Media-Persönlichkeit des Jahres:
Matthias Dang: "Wir müssen für faire Regeln kämpfen"
Die Rahmenbedingungen für die deutsche Mediaindustrie verbessern – das ist eines der Ziele der frischgebackenen Media-Persönlichkeit des Jahres, Matthias Dang. Wir trafen ihn zum virtuellen Interview.
"Matthias Dang verleiht dem deutschen Medienmarkt ein Gesicht", lautet das Urteil der Jury des Deutschen Mediapreises. "Er stärkt ihn mit gezielten Kooperationen und positioniert ihn so gegen internationale Player", deshalb machte W&V ihn zur Media-Persönlichkeit des Jahres 2020.
Am Tag nach der Verleihung trafen wir den Geschäftsführer von IP Deutschland, der Ad Alliance und der Mediengruppe RTL Deutschland virtuell zum Antrittsinterview. Über Teams erzählt er, wie er die Überreichung erlebt hat, was ihn am meisten überrascht hat und was er im nächsten Jahr vorhat.
Herr Dang, da haben sie Sie aber ganz schön hinters Licht geführt. Wer hatte das beste Pokerface?
Alle um mich herum haben absolut dich gehalten. Das beste Pokerface hatte aber wohl Frank Vogel. Frank saß schließlich in der Jury und wusste somit von Anfang an Bescheid. Als er mir mitteilte, auf wen ich die Laudatio halten sollte, hat er nicht mal mit der Wimper gezuckt. Ich habe ihn noch gefragt, wie denn die Jurybegründung lautete, und er lieferte mir eine total plausible Erläuterung. Ich meine, ich weiß ja, dass Paul Remitz ein wirklich Guter ist und dass er es absolut verdient hätte, aber dass Frank so ein guter Schauspieler ist, überrascht mich im Nachhinein doch.
Wann dämmerte es Ihnen, dass nicht Paul die Kugel bekommt?
Nachdem Paul mich unterbrach, weil er wollte, dass ich mehr Emotionalität reinbringen soll, habe ich gestutzt, aber ich habe noch nicht gezweifelt. Ich dachte wirklich, ich müsse noch mal von vorn anfangen. Erst als er zum zweiten Mal sagte: „Nein Duuu bist es“, mit Betonung auf das ‚Du‘, da ist es bei mir gekippt. Da habe ich mich gefragt, ob er Spaß macht oder es ernst meint.
Der Designer der Kugel stellte sie sich zum Beispiel als Briefbeschwerer vor. Sowas braucht man heute eigentlich nicht mehr. Was machen Sie damit?
Im Moment steht sie bei mir auf dem Schreibtisch. Ich streichle sie jeden Tag, damit ich auch selbst glaube, dass es wirklich wahr ist. Vermutlich werde ich sie irgendwann mit nach Hause nehmen. Wo genau sie stehen wird, weiß ich noch nicht. Aber eines ist sicher: Sie bekommt einen Ehrenplatz und verschwindet auf keinen Fall in einer Schublade oder in einer Kiste!
Eigentlich hätten wir am Dienstagabend alle zusammen auf Ihren Preis angestoßen. Ein Jammer, denn das hätten Sie mehr als verdient. Wie haben Sie ihn stattdessen gefeiert?
Als Paul mir den Preis überreichte, hatten meine Kollegen hier bei uns einen Umtrunk vorbereitet. Wir haben angestoßen und es gab eine riesige Torte, die man auch im Video gesehen hat. Wir haben also sofort gefeiert.
Bei der Verleihung des Deutschen Mediapreises am 30. Juni sorgte er für einen der emotionalsten Momente:
Sie haben schon jetzt wahnsinnig viel in Ihrer Karriere geleistet. Die Kurzfassung ist nachzulesen in der aktuellen W&V. Was planen Sie für Ihre Amtszeit als Media-Persönlichkeit des Jahres?
Ich muss sagen, ich liebe diese Branche sehr. Sie ist sehr eigen und speziell, aber in meiner Laufbahn bin ich hier richtig aufgegangen. Deshalb ist diese Auszeichnung eine große Ehre für mich. Und deshalb sehe ich auch noch viele Herausforderungen für unsere Branche sowie im Speziellen für unsere Häuser – mal ganz unabhängig davon, dass ich Mediapersönlichkeit des Jahres bin.
Ich habe ein sehr großes Gerechtigkeitsempfinden. Deshalb spreche ich immer wieder die Rahmenbedingungen für die GAFA-Unternehmen im Gegensatz zu den Bedingungen für unsere lokalen Publisher an. Die unterschiedliche Behandlung empfinde ich als ungerecht. In der Diskussion schlummern noch viele Themen, die ich gern angehen möchte. Denn als deutsche Mediaindustrie müssen wir für faire Regeln kämpfen, wir müssen uns richtig positionieren und die Weichen für unsere Zukunft stellen.
Wenn es um uns selbst geht, möchte ich die Ad Alliance stetig weiterentwickeln. Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder neu erfinden, Dinge hinterfragen, aus der Komfortzone rauskommen.
Wo Sie gerade die GAFAs ansprechen. Was halten Sie davon, dass Google in Zukunft Verlage für das Anzeigen von journalistischen Inhalten bezahlen will?
Das ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen ist es grundsätzlich gut, dass Google für Inhalte zahlen will. Aber Publisher sollen sich fragen, auf welcher Plattform sie ihre Inhalte veröffentlichen möchten. In wessen Abhängigkeit sie sich begeben wollen und wen sie damit stärken. Diese Aspekte werden meiner Meinung nach viel zu wenig diskutiert.
Denn es ist doch so, dass Google und Facebook selbst überhaupt keine Inhalte haben. Sie leben ausschließlich von unseren Inhalten. Man muss sich die Frage stellen, was diese Plattformen wert wären, wenn wir sie nicht mit Inhalten befüllen würden. Im Moment diktieren sie die Spielregen und wir müssen folgen – darüber müssen wir sprechen.
Was wünschen Sie sich grundsätzlich für die deutsche Mediabranche?
Ich wünsche mir ethisches Handeln auf Augenhöhe, mehr Verlässlichkeit und mehr Fairness in der Branche. Auch wenn ich weiß – und man muss damit umgehen können, weil es dazu gehört – dass nicht alle Player nach den Spielregeln spielen: So wünsche ich mir doch, dass die Fairness zugunsten des schnellen individuellen Erfolgs nicht zu kurz kommt.
Susanne Kunz wurde 2019 Media-Persönlichkeit des Jahres. Pünktlich zum Ende ihrer Amtszeit bei Procter & Gamble hat sie das Handtuch geworfen. Sie bleiben uns und Ihrem Team aber hoffentlich länger erhalten?
Ja ja, selbstverständlich (lacht). Ich liebe diese Branche und die Themen. Ich habe vor, noch x Jahre, mit x größer gleich 1 dabei zu sein. Ich werde der Branche auch die nächsten Jahre treu bleiben.
Welchen Tipp können Sie allen Mediamenschen da draußen geben, die auch mal Media-Persönlichkeit des Jahres werden wollen.
Die wichtigste Eigenschaft für mich ist Authentizität. Authentisch zu sein, einen eigenen Stil zu haben, eigene Wege zu gehen, dabei ehrlich und unbequem zu sein. Vertrauen kann man nur ausstrahlen, wenn man nicht hinter jedem Satz eine politische Absicht verbirgt. Das macht einen unglaubwürdig. Ich persönlich sage Dinge genauso, wie ich sie meine – das ist mir sehr wichtig.