IVW Print: "Focus" gewinnt Boden, "Landlust" wuchert weiter
Gemessen nach verkaufter Auflage sind nur noch wenige Zeitschriften gewachsen. In der IVW-Print überwiegt nach dem ersten Quartal das Minus.
"Focus" gewinnt erstmals seit langem wieder hinzu. Wohn- und Gartenzeitschriften heben weiter ab. Das sind wohl die wichtigsten Trends der am Donnerstag (14.4.2011) veröffentlichten IVW-Zahlen (IVW I/2011) für das erste Quartal 2011, die für die Printbranche überwiegend einen Auflagenschwund attestiert.
Burda spricht von der "Trendwende" bei Focus", nachdem das Nachrichtenmagazin nach umfangreichen Umbauarbeiten in den ersten drei Monaten des Jahres einen Einzelverkauf von 151.202 Exemplaren und damit ein Wachstum von 27,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal erzielt hat. Das ist bei den Münchnern der höchste Einzelverkaufs-Zuwachs seit Gründung des Magazins 1993. Sicher spielt hier mit hinein, dass die "Focus"-Jubiläumsausgabe Mitte Januar für nur einen Euro am Kiosk gelegen hat. Aber selbst um die Verkaufszahlen dieses Hefts bereinigt, hat das Blatt im Einzelverkauf um 8,8 Prozent zugelegt. Dieses Niveau hat "Focus" in einem ersten Quartal zuletzt 2008 erreicht.
Noch mehr Mut dürfte dem Team um den neuen Chefredakteur Wolfram Weimer machen, dass Konkurrent "Spiegel" verloren hat. "Focus" zählt gegenüber dem Vorjahr im ersten Quartal 604.868 Exemplare zur verkauften Auflage; das sind 2,9 Prozent mehr. Bei den aktuellen Magazinen führt der "Spiegel" zwar immer noch mit 967.002 Exemplaren, geht aber mit minus 4,3 Prozent aus der aktuellen Auflagenbilanz. Gruner + Jahrs "Stern" verliert weiterhin – dieses Mal sind es sogar 3,8 Prozent Auflage weniger bei nun 862.960 verkauften Exemplaren.
Der zweite erkennbare Trend ist, dass erneut das Segment der Wohn- und Gartenzeitschriften wächst, während die meisten anderen Genres von Minuszeichen geprägt sind. Unterm Strich meldet das Segment dieses Mal ein Plus von 3,3 Prozent. Dabei reißt auch der Höhenflug von "Landlust" nicht ab: Das Magazin aus dem Landwirtschaftsverlag steigt trotz immer weiteren Wettbewerb weiter und knackt die Grenze von 800.000 Exemplaren. Weitere 16,5 Prozent Zuwachs auf 803.595 Exemplare lautet die aktuelle IVW-Bilanz. Mitbewerber "LandIdee" (196.342) kann mit 70,7 Prozent mehr Auflage richtig loslegen. "Mein schönes Land" kommt mit einer Auflage von 199.677 Exemplaren daher.
Gebremst ist vorerst die Hausse bei "Schöner Wohnen": Dieses Mal kommt ein Minus von 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zusammen. Registriert sind nun 261.656 verkaufte Exemplare. Zugegeben: Das Segment wächst auch deswegen, weil hier die meisten Neuzugänge aus dem Jahr 2010 zu verzeichnen sind - darunter "Mein Schönes Land", das erst seit März des vergangenen Jahres zu haben ist.Der Trend zur Zerstreuung dürfte auch hinter dem Mini-Zuwachs der Sportzeitschriften (0,2 Prozent) stehen.
Düster: Bei den People-Magazinen bröckeln die Auflagen weiterhin fast durch die Bank. "OK!" (Klambt) verliert deutliche 32,2 Prozent gegenüber dem Jahresauftakt 2010, "Life & Style" 15,0 Prozent, Bauers "InTouch" 8,3 Prozent, "In" 8,0 Prozent), Burdas "Bunte" weitere 3,4 Prozent. Nicht einmal mehr Gruner + Jahrs "Gala" hält sich im Plus. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist die verkaufte Auflage um 7,4 Prozent auf nun 315.616 Exemplare zurückgegangen. Besonders düster fällt die aktuelle IVW Print wieder einmal beim Teenieblatt "Bravo" aus. Im ersten Quartal 2011 sind die Verkaufszahlen auf 402.647 Exemplare gefallen. Noch weniger sind es nur im letzten Quartal gewesen – da sind nicht einmal mehr 400.000 verkaufte Exemplare zusammengekommen. Das Beispiel "Bravo" steht für das gesamte Segment der Jugendzeitschriften, das gegenüber dem Vorjahresquartal um 11,7 Prozent nachgibt.
Weiter rückläufig sind auch die Programmies. Deutliche Ausnahme: "TV für mich" (WAZ) gilt mit einem Plus von 10,4 Prozent als Überflieger. Allerdings auf niedrigem Niveau: Absolut gesehen rangiert die Auflage des "WAZ"-Blattes mit 254.213 Exemplaren insgesamt eher weiter am Ende des Feldes. Auflagenführer "TV 14" (plus 0,7 Prozent) führt das Segment mit gut 2,5 Millionen verkauften Exemplaren an.
Die monatlichen Frauenzeitschriften verlieren allgemein. Insgesamt hat das Segment gegenüber dem Vorjahresquartal 2,7 Prozent weniger Exemplare verkaufen können. Stark betroffen: "Lena" (minus 18,1 Prozent), "Joy" (minus 10,4 Prozent) und "Cosmopolitan" (minus 4,8 Prozent)." Glamour" verliert ganze sechs Prozent, führt aber weiter im Segment mit der Auflage von 490.334 Prozent verkauften Exemplaren im ersten Quartal 2011. Nahe rückt "InStyle" – mit 1,9 Prozent eine der wenigen Gewinnerinnen, die nun 481.264 verkaufte Exemplare aufweist. Die Zweiwöchentlichen wie "Brigitte" (minus 5,7 Prozent) und "Freundin" (minus 0,9 Prozent) weisen bei der Auflage auch nach unten.
Die Computerpresse bleibt mit minus 8,6 Prozent insgesamt rückläufig. Grundlegendes Problem: Die Zielgruppe wandert gerade bei diesem Thema mehr und mehr ins Internet ab. Auch der Relaunch von "PC-Welt" unter Harald Kuppek hat das Ruder bisher nicht herumgerissen: Aktuell verliert die "PC-Welt" sogar 17,3 Prozent der verkauften Exemplare. Springers "Computer Bild" verliert 3,5 Prozent und bremst damit denm Rückgang im Vergelich zum letzten Quartal 2010 etwas ab. Offenbar hat Axel Springer mit dem Relaunch um dem neuen eigenen App-Store den Nerv der Leser getroffen.
Bei den politischen Wochenzeitschriften kann "Die Zeit" hocherhobenen Hauptes glänzen: Die IVW-Print weist gegenüber dem Vorjahresquartal 0,5 Prozent mehr Auflage nach. 505.422 Exemplare verkaufen die Hamburger. Bei den überregionalen Tageszeitungen rangiert einzig die "Financial Times Deutschland" im Plus – mit 0,2 Prozent allerdings auf niedrigem prozentualen Niveau. Immerhin liegt die verkaufte Auflage mit 100.922 Exemplaren im sechsstelligen Bereich.