Neun-Monats-Bilanz:
Mehr Erlöse, weniger Gewinn: Bertelsmann badet RTL-Schwäche aus
Da kann die RTL Group noch so stottern: Neue Geschäftssparten bei Bertelsmann gleichen Dellen aus und bescheren den Güterslohern bis zum dritten Quartal des Jahres den höchsten Umsatz seit sieben Jahren.
Mit 11,82 Milliarden Euro Umsatz meldet Bertelsmann nach neun Monaten des Geschäftsjahres 2014 den „höchsten Wert seit sieben Jahren“. Um 4,3 Prozent hat der Gütersloher Medienkonzern damit seine Erlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert. Und: „Das Operating Ebitda übertraf mit 1,48 Mrd. Euro (VJ: 1,46 Mrd. Euro) das hohe Niveau des Vorjahres“, wie es am Donnerstag weiter heißt. Als Gründe für das Plus bei den wichtigen Kennzahlen führt das Haus vor allem „die strategischen Transaktionen der vergangenen 18 Monate“ an. Dazu zählen der Zusammenschluss von Penguin und Random House, die Übernahmen des Finanzdienstleisters Gothia und des E-Commerce-Dienstleisters Netrada durch Arvato sowie der vollständige Erwerb des dMusikrechteunternehmens BMG.
Dass sich das Konzernergebnis zum 30. September 2014 unterm Strich aber „nur“ auf 285 Millionen Euro beläuft und damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 623 Millionen Euro liegt, ist vor allem auf Hiobsbotschaften der wichtigen TV-Tochter RTL Group aus den vergangenen Monaten zurückzuführen. Schuld ist unter anderem eine Wertberichtigung auf die TV-Aktivitäten der RTL Group in Ungarn, wo das Parlament im Sommer eine Sondersteuer auf Werbung verabschiedet hatte. Dazu kamen Verluste Bertelsmanns aus dem Verkauf des italienischen Druckgeschäfts von Be Printers und des spanischen Clubgeschäfts sowie Kosten für die Integration von Penguin und Random House und für den Rückbau der Direktkundengeschäfte in Deutschland.
Die Cash-Cow RTL Group hat mit weiteren Problemen zu kämpfen: Die schwierige wirtschaftliche Lage in Frankreich mit einem schwachen Werbemarkt bereitet dem Unternehmen Sorgen. Europas größte werbefinanzierte Sendergruppe weist für die ersten neun Monate einen Umsatzrückgang von 1,6 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro aus, wie die RTL Group am Donnerstag selbst mitteilt. Der Nettogewinn brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 40 Prozent auf 360 Millionen Euro ein. Neben dem Geschäft in Frankreich begründet die RTL Group das mit einem operativen Ergebnis-Rückgang um fast 30 Prozent bei der Produktions-Tochter FremantleMedia. Besser sieht es – einmal mehr - bei RTL Deutschland aus. Hier stieg das operative Ergebnis in den ersten neun Monaten um satte fünf Prozent auf 418 Millionen Euro.
Doch alles in allem geht die Rechnung des Bertelsmann-CEOs Thomas Rabe, den Konzern nach einem harten Sparkurs auf den drei Säulen Bildung, Medieninhalte und Dienstleistungen stabil auszurichten, auf. Die Bertelsmann-Umsatzrendite liegt 2014 trotz der RTL-Baisse bisher bei 12,5 Prozent, im Vorjahr waren es allerdings etwas höhere 12,9 Prozent. Rabe wird nun mit den Worten zitiert: „Insgesamt liegen wir über unseren Erwartungen: Bertelsmann wächst, ist sehr profitabel und kommt bei der Strategieumsetzung gut voran. So ist uns vor wenigen Wochen durch den Erwerb von Relias Learning der Einstieg in den US-amerikanischen E-Learning-Markt gelungen. Wir werden unseren Kurs konsequent fortführen, damit Bertelsmann langfristig wachstumsstärker, digitaler und internationaler wird."
Auch weist Bertelsmann darauf hin, dass das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr sein Kerngeschäft unter anderem durch die am 1. November vollzogene vollständige Übernahme des Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr und den Erwerb des Buchverlags Santillana stärke. Dagegen seien einige „strukturell rückläufige Geschäfte“ veräußert worden, so das US-Druckgeschäft Brown Printing, die oben erwähnten italienischen Druckereien von Be Printers sowie die Clubgeschäfte in Spanien und Tschechien. Klar wird: Was nicht mehr passt, wird konsequent passend gemacht oder abgestoßen.
Apropos Gruner + Jahr: Dort wird gerade mit „Salon“ ein Frauenmagazin für Lebensart herausgebracht. Das Heft mit 200 Seiten Umfang kostet 8,50 Euro und kommt vierteljährlich heraus. Die erste Ausgabe mit einer Druckauflage von 100.000 Exemplaren ist seit Donnerstag im Handel, wie der Verlag in Hamburg mittteilte. Das Magazin richtet sich nachVerlagsangaben an Frauen ab 35 Jahren, die gerne kochen und Wert darauflegen, eine gute Gastgeberin mit gepflegter Tischkultur zu sein. Neben Rezepten und Tischdekorationen bietet das Heft Themen für Tischgespräche, zeitgenössische Kunst sowie Reisetipps. Hier sieht die Bertelsmann-Tochter offenbar noch Potenzial. In anderen Bereichen wird dagegen massiv gespart.