"Projekt Lotus":
Neuer Vermarkter: So wollen 10 Verlage im Werbemarkt klotzen
Ein nationales Mandat für Titel wie "SZ", "WAZ", "tz", "FR", oder "HAZ": Zehn Verlage wollen einen neuen Zentralvermarkter formen, der aus einer Hand Print- und Crossmedia-Pakete anbieten soll.
Paukenschlag in der Printvermarktung: "Die zehn führenden deutschen Regionalverlagsgruppen wollen noch in diesem Jahr gemeinsam einen neuen Print- und Crossmedia-Vermarkter an den Start bringen", heißt es in einer Mitteilung vom Dienstagmorgen, dem zweiten Tag des BDZV-Kongresses in Regensburg. Hinter dem "Projekt Lotus", das der W&V-Schwestertitel "Kontakter" bereits im Juli enthüllt hat, stehen diese zehn "führenden Regionalverlagsgruppen" als Gründer: die Funke Mediengruppe, die Madsack Mediengruppe, die DuMont Mediengruppe, die Südwestdeutsche Medienholding, die Verlagsgruppe Ippen, die Rheinische Post Mediengruppe, die Mediengruppe Pressedruck, Medien Union, Verlagsgruppe Rhein Main und RheinMainMedia. Damit würden die Werbeumfelder von Printmarken wie "SZ", "WAZ", "HAZ", "tz", "FR" oder auch "Augsburger Allgemeine Zeitung" aus einer Hand angeboten werden.
Ihre neue Offerte im Werbemarkt verfügt flächendeckend über eine Reichweite von rund 30 Millionen Lesern in Deutschland und "ist damit einer der größten Printvermarkter Deutschlands". Weitere Verlage seien eingeladen, sich dem Vermarkter anzuschließen, so der Verbund. Noch ist unklar. wie das neue "Schwergewicht" im Werbemarkt heißen wird. Gibt das Bundeskartellamt dem Deal grünes Licht, soll die Gesellschaft noch in diesem Jahr gegründet werden. Sprecher der Projektgruppe sind Madsack-Geschäftsführer Christoph Rüth und Herbert Dachs, Verlagsleiter der "Augsburger Allgemeinen Zeitung".
Ziel sei die Schaffung einer gewichtigen Stimme für die regionalen Verlage im nationalen Werbemarkt, heißt es. Der neue Vermarkter soll mit einem umfassenden Vermarktungsmandat für das nationale Geschäft aller angeschlossenen Verlage ausgestattet werden. Das Produktportfolio für Werbetreibende soll von Anfang an "crossmedial aufgestellt und kontinuierlich ausgebaut werden". Die Kombination aus maximaler Reichweite mit regionaler Aussteuerbarkeit und starken, etablierten Zeitungsmarken bezeichnet das Team als "im deutschen Werbemarkt bislang einzigartig".
Entwickelt wurde das Konzept von Vertretern der beteiligten Verlage, die auch bereits in Medienhaus Deutschland (MHD) und Nielsen Ballungsraum Zeitungen (NBRZ) organisiert sind. Die gemeinsame Erklärung zur Anbahnung des Gesellschaftervertrags war nun aus Sicht der Gründer "der erste wichtige Meilenstein". Das laufende operative Geschäft von MHD und NBRZ seien davon unberührt, heißt es, alle Verträge für das laufende und zukünftige Geschäftsjahr sollen uneingeschränkt ihre Gültigkeit behalten. Die bisherigen Produkte und Angebote hätten weiterhin Bestand. Herbert Dachs über den neuen Printvermarkter:
"Dass diese leistungsstarken Medienmarken sich zusammengefunden haben, um gemeinsam etwas Großes zu schaffen, ist ein deutliches Signal, auf das der Markt lange gewartet hat. Wir bieten auch allen anderen Regionalverlagen an, auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Wir haben die einmalige Chance, den Werbemarkt nachhaltig zu verändern, wenn alle an einem Strang ziehen."
Eine stärkere Stimme für Print im Werbemarkt dürfte auch nötig sein: Wie die W&V kürzlich in ihrer Printausgabe berichtet hat, tun sich die Printhäuser im Werbemarkt zunehmend schwer – unter anderem wegen der sinkenden Reichweiten der Titel. In diesem Jahr geht die Gattung demnach von einem weiteren massiven Rückgang der Werbeerlöse aus, die weiteren Prognosen sind schlecht. Dass in den großen Regionalverlagen an einem stärkeren nationalen Auftreten im Werbemarkt gearbeitet wird, wird seit geraumer Zeit gemunkelt. Andere Gattungen wie Radio arbeiten seit Jahrzehnten zusätzlich mit einem nationalen Vermarktungsmandat. Auch die Mediabranche hat den Verlagen Hausaufgaben mit auf den Weg gegeben.