" befasst.
Im Netz wird das Thema "Tatort" nach und nach genauso inflationär wie in den Programmen der ARD: Mit tatort-blog.de startet die Freenet.de GmbH eine weitere Plattform im Internet, die sich umfassend mit der Geschichte der Kult-Reihe befasst. Der Service-Provider will Fakten und Informationen rund um den ARD-Krimi als "übersichtliche Timeline zur Verfügung" stellen - historisch geordnet und mit Überblick, welcher Kommissar in welchem Jahr die Ermittlungen aufgenommen hat. "Auch die alten Recken von Kommissar Trimmel über Kommissar Haferkamp bis zu Götz George alias Horst Schimanski finden sich in der Übersicht wieder", teilt Freenet am Mittwoch mit. Ansprechen will das Freenet-Redaktionsteam mit dem kostenlosen Blog "Tatort-Fans und solche, die es werden wollen".
Damit ringt eine weitere Seite im Web um die Krimi-Anhänger - neben den sendereigenen Web-Offerten. Seit mehr als einem Jahrzehnt nimmt tatort-fundus.de für sich in Anspruch, die "private, von der ARD genehmigte Internetseite mit Hintergrundgeschichten zu den Folgen der vergangenen 30 Jahre" zu sein. Das Angebot deckt die gesamte Historie ab – ähnlich wie der Freenet-Neuzugang. Fanforen gibt es ohnehin schon eine Weile. tatort-fans.de sorgt etwa dafür, dass dem Anhänger keine einzige Wiederholung von Thiel, Boerne, Blum, Lannert oder Borowski auf den vielen ARD-Programmen entgeht. Allein am Dienstagabend haben SWR, BR und NDR zur besten Sendezeit beziehungsweise ab 22 Uhr "Tatort"-Kommissare ermitteln lassen. Hinzu kommt, dass im Social Web der "Tatort" eine gewichtige Rolle spielt. Immer wieder ist es die Krimi-Reihe, die zu den am meisten diskutierten und bewerteten Sendungen auf der Social-TV-Plattform Zapitano gehört. Ganz zu schweigen von den klassischen Medien, die sich gerade eben über den Wechsel beim Berliner Team auslassen oder über Neu-Kollege Til Schweigers Vorschlag, man könne doch Stefan Raab in die Ermittler-Riege holen.
Wird so viel "Tatort" dem Zuschauer und Nutzer nicht zu viel? Zumindest die Marktanteile besagen bisher anderes. Beispiel diese Woche: Der "Tatort" aus Österreich ist am Sonntagabend ganz klar die Nummer eins im deutschen Fernsehen gewesen. 9,43 Millionen Zuschauer (27,5 Prozent Gesamtarktanteil) verfolgten den Krimi "Angezählt" mit Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer als Ermittler. Auch beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren siegte die Wiener Ausgabe mit 21,7 Prozent Marktanteil. Die Lieblingskommissare der Deutschen, Axel Prahl und Jan Josef Liefers alias Thiel und Boerne, hat im März gar die beste Quote der Krimi-Reihe seit 20 Jahren eingebracht und mehr Zuschauer vor die Fernseher gebracht als Schweigers viel beworbener erster "Tatort" zwei Wochen zuvor. Den Krimi "Summ, Summ, Summ" verfolgten im März satte 12,81 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Der Marktanteil betrug 34,0 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag der Marktanteil mit 28,8 Prozent sehr hoch. Jetzt wird beim zuständigen WDR gar über eine Kino-Variante der Münsteraner nachgedacht. Und es gibt noch ein Indiz, dass der "Tatort"-Hype seinen Zenit offenbar noch nicht überschritten hat: Die Zuschauer zeichnen am liebsten diese Krimi-Reihe auf, um sie zeitversetzt anzusehen. Da wundert es wenig, dass das Budget für "Tatort"-Produktionen in der ARD besonders groß ist.