Minus im 1. Halbjahr:
Deutscher TV-Markt wird für RTL Group immer wichtiger
Das "größte Profit-Center" der RTL Group heißt Mediengruppe RTL Deutschland. Das satte Plus dort kann indes die Halbjahresbilanz der Gruppe auch nicht mehr retten.
Nach einem Gewinneinbruch im ersten Halbjahr muss die RTL Group ihre Prognosen senken. Grund: schwache Geschäfte in Frankreich, hohe Abschreibungen auf das Ungarn-Geschäft wegen der dort eingeführten Werbesteuer, aber auch weniger Erlöse mit der Inhalte-Tochter Fremantle. Im ersten Halbjahr sind die Umsätze verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 2,5 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro zurückgegangen. Der operative Gewinn sackt bis Ende Juni um sechs Prozent auf 519 Millionen Euro ab. Unterm Strich geht der Überschuss um mehr als die Hälfte auf 202 Millionen Euro zurück. Nun erwartet der größte werbefinanzierte TV-Konzern Europas einen "leichten" Umsatzrückgang im Gesamtjahr. Das Ebita, der operative Gewinn, soll deutlich stärker sinken, wie die RTL Group am Donnerstagmorgen weiter mitteilt. Bislang hat das Unternehmen weitgehend stabile Ergebnisse in Aussicht gestellt.
So viel zu den schlechten Zahlen. Deutlich wird bei dieser Bilanz, wie wichtig das Deutschlandgeschäft für die RTL Group geworden ist - das besser läuft denn je. Die Mediengruppe RTL Deutschlandwürde ihr bestes operatives Ergebnis für ein erstes Halbjahr seit Bestehen vorlegen, heißt es aus Luxemburg. RTL in Köln wird nun zum "größten Profit-Center" der RTL Group erklärt. Das Ebita steigt bei den Kölnern um 2,3 Prozent auf 313 Millionen Euro – vor allem angefeuert vom wachsenden Digitalgeschäft und trotz der Fußball-WM bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz. Gut läuft es auch im Nachbarland Niederlande, wo die Marke RTL ihr Ebita fast um 16 Prozent auf 44 Millionen Euro steigert. Bitter: Während die Werbeeinnahmen in allen RTL-Märkten zulegen, sind sie in Frankreich zurückgegangen. Darin spiegelt sich laut RTL die schwierige wirtschaftliche Situation in dem Land wider.
Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch, die sich den CEO-Posten an der Spitze der RTL Group teilen, wollen nun die Performance der großen TV-Marke im Internet, mobil und vor allem im Bewegtbild kapitalisieren. Sie erhoffen sich dadurch einen Umsatz- und Ergebnisschub, wie ihn etwa die Konkurrenz von ProSiebenSat.1 mittlerweile kommunizieren kann. Investitionen wie bei 495 Productions in den USA, die den Inhaltebereich rund um Fremantle ergänzen, sollen Geld abwerfen.
Apropos Produktionen aus den eigenen Reihen: Eigenproduktionen von Serien oder Spielfilmen würden für RTL langfristig immer wichtiger, um sich gegenüber Video-Plattformen wie Netflix, Maxdome oder Amazon Prime abzusetzen, meint Schäferkordt am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "dpa". Die Sender würden in Zukunft immer weniger exklusive Inhalte aus den USA anbieten können. "Der Mehrwert von US-Serien oder Spielfilmen für eine Programm-Marke ist dann nicht mehr gegeben", so Schäferkordt nach der Vorstellung der Halbjahres-Zahlen der RTL Group.