G+J entlässt 25 Mitarbeiter:
Wer nur schreibt, muss "Brigitte" verlassen
Betriebsbedingt kündigt Gruner + Jahr den elf ausschließlich schreibenden Redakteuren in der "Brigitte"-Familie - und weiteren 14 bei "Geo". Gute Texte sollen künftig Freie liefern.
Elf Mitarbeiter der "Brigitte"-Familie verlieren ihren Job. Betriebsbedingt wird allen ausschließlich schreibenden Redakteuren gekündigt. Entsprechende Informationen der Journalistenplattform "Newsroom.de" bestätigt der Verlag Gruner + Jahr auf Anfrage, nennt aber keine weiteren Details. Hintergrund des Stellenabbaus ist, dass das Medienhaus rund um die Titel "Brigitte", "Brigitte Woman" und "Brigitte Mom" neue Strukturen einziehen will. Von den bislang 90 Mitarbeitern - 71 arbeiten für die Hefte, 19 für Online - müssen nun die Textredakteure gehen: neun Redakteure und zwei Redaktionsangestellte im Magazinbereich.
Die Titel der "Brigitte"-Gruppe werden dann zukünftig von einem "Kompetenzteam" geführt, das aus Mitgliedern der bisherigen Führungsebene besteht: Chefredaktion, CvD, geschäftsführender Redakteurin, Textchef sowie Ressort- und Redaktionsleiter. Texte sollen dann vor allem von freien Journalisten eingekauft werden – hier soll auf "Qualität" geachtet werden. Zusätzlich soll geplant sein, eine neue zweite Führungsebene der Stellvertreter in den Ressorts zu schaffen. Sechs Kollegen sollen dafür in Frage kommen. Mit den betroffenen "Brigitte"-Kollegen würden am Mittwoch Auflösungsgespräche geführt, meldet "Newsroom.de".
Doch der Dienstag am Hamburger Baumwall wird wenige Stunden nach Bekanntwerden der "Brigitte"-Rochaden noch schwärzer: Auch in der "Geo"-Gruppe sind "Effizienzmaßnahmen" eingeläutet, wie das Haus bestätigt. Es gilt, die Titel "effizienter" aufzustellen und "signifikant" Kosten einzusparen, wie aus Hamburg zu hören ist. Dort müssen nun insgesamt 14 Mitarbeiter gehen. Die Details: Die bisher getrennt erstellten Hefte "Geo Saison" und "Geo Special" werden künftig von einer gemeinsamen Reiseredaktion produziert. Auch hier wird die redaktionelle Arbeit völlig neu strukturiert und flexibilisiert. Eine zentrale Chefredaktion, eine Artdirektion (AD), ein Textchef und ein CvD arbeiten redaktionell für beide Titel. Ebenso wie eine zentrale Bildredaktion. Die Prozesse bei Dokumentation, Schlussredaktion und Schlussgrafik werden verschlankt, die noch anfallenden Arbeiten künftig von externen Dienstleistern zugekauft. Und "Geo Saison" wird künftig verstärkt fertige Produktionen kaufen. Das kostet acht Kollegen ihren Job.
Das Hauptheft – genannt "Geo grün" – wird in der Art der "Brigitte" umgebaut, von der bisherigen Autoren-Redaktion hin zu einer "Netzwerk-Redaktion". Sie soll Inhalte, Produktionen und Dienstleistungen verstärkt extern einkaufen, so dass der Anteil der selbstgeschriebenen Geschichten sinken wird. Die Abteilungen Bild‐Forensik, Kartographie, Titel-Grafik und Info-Grafik werden eingestellt oder zentral der "Geo"-Gruppe zugeordnet. Sechs Mitarbeiter sind hier von den Streichungen betroffen. Für die Familien "Brigitte" wie "Geo" gilt ergo: Der Anteil der selbst geschriebenen Inhalte wird deutlich sinken.
Beim Verlag Gruner + Jahr, der zum 1. November komplett in die Hände des Gesellschafters Bertelsmann fällt, dürfte der generell ausgerufene Restrukturierungsplan hinter den Umbauten stehen. Das vermutet auch der Journalistenverband DJV. Dessen Bundesvorsitzender Michael Konken wirft mit Blick auf den Mitarbeiter-Abbau dem Management um G+J-Chefin Julia Jäkel "soziale Verantwortungslosigkeit in Reinform" vor: "Mit der Neustrukturierung vernichtet G+J ein weiteres Mal qualifizierte Redaktionsarbeitsplätze. Das steht in krassem Widerspruch zum offiziellen Ziel der Verlagsspitze, Gruner + Jahr zum Haus der Inhalte auszubauen."
Die G+J-Chefin hatte jüngst angekündigt, sich in den nächsten drei Jahren von 400 Stellen im Stammhaus am Baumwall zu trennen. Erst vor wenigen Wochen wurden betriebsbedingte Kündigungen beim "Stern" bekannt; dort sollen 26 Mitarbeiter gehen. Gruner + Jahr hat im vergangenen Jahr das Haus nach "Communities of Interest" (CoI) umgestaltet, bei denen die bestehenden Printmarken vor allem in den digitalen Kanälen ihr Potenzial besser ausschöpfen sollen.