Machtkampf bei Burda entschieden: Wolfram Weimer verlässt "Focus"
Eklat bei Burda: Chefredakteur Wolfram Weimer verlässt den "Focus" nach nur einem Jahr. Das bestätigt Burda. Uli Baur übernimmt das Ruder beim "Focus" allein, Weimer bleibt als Berater erhalten.
Paukenschlag bei "Focus“: Wolfram Weimer verlässt die Chefredaktion des Nachrichtenmagazins nach nur einem Jahr. Das bestätigt ein Sprecher des Burda-Verlags auf Anfrage von W&V Online. Uli Baur bleibt alleinverantwortlich Chefredakteur; er geht damit aus dem Zweikampf, den W&V Online zuletzt beschrieben hat, als Sieger hervor.
In den vergangenen Wochen hat sich die Stimmung in der Chefredaktion des "Focus" zugespitzt. Zuletzt hat für Furore gesorgt, dass Wolfram Weimer alte Artikel aus seiner Zeit bei "Cicero" beim Münchner Nachrichtenmagazin zweitverwertet hat.
Weimer ist vor gut einem Jahr von Burda als großer Hoffnungsträger für den "Focus" eingekauft worden. Er hat mit Verve angefangen, das Nachrichtenmagazin zu alter Stärke zurückzuführen. Doch nach zwei positiven Ergebnissen bei der IVW Print ist Wolfram Weimer in den vergangenen Monaten die Puste ausgegangen. Das Blatt hat wieder angefangen, selbst für Schlagzeilen zu sorgen. Die Notbremse dürfte der Baur-Weggefährte Helmut Markwort nun gezogen haben: Der 74-jährige "Focus"-Gründer ist Herausgeber des Magazins.
In der offiziellen Mitteilung Burdas zu Weimers Ausstieg heißt es nun, er sei genau vor einem Jahr in die Chefredaktion eingetreten, um das Magazin zurückzuführen "auf einen Kurs von höherer journalistischer Relevanz, besonders in politischen und ökonomischen Zusammenhängen". Dieser Kurs habe zu einer klaren Positionierung im Werbemarkt und zu drei Quartalen mit teilweise deutlich wachsendem Einzelverkauf gegen den Trend der Marktentwicklung geführt, gesteht der Verlag dem scheidenden Weimer immerhin zu. Laut Burda soll Weimer die Burda News Group und deren Geschäftsführer Burkhard Graßmann auch in Zukunft beraten. Dabei werde er in erster Linie die strategische Allianz mit dem "Economist" ausbauen.
Immerhin findet der Verlag warme Worte für Wolfram Weimer. So heißt es abschließend in der Mitteilung von Dienstagvormittag: "Sowohl der Verleger als auch Vorstand und Geschäftsführer des Focus sind Dr. Wolfram Weimer dankbar für die geleistete Arbeit und sein großes Engagement bei der Positionierung des Focus. Der von ihm begonnene Weg der inhaltlichen Erneuerung wird mit aller Konsequenz weiter verfolgt, deshalb wurde Dr. Wolfram Weimer von Burkhard Graßmann auch als konzeptioneller Berater der Geschäftsführung verpflichtet."
ps/lip