Agma findet mehr Webradio-Fans:
Jetzt beherrscht Spotify die MA IP Audio
Gut 220 Millionen Webradio-Session zählt die MA 2016 IP Audio I inzwischen pro Monat. Davon gehen knapp 100 Millionen an Spotify.
Zum großen Teil, aber nicht nur dank der Streamingofferte Spotify steigt die Webradionutzung in Deutschland weiter an. Die Summe der Sessions in der am Mittwoch vorgelegten MA 2016 IP Audio I wächst – unter anderem, weil auch immer mehr klassische Radiosender übers Netz gehört werden. Analog der Vorgängeranalyse dauerte eine durchschnittliche Webradio-Session im vierten Quartal 2015 über 50 Minuten.
Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma) misst jetzt rund 221 Millionen Webradio-Sessions pro Monat. Und verzeichnet einen "hohen Zuspruch für Webradio-Messung im Markt" – die Anzahl der teilnehmenden Publisher hat sich demnach seit Erstveröffentlichung vor zwei Jahren von 25 auf 69 nahezu verdreifacht. Entsprechend starker Zuwachs sei auch bei deren angemeldeten Channels zu verzeichnen – ein Anstieg von 153 auf aktuell 388 ausgewiesene Kanäle, inklusive User Generated Content sowie Spotify.
Zurück zu Spotify: Der Streamingdienst ist im Netz nun eindeutig der Platzhirsch. Fast 100 Millionen Webradio-Sessions pro Monat entfallen in der MA 2016 IP Audio I auf die Offerte, die seit Jahresanfang auf die Sales-Dienste des Hamburger Vermarkters RMS verzichtet und im Alleingang die Werbezeitenvermarktung stemmt. Zum Vergleich: Alle von der agma registrierten UKW-Wellen, die derzeit im Simulcast-Verfahren ins Netz transferiert werden, erreichen zusammen knapp 93 Millionen Sessions.
Zu den MA-Ergebnissen meldet sich Stefan Zilch, Managing Director Spotify Deutschland, Österreich und der Schweiz, zu Wort, dem seit Februar Neuzugang Sven Bieber als Director Audio Sales zur Seite steht. Er beschwört für den werbefinanzierten Part von Spotify die "höchste Online-Audio-Reichweite in Deutschland", aber auch die Performance bei Werbekunden:
"Der Werbemarkt von Online-Audio entwickelt sich sehr dynamisch, bereits heute verzeichnen wir ein mehr als dreifaches Wachstum bei unseren Audio-Kampagnen im Vergleich zu 2015."
Spotify verzerrt aber auch die Ergebnisse – vor allem beim Hamburger Audiovermarkter RMS. Ihm fallen gegenüber Vorjahr in der MA 2016 IP Audio I die Reichweiten des Streamingdienstes ebenso weg wie die Zahlen der starken Antenne-Bayern-Truppe. Die Münchner sind bereits im ersten Quartal 2015 aus der RMS-Webradiovermarktung ausgestiegen und kümmern sich seither im eigenen Haus um die Netzreklame. So listet die agma aktuell für die RMS ein Minus von 70 Prozent auf 34,4 Millionen Sessions pro Monat über alle vermarkteten Webradios hinweg. Doch das Portfolio der Hamburger bündelt insgesamt über 600 Streams, von denen noch nicht alle von der MA IP Audio erfasst werden. "Werbekunden erreichen damit aktuell über 250 Millionen Werbemittelkontakte pro Monat", betont die RMS.
Ein kurzer Blick auf einzelne Wellen: Neben Spotify dominieren die UKW-Millionäre auch weiterhin das Online-Spiel. Das junge 1Live vom WDR hat im Kreis der klassischen Radioanbieter die Nase vorne und legt um fünf Prozent auf knapp 8,6 Millionen Sessions pro Monat zu.
Dominant bleibt in der MA 2016 IP Audio I auch Antenne Bayern über alle Angebote hinweg und mit allein 5,9 Millionen Sessions für den Hauptsender im Simulcast (plus 24 Prozent). Gleiches gilt für die Wellen des Hessen-Privatfunkverbunds FFH, wo knapp 2,5 Millionen Webradio-Sessions allein bei Hit-Radio FFH gezählt werden. Die öffentlich-rechtlichen Senderfamilien bei BR, SR, SWR, HR oder auch MDR stehen fast komplett mit Pluszeichen in den MA-IP-Audio-Listen. NDR2, in der klassischen MA der UKW-Wellen von vergangener Woche mit Einbrüchen, hat treuere Fans im Netz und gewinnt hier 14 Prozent auf mehr als 4 Millionen Session pro Monat hinzu.
Einzelne Sender wie Klassik Radio (plus 54 Prozent auf 1,3 Millionen Session) oder auch Spezialofferten fürs Netz wie Sunshine Live Webradios (plus 36 Prozent) oder das Bundesliga-Radio Sport1.FM (plus 17 Prozent auf mehr als 2 Millionen Sessions) haben mit der MA 2016 IP Audio I ihren festen Platz in der Webradio-Liga gefunden.
Konkurrenz durch eine neue Form von Radio bekommen die Etablierten auch von Laut.FM. Zum dritten Mal werden die Messdaten des User Generated Radios mit ausgewiesen, den seit Jahresstart Antenne Bayerns Spotcom vermarktet. Ein Zuwachs von 23 Prozent bei nun knapp 8 Millionen Webradio-Sessions bringt das Angebot inzwischen auf Platz drei hinter Spotify und 1Live. Alle Ergebnisse sind in dieser PDF-Datei der agma zu finden (Achtung, Brille aufsetzen!).
Olaf Lassalle, Geschäftsführer der agma, lobt das Engagement seines Teams. "Im Rückblick auf die letzten zwei Jahre hat die agma mit der MA IP Audio sehr wertvolle und maßgebende Pionierarbeit für die Anforderungen im deutschen Werbemarkt geleistet." Für eine größtmögliche Abdeckung des Radiomarktes sei sowohl die Teilnahme der werbetragenden als auch der nicht-werbetragenden Angebote an der MA IP Audio von enormer Wichtigkeit, erinnert Lassalle.
"Insbesondere sind mit der Teilnahme an der IP Audio dann auch die Voraussetzungen für die Ausweisung in der nächsten konvergenten Radiostudie, der MA Audio, erfüllt, die die agma im Herbst 2016 zum zweiten Mal vorlegen wird", fügt Axel Pichutta, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft, hinzu.